Er fasst mich nicht an, redet kaum mit mir, ich fühle mich wie seine Mutter!

Anfangs waren wir verliebt, jetzt fühle ich mich wie seine Mutter und Haushälterin! Ich schmeiße den Haushalt, er befasst sich kaum mit mir

Liebe Beatrice!
In meiner Beziehung gibt´s kein Schmusen, keinen Sex, und das schon seit 2 Jahren – und wir sind erst seit zweieinhalb Jahren zusammen. Na ja… noch lass ich es so, wie es ist. Aber ich hab schon an einen Seitensprung gedacht. Mir fehlt die Zärtlichkeit, das Küssen, einfach alles. Ich wäre schon zufrieden, wenn er mich mit den Händen befriedigen würde, aber er fasst mich ja nicht mal an, er vermeidet es, wenn er mich umarmt, meine Brust zu streicheln oder überhaupt meinen Körper. Manchmal hab ich das Gefühl, ich bin seine Mutter. Putzen, waschen, einkaufen, dann kochen, wenn er heimkommt, damit das Essen auf dem Tisch steht. Dann legt er sich auf die Couch und redet keine zehn Sätze mit mir, bis wir schlafen gehen.
Manchmal möchte ich am liebsten nicht mehr… ach egal… Hab schon zwei längere Beziehungen hinter mir und dachte, diese Beziehung ist was Besonderes, aber anscheinend doch nicht. Vielleicht kannst du mir helfen. BITTE!
Liebe Grüße, Simone (ohne Altersangabe)

Liebe Simone,
ich hätte da erst noch ein paar Fragen:
1) Wohnt ihr zusammen? Wenn ja, seit wann?
2) Warum bekochst du ihn und machst den Haushalt? Weil er die Wohnung finanziert oder wieso?
3) Was tut er für dich? (bitte alles aufzählen)
4) Warum bleibst du bei ihm? (bitte alle Gründe nennen)
5) Was alles stört dich an ihm außer den bereits erwähnten Sachen?
6) Was gefällt dir an ihm?
7) Liebt er dich? Wenn ja, woran machst du das fest?
8) Hast du ihn schon mal auf das angesprochen, was dir alles fehlt? Wenn ja, wie reagierte er?
9) Was wäre, wenn du das alles nicht mehr mitmachen würdest?
Bis bald, Beatrice

Hallo Beatrice,
1) ja ich wohne bei ihm, seit zweieinhalb Jahren.
2) Ich koche für ihn, weil er arbeiten geht und ich leider keine Arbeit habe und er ja was zu essen braucht. Und ja, er finanziert die Wohnung, ich tu alles für ihn…
3) Was tut er für mich? Das kann ich nicht beantworten, außer dass ich bei ihm wohnen kann.
4) Weil ich ihn liebe, weil ich Angst habe vor dem Alleinsein, weil er nie mit mir streitet, immer für mich da ist, nie alleine ausgeht, nicht trinkt.
5) Dass er fast nie mithilft, immer nur vor dem Fernseher sitzt, wenn er zu Hause ist.
6) Mir gefällt alles an ihm, er ist schon nett zu mir, aber es gibt eben keinen Sex.
7) Dass er mich lieb hat, sagt er mir jeden Tag, an dem mach ich das fest.
8) Wenn ich ihn anspreche auf die Sachen, die mich stören, wechselt er das Thema.
9) Ich weiß nicht, was wäre, wenn ich nicht mehr mitmachen würde.
LG, Simone

Liebe Simone,
da ist ein Kerl, der hat zuhause eine Frau, die macht ihm den Haushalt, bekocht ihn, betüddelt ihn. Der Kerl ist einerseits nett und artig, er sagt “ich hab dich lieb”; andererseits lässt er sich gern betüddeln, gibt davon aber nicht viel zurück, im Gegenteil, die Frau scheint ihn nicht besonders zu interessieren; er benimmt sich, als hätte er nicht viel mit ihr am Hut… Woran erinnert uns das?
An eine Mutter und ihren Sohn. Dementsprechend lautet der Kernsatz in deinem Brief: “Manchmal hab ich das Gefühl, ich bin seine Mutter…”
Und dieses Gefühl hat er unterbewusst auch! (Das ist übrigens einer der Hauptgründe, warum vielen Männern in längeren Beziehungen die Lust abhandenkommt!)
Tja, und mit seiner Mutter hat “Mann” weder Sex noch intimen Körperkontakt: “er fasst mich ja nicht mal an, er vermeidet es, wenn er mich umarmt, meine Brust zu streicheln oder überhaupt meinen Körper.”

Was ist die logische Konsequenz? Hör auf, seine Mutter zu spielen. Aber das erfordert natürlich auch, dass du dich auf deine eigenen Füße stellst, dir einen Job suchst, selbst für deinen Lebensunterhalt sorgst.
Das klingt unbequem und beängstigend?
Aber sind deine Aussichten, wenn du so weitermachst wie bisher, nicht noch beängstigender? Nämlich die Haushälterin und Putzfrau von einem Mann zu sein, bis du alt bist – und er redet kaum mit dir, geschweige denn gibt er dir ein Liebesleben? Das ist, als wäret ihr schon 50 Jahre verheiratet und beide bald 80 Jahre alt.
Deine besten Jahre, deine Sexualität und dein Selbstwertgefühl im Tausch gegen Kost und Logis – ich finde, das ist kein guter Deal.

Natürlich würde es auch eine Weile dauern, bis die frühere Leidenschaft deines Freundes wieder da wäre – aber eine andere Chance hast du kaum.
Alles Gute,
Beatrice Poschenrieder

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