Meine Freundin sagt, ich sei ein “Mister Aussichtslos”

Laut ihr bin ich zu kritisch und perfektionistisch. Ich hingegen denke, warum soll ich ihr nicht sagen, was mich alles an ihr stört?

Hat er so eine Macke, dass er aussichtslos ist?

Hi Beatrice.
Meine Freundin hat dein Buch “Mister Aussichtslos: 12 Männertypen, die Sie sich sparen können” gelesen und jetzt behauptet sie, ich wäre genau der Typ 6, also der Neurotiker. Ich kann das garnicht finden. Sie findet, ich wäre der totale Perfektionist und ewige Krittler, dabei ist das garnicht so schlimm. Sie hat halt eine Menge Macken und blöde Angewohnheiten, warum soll ich ihr das nicht sagen? Ist doch besser, seine Meinung zu sagen, als damit hinterm Berg zu halten. Das wäre doch unehrlich. Sie findet sogar, ich sollte in Therapie gehen. Weil ich ihr angeblich das Leben zur Hölle mache. Ich finde, sie ist einfach nur hysterisch und undifferenziert. Und ich bin sauer, dass du die Frauen mit so einem dahergeholten Geschreibsel aufwiegelst.
Gruß, Max (39)

Beatrice Poschenrieder, Cover Buch Mister Aussichtslos
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Hallo Max,
mein Geschreibsel ist keineswegs “dahergeholt” – leider!, möchte ich sagen, denn ich hab es für die unglaublich vielen Frauen geschrieben, die mir (hier in der Online-Beratung, in meiner therapeutischen Tätigkeit und auch privat) ihre leidvollen bzw. frustrierten Geschichten erzählen, die sie mit solchen Männern erleben.
Natürlich gehören lang nicht alle Männer zur Kategorie “Mr. Aussichtslos“. Mit diesem Begriff meine ich einen Mann mit Macken, die ihn für längere Beziehungen wirklich ungenießbar machen. Und zwar nicht Macken wie Unordentlichkeit, Allergie gegen Küchenarbeit, Sammelwut, Sportfanatismus, beharrliches Festhalten an seltsamen Hobbies und ähnliches. Mit Liebe und gutem Willen lassen sie sich durchaus mit einer Beziehung vereinen. Sondern ich meine grundlegende Eigenschaften, die mit unserer gängigen Vorstellung von einer erfüllten Partnerschaft einfach unvereinbar sind. Und zwar für fast alle Frauen. Wenn Mr. Aussichtslos trotzdem etwas Längeres zustande bekommt, liegt das an drei Dingen:
1) Er findet eine Partnerin mit kompatibler Macke oder
2) eine mit unerschöpflicher Leidensfähigkeit, die man bisweilen als masochistisch bezeichnen kann, oder
3) er ändert sich grundlegend – worauf eine Frau allerdings nie setzen sollte (!!! drei dicke Ausrufezeichen für all die Leidensgenossinnen, die sich einbilden, ihren Partner ändern zu können).
Es gibt dazu auch ein Video von mir, siehe unten.

Ich wiegle diese Frauen auch nicht auf, sondern ich schärfe ihre Wahrnehmung dafür, ob sie evtl mit dem falschen Mann zusammen sind und sich in einer Beziehung mit ihm nur unnötig aufreiben und nie mit ihm wirklich glücklich werden. Denn Frauen neigen – viel mehr als Männer – dazu, sich vor lauter Bedürfnis nach einer Beziehung zu schnell auf jemand einzulassen und dann auch zu lang an ihm festzuhalten, sogar wenn sie selbst ganz genau spüren, dass diese Bindung aussichtslos ist. Sie denken: “Ich muss ihn nur stark genug lieben, dann wird er sich schon irgendwann in meine Richtung bewegen” oder “ich werd’ ihn schon noch hinbiegen” oder “die Kraft meiner Liebe wird ihn schon noch dazu bringen, sich zu ändern”; oder manchmal hoffen die Frauen das nicht mal, sondern verbiegen sich selbst bis zur Unkenntlichkeit, und irgendwann in einem ganz tiefen Loch fällt ihnen auf, dass sie garnicht mehr sie selbst sind.
Für all diese Frauen und ihre ganz reellen Liebeskatastrophen hab ich das Buch geschrieben.

Ob du nun auch ein “Mr. Aussichtslos” bist, kann ich natürlich nicht sagen; vielleicht ist da ein bisschen was dran, was deine Freundin sagt? Die Frage ist ja auch, warum du mit ihr zusammen bist, wenn sie “eine Menge Macken und blöde Angewohnheiten” hat und “hysterisch und undifferenziert” ist. Vielleicht ist das eher deine eigene Sichtweise? Frag doch mal Freunde und Verwandte (auch ihre), was sie von deiner Freundin halten – und von dir. Und lies das Buch.
Möglicherweise hast du ein paar Aha-Erlebnisse…

Noch eines. Du meinst:
“Ist doch besser, seine Meinung zu sagen, als damit hinterm Berg zu halten…”
Naja, kommt drauf an. Erstens, WIE man sie äußert, zweitens, wie oft und in welchem Umfang, drittens, ob es dabei um Dinge geht, die ganz direkt dein Wohlbefinden beeinträchtigen (die muss man sagen), oder ob es mehr um eine Einstellungssache geht (die kann man auch mal für sich behalten).
Wenn deine Freundin beklagt, du würdest ihr das Leben zur Hölle machen, und dir sogar eine Therapie nahelegt, scheint da schon ziemlich viel Krittlerei von deiner Seite zu kommen, oder?

Hier noch das Video:

Herzlichst
Beatrice Poschenrieder

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