Wie halte ich mir Männer vom Leib, die ich nett finde und nicht vergraulen will?

Hallo Beatrice,
mein Problem ist, dass mehrere sehr nette Kollegen „auf mich stehen“, mich um Dates bitten, sich beim Gespräch mit mir verhaspeln, mich nicht aus den Augen lassen und dahinschwelgen. Ich merk das nicht nur, ich hab auch schon deutliche Ansagen bekommen, dass sie mehr empfinden. Das Problem dabei ist nicht nur, dass diese vier Personen alle Arbeitskollegen sind, sondern dass zwei davon verheiratet sind, einer ist in einer Beziehung und nur einer solo, und dass ich alle vier echt nett finde, aber eben mehr nicht. Und langsam fängt mich das an zu nerven. Ich geh schon immer mit einem flauen Gefühl in die Firma. Es macht mich verlegen, mir anzuhören, wie schick ich bin – wenn ich ganz verschlafen ins Büro trample. Ich empfinde es als unangenehm, von Kollegen umarmt zu werden und dabei zu wissen, dass sie mehr wollen. Einer gibt mir abends sogar öfters einen Kuss auf die Wange – ich weiß nicht, wie ich mich „freundschaftlich“ wehren soll. Und es drängt mich in eine Ecke, wenn einer mich um ein Date fragt.
Meine Antwort auf die Frage „Wollen wir mal einen Kaffee trinken gehen“ war „Klar, gerne, wir können die anderen fragen, ob sie auch Lust haben, dann wird´s sicher ein lustiger Abend!“ Dann kam unerwartet die Antwort: „Wollen wir nicht alleine Kaffee trinken gehen“ und ich war entwaffnet…

Mein Problem ist, denjenigen unmissverständlich klar zu machen, dass ich kein Interesse habe, sie aber trotzdem nett finde. Es hilft nicht zu sagen: „Schau mal du hast eine Freundin/Frau, was sagt die dazu, dass du mir Komplimente machst?“
Ich will mich irgendwie ohne Peinlichkeit da rausziehen, ohne gleich die Arbeit wechseln zu müssen oder arrogant zu wirken.
Wäre super, wenn du mir zurückschreibst
Ela

Liebe Ela,
es geht nicht an, dass du immer mit einem flauen Gefühl zur Arbeit gehst. Du musst dich schnellstmöglich gegen diese Anmachen wehren.
Du hast folgende Möglichkeiten:
a) Du kannst vorgeben, du seiest schon gebunden. Trag einen „Verlobungsring“ und stell das Bild eines guten Freundes auf deinen Schreibtisch. Bitte ihn, dich baldmöglichst auf der Arbeit zu besuchen. Begrüß ihn mit einem vertraulichen Küsschen und einem Kosenamen, zeig ihm „deinen Arbeitsplatz“.
b) Klare Worte. Es ist das Problem deiner Kollegen, wenn sie nicht merken, dass sie bei dir keine Chancen haben, und sollte nicht dein Problem sein. Manche Leute haben da so wenig Feingefühl! Du kannst also ruhig deutlich werden. Klar könnte sich eine sensible Seele erst mal ein bisschen vor den Kopf gestoßen fühlen, aber wenn die Typen nicht sensibel genug sind, um zu wissen, wie weit sie gehen dürfen, brauchst du auch nicht mit Samthandschuhen hantieren. Und mit diesen Gebundenen brauchst du schon gar nicht rücksichtsvoll umgehen. Was bilden die sich denn ein?!
Verpack es freundlich, etwa: „Ich finde Sie ja sehr nett, aber nein – lieber nicht.“ Ohne Begründung. Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen. Wenn der Typ dann fragt: Wieso nicht? sagst du: „Einfach so“ oder du lächelst: „Ich möchte eben nicht.“
Fühlst du dich beobachtet, so sag: „Ich hab das Gefühl, Sie beobachten mich. Ich fühle mich dabei nicht wohl.“
Gut ist, wenn es dir gelingt, es mit Humor zu verbinden, zum Beispiel dem Glotzer grinsend ein Pinup-Girl an die Wand zu pinnen und zu sagen, „Da haben Sie was zu gucken.“
c) Körpersprache. Mach damit klar, dass du keine Annäherungen willst. Wenn einer glotzt, versuche, aus seinem Blickfeld zu verschwinden. Wenn einer dich umarmen oder küssen will, drück ihn sanft mit erhobenen Händen weg. Sollte er fragen, was los ist, sagst du einfach „nichts“ oder „das Berühren der Figuren mit den Pfoten ist verboten“.

Du brauchst keine Angst davor zu haben, arrogant zu wirken. Wenn wir unsere Grenzen zeigen, sind wir nicht arrogant, sondern auf gesunde Art selbstbewusst. Es ist typisch Frau, dass du versuchst, zu allen nett und bei allen beliebt zu sein, aber das darf niemals um den Preis geschehen, dass man dir zu nahe tritt und du dich unwohl fühlst!

Zwei gute Standard-Ansagen für penetrante Fälle sind: „Ich möchte Arbeit und Privates nicht vermischen“ und „Ab und zu brauche ich einfach meine Ruhe. Momentan zum Beispiel.“

Liebe Grüße,
Beatrice Poschenrieder

Hi Beatrice,
klasse, das hat mir sehr geholfen!
Ich hab jetzt einen zur Rede gestellt. Daraufhin hat er mir seine traumatischen Kindheitserlebnisse gebeichtet und meinte, er kommt immer noch nicht darüber hinweg, dass er als Kind/Jugendlicher als Aussenseiter behandelt wurde. Dass manche Schulkameraden sich sogar weggesetzt haben, als er dazu gekommen ist… Er möchte ja nur ein bisschen Beachtung und Symphatie…
Meine Antwort auf diese Erklärung war dann: „Wenn du möchtest, dass ich mich nicht wegsetze, musst du dein Verhalten zu mir ändern“ – das hat jedenfalls gesessen.
Im Moment sehe ich keine weiteren Andeutungen.
Mein anderer Kollege hat sich von selbst aus entschuldigt – keine Ahnung aus welchem Beweggrund, aber gut so.
Nun bleiben noch zwei andere übrig, die ich „loswerden“ muss, damit ich meine Ruhe habe :))
Ganz dickes Dankeschön
Ela

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