Endlich die große Liebe, aber er hat seelisch bedingte Erektionsprobleme!
Hallo Beatrice!
Meine Situation: Ich habe 2 Kinder, bin verheiratet, aber seit 4 Monaten getrennt lebend (leider in unserer gemeinsamen Wohnung), und seit 3 Monaten mit meiner grossen Liebe zusammen!
Hört sich vielleicht kitschig an, aber wir kennen und mögen uns sehr seit 12 Jahren.
Mein Freund S. ist 42 Jahre, ein sehr lieber, männlicher und sensibler Mann – selbstständiger Unternehmensberater. Leider ein sehr harter Job – mal Aufträge, mal keine – er hat also schon recht große Existenz-Ängste, zumal er Alimente für zwei kleine Kinder zahlen muss. Vor ca. 6 Monaten starb sehr unerwartet sein Vater, dessen Tod er noch nicht wirklich verkraftet hat.
Er versucht, es allen recht zu machen: seiner Ex wegen der Kinder, seinen Mandanten, und mir, der Frau , die er – wie er sagt (und das glaube ich ihm, weil er kein oberflächlicher Mensch ist) – über alles liebt und der er sein Herz geschenkt hat.
Nun zu unserem Problem: er hat – mal mehr, mal weniger – Erektionsstörungen. Sein Penis wird superhart, wenn ich ihn lecke, und schlafft beim Einführen oder Eindringen in mich total ab. Das passiert auch bei Stellungswechseln.
Er sagt, dass er diese Probleme vorher nicht gehabt hat, dass er mich geil findet und dass ich nicht der Grund bin!
Wir waren auch beim Urologen; der denkt, es könnte Stress sein, hormonell sei alles ok. Was kann ICH jetzt tun, außer locker zu bleiben?
Wir treffen uns ca. 4 mal die Woche – wo wir was unternehmen (spazieren, essen gehen, Ausstellungen besuchen, tanzen gehen etc.), alles sehr innig – und meistens nach ewigen Knutschereien und Zärtlichkeiten geht´s Richtung Liebemachen.
Da ich von meinem Noch-Ehemann kontrolliert werde (unsere Tochter ist 9 Jahre alt), muss ich natürlich auch dafür sorgen, dass für sie gesorgt ist, wenn ich weg bin, und mein Noch-Mann macht es mir nicht sehr einfach… (er kennt übrigens meinen Schatz sehr gut und weiß um unsere Gefühle und dass wir intim sind)
Worauf er sonst noch steht, neben hemmungslosen Oralsex, und womit ich gar keine Probleme habe, ist, von mir dominiert zu werden (in Lack und Leder, Handschellen, Fesseln u.ä. – ohne Schmerzen, es ist nur unsere Variante, Sex zu haben), ebenso findet er es toll, mich zu dominieren – wir wechseln uns quasi ab – aber auch dabei schlafft sein Penis schnell ab.
Ich hoffe, Du kannst mir schnell antworten, es brennt uns beiden auf der Seele – sonst hätte er sich auch nicht einen Blitztermin beim Arzt besorgt.
Elli
Hallo Elli,
dein neuer Freund steht zwischen allen Stühlen und versucht, allen und allem gerecht zu werden, hat außerdem Berufsstress, dann der Tod seines Vaters…
Es wundert mich nicht, dass darunter auch die Sexualität leidet. Aber ich denke, was da noch mehr eine Rolle spielt: dein Exmann, und dass du noch mit einem Fuß in der Ehe stehst. Du wohnst noch mit ihm zusammen und lässt dir von ihm Kontrolle aufdrücken.
Wie komme ich da drauf? Wenn es nur der Stress durch seinen Beruf und den Tod des Vaters und seine Ex-Familie wäre, dann würde ihm das eher allgemein auf die Lust drücken. Aber seine sexuelle Störung tritt ja nur in dem Moment ein, in dem es darum geht, dir körperlich sehr nah zu sein.
