Warum stört mich der Toilettengang meines Freundes?

Ich ekle mich vor meinem Freund, wenn er pupst oder Stuhlgang hat. Ich hab dann den starken Drang, körperlich auf Distanz zu gehen

Hallo Beatrice,
mein Problem ist psychologischer Natur und mir zu unangenehm, um es persönlich vor einem Psychologen anzusprechen.
Ich bin mit meinem Freund seit ca. 1 Jahr zusammen. Ich bin 37, er ist 1 1/2 Jahre jünger. Ich ekle mich vor ihm, wenn er pupst. Ich hab unmittelbar danach den starken Drang, körperlich auf Distanz zu gehen. Er findet das ziemlich übertrieben und fühlt sich weggestoßen, zumal wir sonst häufigen Körperkontakt haben.
Noch krasser ist jedoch, wenn mein Freund auf Toilette geht, um sein “großes” Geschäft zu verrichten. Er macht dies häufig sehr geräuschvoll (liegt vermutlich an gestörter Verdauung durch Magenproblem), so dass ich das hören kann bzw. muss, und das finde ich eklig. Auch dann kann ich ihn anschließend nicht ertragen. Allerdings habe ich auch so was wie Zwangsvorstellungen, in denen ich mir vorstelle, wie er auf der Schüssel sitzt und sein Geschäft verrichtet (um es milde auszudrücken).
Wir wohnen (noch) nicht zusammen, trotzdem hat er, wenn wir zusammen sind, oft Stuhlgang. Da er inzwischen mitbekommt, dass mich das aufregt, verkneift er es sich, bis er allein ist. Dann fühle ich mich auch wieder schlecht, weil er versucht, mir entgegenzukommen, indem er sich total zusammenreißt, und ich ja weiß, dass man es nur gewisse Zeit verkneifen kann.

Anfangs konnte ich ihm diese Störung nicht sagen (weil ich es unangenehm finde), aber er bohrte und meinte, wir können über alles reden. Nun weiß er es und sagt, dass es eine normale menschliche Begleiterscheinung ist, es nicht schlimm ist etc. Er weiß nicht, warum ich damit ein Problem habe … tendenziell hat er Recht und es störte mich immer nur bei meinen Partnern (in der ehemals langjährigen Beziehung fing es irgendwann auch an). Ich bin kein Psychologe, kann daher nur vermuten, dass ich ihnen das erleichternde Gefühl nach dem Stuhlgang nicht gönne, als Ausgleich dafür, dass sie mich hin und wieder mit fehlendem Verständnis, falschen Verhalten, unschönen Worten quälen.
Ihm ist das Thema allerdings nicht neu. Er weiß von seiner Schwester, dass ihr Ex-Freund es auch nicht ertragen konnte, wenn sie während ihres Zusammenseins “Groß” machte. Er konnte sich scheinbar nicht vorstellen, wie aus ihrem hübschen, schlanken Körper so was herauskam. Die Beziehung ging aber nicht deshalb auseinander, sondern weil er wegzog.
Ich habe meinen Freund sehr lieb und möchte die Beziehung nicht wegen dieses Problems aufs Spiel setzen. Ich bin seit Monaten jedoch jobbedingt sehr gefrustet und unausgeglichen, das spielt sicherlich auch eine große Rolle für meine unentspannte Einstellung zum Thema.
Ich hoffe, Du kannst mir einen Lösungsansatz geben
Doro (37)

„Toilette

Liebe Doro,
Ich hab noch Fragen…
1) Unternimmt er etwas gegen seine Magen-Darm-Probleme? Wenn ja, was?
2) Wie oft pupst er?
3) Seine Pupse und sein “Geschäft” – stinken sie sehr? oder “normal”?
4) Bleiben die Gerüche noch ein Weilchen an ihm “haften”, bist du sehr geruchsempfindlich, kann es sein, dass du deswegen ein Weilchen nicht so nah an ihn ran willst?
5) Wie lange nach dem Pupsen/ Stuhlgang willst du nicht in seine Nähe – und was genau vermeidest du dann?
6) Du schreibst: “Ich bin kein Psychologe, kann daher nur vermuten, dass ich ihnen das erleichternde Gefühl nach dem Stuhlgang nicht gönne, als Ausgleich dafür, dass sie mich hin und wieder mit fehlendem Verständnis, falschen Verhalten, unschönen Worten quälen…?”
Interessanter Denkansatz 🙂 Glaubst du das denn selbst? Gönnst du es ihm wirklich nicht? (Hast du selbst keine gute Verdauung, oft Verstopfung o.ä.?) Und quält er dich mit dem erwähnten Fehlverhalten?
7) Gibt´s in deiner Toilette ein Fenster?
8) Kann es sein, dass er nach seinem Stuhlgang das Klo nicht richtig sauber macht, nicht lüftet o.ä.?
Bis bald, Beatrice

Hallo Beatrice,
1) Scheinbar betrachtet er sie nicht (bzw. nicht immer) als Problem. Er spricht nicht groß darüber.
Er jammert nur dann, wenn der Magen mal wieder spinnt. Er spricht hin und wieder von Unruhe, Druckgefühle im Magen, Magen macht Geräusche, hat hin und wieder (weiß aber selbst nicht, von welchen Nahrungsmitteln) Stechen im Darm. Vor Jahren hat er sich Bakterien (im Magen) eingefangen und ist dahingehend sowieso sehr penibel. Sucht bei Gläsern etc. in Gaststätten eher nach Schmutzrändern etc. Wäscht sich – nebenbei bemerkt – nach jedem „Geschäft“ vor dem Betätigen der Spültaste die Hände, um nicht evtl. Bakterien an die Spültaste zu befördern.

