Ich habe Hemmungen vor meinem Freund wegen meiner Blähungen
Es ist ihr superpeinlich vor ihrem neuen Freund, dass sie vor allem nachts so viel pupsen muss. Was ist die Ursache für die ständigen Blähungen?
Liebe Beatrice,
habe da ein Problem, das ich nicht in den anderen Beiträgen deiner Beratung gefunden habe. Es ist so, dass ich nachts oft ziemliche Verdauungsstörungen habe, das heißt (ist mir auch sehr unangenehm, das so zu schreiben!), dass ich oft pupsen muss (mir fällt kein Begriff ein, der schöner klingt!).
Teilweise merke ich das ja, wenn ich wach bin, aber wenn ich schlafe, eben nicht. Und das hat mir dann meine Familie bestätigt, als wir letztes Jahr campen waren.
Das wäre ja alles nicht sooo schlimm, aber jetzt habe ich seit 4 Monaten einen Freund, der auch seit kurzem mit mir übernachtet, und ich habe ziemlich Angst, dass er das mitbekommt. Er ist wahnsinnig lieb und würde mich sicher auch nicht auslachen oder so, aber angenehm ist es für ihn bestimmt auch nicht. Ich kann deswegen auch sehr schlecht einschlafen, wenn er da ist.
Was kann der Grund für diese nächtlichen Blähungen sein? Hast du vielleicht irgendeinen Tipp, was ich dann vielleicht nicht essen sollte? Ich weiß zwar von Bohnen und Kohlrabi, aber die esse ich auch nicht. Oder vielleicht weißt du irgendwas anderes, was da eventuell helfen könnte?
Deine Ela (fast 19)
Hi Ela,
die wichtigsten Tipps lauten:
1) Nach Sonnenuntergang möglichst nur noch wenig essen und
2) vor allem nach Sonnenuntergang grundsätzlich vermeiden: alle Rohkost (also auch Salat), rohes Obst, Fruchtsaft, Körner (z.B. Vollkorn-Müsli; auch Müsli-Riegel) und Produkte mit grobem Vollkorn; bei gekochtem Gemüse alles Blähende meiden, z.B. alle Kohlsorten (auch Broccoli), Sellerie, Stangensellerie, Mais, Paprika, Bohnen (Bohnen in jeglicher Form), Hülsenfrüchte usw.
3) Viele Leute müssen auch Produkte mit Hefe und anderen Backtriebmitteln meiden, vor allem frisches Weißbrot und Brötchen, weil die Backtriebmittel im Darm gären. Knäcke ist da oft besser, es sei denn, man hat eine Fruktose-Unverträglichkeit (die meisten Knäcke-Sorten bestehen aus Roggen, und Roggen enthält relativ viel Fruktose = Fruchtzucker).
Blähungen entstehen aus Gärungsvorgängen…
…deswegen kann man sich auch klar machen, was eine Gärung begünstigt: z.B. Zucker, Alkohol, Fruchtiges – oder eben wenn zu viel Essen zu lang im Darm verweilt (über Nacht). Dann fängt fast alles an zu gären, vor allem wenn man noch Fruchtsaft oder Zucker obendrauf gießt. Tatsache ist nämlich, dass bei uns Menschen nach Sonnenuntergang das Hormon Melatonin ausgeschüttet wird, und das verlangsamt die Tätigkeit des Darmes. Bei manchen Leuten steht der Darm nachts fast still, und dann liegt das Essen da drin herum und entwickelt ein Eigenleben aufgrund der ganzen Darmbakterien – sprich, es gärt. Das ergibt übrigens nicht nur Blähungen, sondern auch leicht giftige Substanzen, die ganz ähnlich wirken wie billiger Alkohol (sog. Fuselalkohole), vor allem in den Nachwirkungen: nämlich dass man sich morgens wie zerschlagen fühlt, schlecht aus dem Bett kommt und tagsüber oft müde ist.
Aufgrunddessen empfehlen viele Ernährungsberater, dass man das Obst morgens essen soll, aber später nicht mehr, und Salat/ Rohkost immer zu Mittag.
Kommen die Blähungen von einer Fructose- oder Laktose-Intoleranz?
Dies ist ein weiterer sehr wichtiger Punkt:
Sehr viele Menschen haben Blähungen aufgrund einer Fructose- oder Laktose-Intoleranz (auf deutsch: Fruchtzucker- oder Milchzucker-Unverträglichkeit). Das solltest du nicht nur UNBEDINGT beim Arzt abklären lassen (u.a. durch den entsprechenden “Atemtest”), sondern auch selbst ausprobieren, ob es etwas bringt, wenn du zuerst eine Woche lang konsequent alles weglässt, was Milch und/oder Fruchtzucker enthält, dann je eine Woche alle Lebensmittel mit Milch bzw. mit Fruchtzucker weglässt. Wenn du nur in der ersten Woche fast keine Darmgase entwickelst, dann hast du vermutlich beide Intoleranzen.
Buchtipps dazu:
• «Zöliakie, Laktose- und Fruktoseintoleranz: Das Koch- und Backbuch»
• «Gesund essen & trotzdem krank: Gluten-, Laktose-, Fruktose-, Histamin-Intoleranz».
Herzlichst,
Beatrice Poschenrieder