Sein Unterbewusstes denkt dann vermutlich: Wie kann ich mit einer Frau eng verbunden sein, die noch mit einem anderen so eng verbunden ist?
Von daher rate ich dir: Wenn S. wirklich deine große Liebe ist, dann löse dich so bald wie möglich von deinem Noch-Ehemann – in JEDER Hinsicht. Zieh aus, beschleunige die Scheidung, ziehe radikale Grenzen, lass dich nicht von ihm kontrollieren. Selbst wenn das für dich mit finanziellen Nachteilen verbunden ist. Die große Liebe ist es wert.
Außerdem seid ihr noch nicht lange zusammen. Gib ihm Zeit – VIEL Zeit. Zeig ihm, dass er dir vertrauen kann, und handle dementsprechend.
Noch etwas zum Sex. Ich hab so ein Gefühl, als ob er aus irgendwelchen
Gründen den Sex vom Gefühl abkoppelt. Wie meine ich das jetzt wieder?
Also…
Wenn der Penis keinen Verkehr ausführen kann, ist ja nicht automatisch die Lust weg; die ist da und will ausgelebt werden. Viele Männer wenden sich dann der Partnerin zu und kümmern sich um deren Bedürfnisse und Befriedigung – mit ganz viel Zärtlichkeit und Zuwendung. S. aber scheint sich nicht wirklich dir zuzuwenden. Im Gegenteil kriegt er von dir Zuwendung (Oralsex) oder taucht ab in Rollenspiele.
Vermutlich hat er vor irgendwas Angst, z.B. vor der großen Nähe, die beim wirklichen „Liebe-Machen“ entsteht.
Ob es was bringt, dass du ihn drauf ansprichst, musst du nach deinem Gefühl entscheiden – denn es kann auch sein, dass das erst mal Abwehr auslöst.
Wichtig fände ich, dass du deine Bedürfnisse aussprichst. Was möchtest du eigentlich, wenn du mit ihm intim bist, außer „Vögeln“? Möchtest du auch mal nur gestreichelt werden? Im Arm gehalten werden? Dass er deine Füße massiert? Mit dir zusammen badet? Möchtest du ihn von Kopf bis Fuß verwöhnen und küssen und nicht nur seinen Penis?
Findet Wege, euch körperlich nah zu sein, wo auch die Seele mitgestreichelt wird.
Liebe Grüße
Beatrice
Liebe Beatrice.
Danke für Deine ausführliche Antwort. Deine Antwort hat mich ziemlich aufgewühlt. Ich werde besonders deine Ratschläge im letzen Teil deiner Mail verinnerlichen!
Könnte es sein, dass er mich nicht wirklich um meinetwegen liebt? Er sagt es mir schon…
Übrigens zieht mein Noch-Ehemann in 5 Wochen aus!
Ich grüße Dich,
Deine Elli
Liebe Elli,
Könnte es sein, dass er dich nicht wirklich um deinetwegen liebt?
Sowas ist zwar im Bereich des Möglichen, aber ich glaube eher, dass er
1) Angst vor Verletzung und Enttäuschung hat; Angst, dir sehr nah zu kommen und dann bleibst du doch bei deinem Mann oder sowas
und 2) dass da vielleicht auch zum Teil eine unterbewusste Angst ist, er könnte für dich vor allem den „Zweck“ haben, das Absprungbrett aus deiner Ehe zu sein. Nicht nur du willst um deiner selbst geliebt werden – auch er.
Deswegen nochmal mein Appell: Löse dich so bald es geht von deinem Noch-Ehemann. Vielleicht kannst du bis dahin woanders wohnen? Und deine Angelegenheiten so regeln, dass er dir nicht mehr reinreden kann? Was da oft hilft, ist ein Gespräch mit einer Familienberatung, z.B. Pro
Familia. Da erfährst du auch einiges über deine Rechte und das Finanzielle.
Alles Gute
Beatrice