2) Pupst nicht oft. Aber ich finde es trotzdem eklig (eher die lauten Geräusche). „Passt“ nicht zu ihm. In meinen Augen ein schöner, (eher zu) gepflegter Mann und dann solche „niederen“ Ausdünstungen und Geräusche!

3) Seine Pupse stinken „normal“, denke ich, aber wir Frauen sind ja ja empfindlicher.
Der Stuhlgang stinkt auch, ich meine, man selbst empfindet den anderen eh generell als stinkend, oder? Er achtet nach Möglichkeit darauf, dass nach ihm keiner aufs Klo geht, damit man eben die Gerüche nicht mitbekommt. Aber hin und wieder lässt sich das nicht einrichten, er reagiert dann i. d. R. empfindlich darauf. Ist ihm unangenehm.

4) Nein, Gerüche haften nicht an ihm. Aber die Vorstellung von dem, was er da gerade „abgeseilt“ hat und es stank, macht ihn mir zuwider.

5) Keine Ahnung, ist unterschiedlich. Bei der Vorstellung seines Geschäfts verkrampfe ich innerlich, will ihn danach am liebsten gar nicht um mich haben. Er ist dann „schmutzig“…

6) Vielleicht gönne ich ihm keinen geregelten Stuhlgang. Meiner ist mal so, mal so. Gibt ja statistisch gesehen viele Menschen, die keine geregelte Verdauung haben, und Frauen sind wohl noch öfter betroffen. Egal, wie es bei mir gerade ist, es hat mich ja früher als Single nicht gestört. Kann mich nicht erinnern, dass es mir schlechter ging, wenn ich 1-2 Tage mal nicht war…

Nein, er quält mich nicht. Im Gegenteil, er versucht, das auch noch zu verstehen und, wie gesagt, in meiner Gegenwart nicht „zu müssen“.

7/8) Ja, es gibt in beiden Wohnungen ein Fenster in der Toilette. Wer gerade „musste“, macht es dann auf und meistens wird auch noch ein Duft gesprüht. Selten ist noch ein Rest vom Stuhlgang zu sehen, außer aus Versehen, weil er grundsätzlich sehr auf Sauberkeit und Hygiene achtet.

Ich hoffe, meine Antworten bringen „Erfolg“
Doro

Liebe Doro,
hm, ich hatte ein bisschen gehofft, dass es einfacher wäre… z.B. dass dein Freund tatsächlich eklige Gepflogenheiten hat, die praktisch jede Frau abstoßen würden.
Aber dem ist ja nicht wirklich so. Im Gegenteil, ihr habt in Sachen Stuhlgang, Verdauung und Hygiene beide einen kleinen Tick (ist nicht böse gemeint!).
Was ich erst mal rate, ist, die Rahmenbedingungen zu ändern/ verbessern.
1) Du solltest ganz offen mit ihm sprechen, dass du möchtest, dass er wirklich gezielt und energisch was gegen seine Magen-Darm-Probleme tut, bzw. Darmprobleme, denn das, was du an Beschwerden beschreibst, kommt alles vom Darm und haben mit Bakterien im Magen wenig zu tun (das war mal so ne medizinische Modeerscheinung mit diesen Magen-Bakterien). Ich tippe auf Laktose- oder Fructose-Intoleranz, er sollte unbedingt mal zu einem Gastro-Enterologen gehen, der die entsprechenden Atemtests anbietet.
Zudem solltest du ihm sagen, dass er nicht in deiner Gegenwart pupsen soll (das finden fast alle Frauen doof!), sondern dass er dafür kurz ins Bad/ Klo gehen soll oder zumindest aus dem Raum, wo ihr euch grade befindet.
2) Du selbst solltest dafür sorgen, dass dein eigener Stuhlgang problemlos und regelmäßig läuft. Damit du ihm das nicht neiden musst.
Aber da ist ja noch was ganz anderes als das Nicht-Gönnen. “Bei der Vorstellung seines Geschäfts verkrampfe ich innerlich, will ihn danach am liebsten gar nicht um mich haben. Er ist dann „schmutzig“…“
Das hat etwas mit Vorgängen in deinem Unterbewusstsein zu tun, die ich anhand der bisherigen Informationen nicht benennen kann – die müsste man in einem psychologischen Gespräch hervorholen, was eine intensive Kommunikation erfordert, die ich hier nicht leisten kann. Von daher möchte ich dir empfehlen, Probegespräche mit ein, zwei Therapeutinnen zu machen – vielleicht ist es etwa, was man ziemlich schnell lösen kann. Es würde sich bestimmt lohnen, da dein kleiner Tick ja die körperliche Nähe zu deinem Freund beeinträchtigt.
Herzliche Grüße
Beatrice Poschenrieder

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