Mein Freund und ich sind immer bei ihm, aber seine Wohnung ist eklig: Messie-Chaos!

Seine Wohnung ist voll mit Zeug und Unrat, unordentlich, schmutzig. Ist er einfach nur ein bisschen chaotisch? Nein: Er ist ein Messie

Messie-Wohnung: ein stinkender Haufen Müll, chaotisch, voll, unordentlich, schmutzig, verdreckt

Liebe Beatrice,
ich bin mit meinem Freund (27) seit anderthalb Jahren zusammmen. Wir haben gemeinsam viel durchgemacht, weil ich, seit ich ein kleines Kind war, unter Depressionen und den Begleiterscheinungen leide. Gottseidank ist das nicht so schwer für ihn, weil er selbst Antidepressiva nimmt. Aber das ist jetzt auch nicht das Problem – wir haben die Depressivität gut im Griff – sondern dass mein Freund einfach keine Ordnung und Sauberkeit halten kann. Seine Wohnung ist ein gruseliges Schlachtfeld. Doch ich darf ihm nicht beim Aufräumen, Putzen und Ausmisten helfen, dann fühlt er sich schlecht. Er hat seit sechs Jahren eine eigene Bude, doch wenn wir zu seinen Eltern fahren, dann kommt es durchaus vor, dass er einen Koffer voller Schmutzwäsche mitnimmt, die seine Mutter (hallo! er ist 27 und besitzt die modernste Waschmaschine aller Zeiten!) ihm wäscht und bügelt – sogar die Unterhosen!

Seine Wohnung ist chaotisch, unaufgeräumt, unordentlich, schmutzig, verdrecktSeine Wohnung ist in der Regel ein einziger Haufen Schmutzwäsche, schmutziges Geschirr, ein verdrecktes Bad und ebenso eine Küche, ein krümeliger Fußboden und Kreationen wie Lebensmittellager im Wohnzimmer, sowie Lebensmittel, mit denen ich mich praktisch unterhalten kann. Ich muss jedesmal, damit er auch nur ein bisschen saubermacht, ausrasten und schreien. Was ich nicht will!
Auch ist er im Putzen derartig langsam, so wie in allem, was er macht (er ist Beamter und zwar genau die Art von Beamter, wie sie in Beamtenwitzen immer belächelt wird). Zu mir nach Hause will er nicht kommen, weil ich noch bei meinen Eltern lebe und er lieber mit mir allein sein will. Ich bin ja gerne bei ihm… aber dieser Dreck und das Chaos treiben mich in den Wahnsinn!

Meine Frage an dich lautet nun: Was kann ich tun, damit er endlich ordenlicher und sauberer wird?
Ich habe ihm oft genug gesagt, dass ich nur komme, wenn er putzt (tatsächlich räumt er dann ein klitzekleines bisschen auf) und dass ich es verdammt egoistisch von ihm finde, dass er nicht dafür sorgt, dass ich mich in der Wohnung wenigstens ein bisschen wohlfühle, wenn er schon nicht zu mir kommen will.
Vielen Dank im voraus, Doro (23)

Empfehlungen der Paarberaterin:

Liebe Doro,
oh Mann, ich versteh dich gut, dass dich das nervt! Es ist nicht nur für sich eine widerwärtige Sache, wenn man sich beim Wohnen durch den Dreck wühlen muss – der nicht mal der eigene ist (igitt!), sondern es ist auch kränkend, dass er das nicht mal dir zu Liebe tun kann.
Das, was du beschreibst, deutet darauf hin, dass er nicht einfach bloß ein bisschen faul, unordentlich und chaotisch ist: Er ist ein Messie oder zumindest ist er auf dem Weg schnurstracks dorthin. Das musst du ihm mit kurzen klaren Worten sagen, sowie, dass du keinen Partner mit einem Messie-Syndrom willst.
Leider geht die Messie-Störung oft einher mit einer Depression; die Wohnung spiegelt ein wenig die Unaufgeräumtheit und den Mangel an Selbstliebe / Selbstachtung in so einem Menschen; blöderweise fördert so eine schreckliche Umgebung wiederum die Depression. Du musst / Ihr müsst dringend und gezielt dagegen angehen.

Du schreibst:
“Ich darf ihm nicht beim Putzen helfen, dann fühlt er sich schlecht.”
Na, aber guck doch mal hin: ohne Putzen und Aufräumen fühlst DU dich schlecht! Ich bin sicher, dass dein Schlecht-Fühlen durch dieses Ekel-Chaos und durch seine Rücksichtslosigkeit weit größer ist als sein Schlecht-Fühlen durch das bisschen Gekränktsein. Mann, er benimmt sich ja original wie ein kleines Kind, was in seinem Kinderzimmer alles durcheinander wirft und dann auch noch nölig wird, wenn Mama aufräumt!

Liebe Doro, du musst ihn nicht schonen, nur weil er zu Depressionen neigt. Eigentlich solltest du das von dir selber gut wissen, oder? Nämlich dass zu viel Schonung und falsche Rücksichtnahme bei einem Depressiven oft gar nix hilft, sondern im Gegenteil dazu beiträgt, dass derjenige sich noch hilfloser und kraftloser fühlt.
Von daher habe ich zwei Vorschläge für dich:
a) Entweder du greifst mal hart durch, auch dir selbst gegenüber: Auch deiner Selbstachtung bist du es schuldig, dass du dir das nicht weiter antust. Und zwar rate ich dir, dass du wirklich nur dann zu ihm gehst, wenn er alles ordentlich gemacht hat. Und falls er dich mit falschen Versprechungen herbeilockt und du bei ihm siehst, dass immer noch Chaos ist, müsstest du auf dem Absatz kehrt machen. Ohne Diskussion. Das ist anfangs hart, weil es eventuell bedeutet, ihn weniger zu sehen als sonst, aber nach ein paar Wochen hätte er die Lektion gelernt.
b) Das nächste Mal, wenn du zu ihm kommst, nimmst du mit: Gummihandschuhe, Putzzeug und drei bis fünf große Plastiksäcke. Sobald du dort bist, krempelst du die Ärmel hoch und fängst an aufzuräumen und sauberzumachen wie eine Turbo-Hausfrau (alle herumliegenden Sachen kommen in die Säcke – Schmutzwäsche in den einen, Lebensmittel in den anderen, sonstiges in den dritten). Du musst agieren wie ein Roboter und dich absolut nicht irritieren lassen durch sein Eingreifen, Blödtun oder sonstiges – ignorier es einfach! Es ist scheißegal, wenn er sich nicht gut fühlt, denn das wird bald vorüber sein. Entweder er fühlt sich ein paar Stunden doof oder du dich die ganze Zeit – was ist schlimmer, hm?
Und vor allem: wenn du das durchziehst, hat es zwei Vorteile:
1) Er sieht, wie man das macht,
2) er wird sich so schämen, dass er es nicht von sich aus gemacht hat, dass er entweder gleich mit anpackt oder es beim nächsten Mal tut, bevor du kommst.
(Im Übrigen würde ich ihn schon bei der Aufräum-Aktion dazu auffordern, mit anzupacken – allerdings nicht sauer sein, wenn er´s nicht tut! Das wäre dann halt kindlicher Trotz, was soll´s.)

Bitte lies den Beitrag
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und guck dazu auch mein Video «Kann ich meinen Partner ändern? Und wie? Super Tipps von der Paarberaterin»

Liebe Grüße und viel Erfolg
Beatrice Poschenrieder

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