Er hat eine andere, geht fremd! Kann ich ihn unauffällig zurückgewinnen?

Er hat eine andere und will eigentlich weg von mir, aber wir haben ein gemeinsames Haus und tun beide, als ob wir noch ein Paar wären

Bei uns steht eine Trennung an, aber ich will nicht gehen und er geht auch nicht
Wir leben immer noch unter einem Dach, obwohl ich weiß, dass er eine andere liebt

Liebe Beatrice,
mein Freund geht offenbar fremd.
Seit einem halben Jahr nimmt er sich ständig Auszeiten und fährt zu seiner Familie nach XX. Nachdem er das erste Mal hingefahren war und zurückkam, sagte er mir, er möchte nicht mehr mit mir leben, es tue ihm sehr leid – und er wolle, dass wir unser Haus (das wir erst vor einem Jahr gekauft haben) verkaufen (jeder ist mit 50 % im Grundbuch eingetragen, es ist noch nicht bezahlt). Ich war natürlich sehr traurig, habe geweint, dann aber mehr oder weniger zugestimmt. Wohl mehr aus dem Schock heraus.
Inzwischen weiß ich für mich, dass ich nicht verkaufen und dort bleiben möchte.
Einen Monat später war er wieder zwei Wochen weg, im Sommer sogar fast vier Wochen. Ich war natürlich besonders in dieser Zeit sehr deprimiert. Kurz danach ergab sich mal die Gelegenheit, dass ich heimlich in sein Handy schauen konnte; habe festgestellt, dass er an eine bestimmte Nummer seit geraumer Zeit täglich ca. 5 Nachrichten schickt: verliebte und intime Nachrichten. Er weiß nicht, dass ich es weiß.
Er ist jetzt seit 6 Wochen wieder zuhause. Wir leben friedlich mehr oder weniger nebeneinander her. Ich freue mich jeden Abend auf ihn, bin andererseits sehr traurig. Er will alles aufgeben. Wir haben lange nach diesem Haus gesucht, weil wir zwei Pferde haben und eine Wiese am Haus brauchten. Nun haben wir das alles. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Soll ich mich ruhig verhalten (was ich momentan tue)? Obwohl er sich getrennt hat, schlafen wir noch in einem Zimmer. Wir geben uns ein kleines Küsschen morgens, wenn er geht, und abends zum Schlafengehen.
Ich klebe aber nicht ständig an ihm. Ich lasse mich anrufen und tue so, als ob ich SMS bekomme. Komme auch mal einen Abend später nach Hause. Ich denke, das beschäftigt ihn, weil er an dem Abend das Telefon mit ans Bett genommen hat.
Soll ich ihn vor die Tür setzen, damit er sich entscheidet? Kann es sein, dass sich die Angelegenheit allein erledigt und ich besser nichts sage?
Wir sind zwar ziemlich verschieden, haben uns aber außer den üblichen Streits doch immer gut verstanden. Ich liebe ihn so. Wie kann ich ihn für mich zurückgewinnen, ohne dass er es merkt? Gibt es überhaupt ein Zurück?
Lieben Gruß, Saskia

Liebe Saskia,
du hast mein volles Mitgefühl, und es ist sehr schwierig für mich, dir etwas zu raten. Denn alle möglichen Wege können funktionieren oder auch nicht, und wenn ich dir das Falsche rate, ist er vielleicht weg und du beschuldigst mich. Also sag ich dir nur, was ich tun würde. Du musst dann für dich allein entscheiden, ob du einen ähnlichen Weg oder einen ganz anderen einschlagen willst.
Also ich persönlich würde nicht den Kopf einziehen und alles hinnehmen. Ich würde ihm ins Gesicht sagen, dass ich weiß, dass er eine andere hat. Ich würde ihm sagen, er soll seine Sachen packen und zu ihr gehen.
Die Wahrscheinlichkeit ist nämlich recht groß, dass der Beziehungsalltag mit ihr nicht so rosig aussieht, wie er ihn sich jetzt ausmalt (wo er nicht so richtig mit ihr zusammensein kann).
Der Mensch neigt ja dazu, dass er immer das am meisten schätzt, was er nicht (mehr) hat. Sprich, momentan idealisiert er die andere und du bist eine Selbstverständlichkeit, grauer Alltag, nicht mehr reizvoll. Aber wenn er sie einfach haben kann und dich nicht mehr, wird er über kurz oder lang dich vermissen und wieder zu dir zurückkommen. Und wenn er dann zurückkommt, welch ein Triumph für dich! Dann hast du das Heft in der Hand und kannst die Bedingungen ansagen.
Was ihn möglicherweise momentan am stärksten daheim hält, ist das Haus, also würde ich ihm signalisieren, dass ich keineswegs gewillt bin, es aufzugeben, sondern im Gegenteil darum kämpfen würde, es zu behalten, und wenn er eine andere hat, soll er doch bitte schön gehen, denn ich weiche keinen Zentimeter von meiner Haushälfte.
Ich würde alles dran setzen, stolz, gefasst und ruhig zu wirken – so eine Frau ist für Männer viel “wertvoller” als eine, die sich klein macht oder herumgeifert wie ein kleiner Hund, der bellt, aber nicht beißt.
Ich weiß, es ist verdammt schwer, den geliebten Mann zu der anderen gehen zu lassen, aber es ist meines Erachtens definitiv besser, als so ein elendes Schattendasein als geduldete Nebenfrau zu führen und zu hoffen, dass er irgendwann wieder nett zu dir ist. Das ist so entwürdigend und du ziehst auf jeden Fall den Kürzeren. Bei der Rauswurf-Aktion hast du zwar das Risiko, dass es ihm bei der anderen doch gefällt, aber das Risiko hast du momentan auch. Und wenn du beim Rauswurf gewinnst, dann richtig. Als Schattenfrau gewinnst du selten.

Nun ja, und nachdem ich den Schock, dass er weg ist, ein bisschen verdaut hätte, würde ich mich ins pralle Leben stürzen. Was für meine Optik tun, was für mich und meine Seele tun, vielleicht verreisen, auf jeden Fall viele neue Männer kennenlernen und mich mit alten Verehrern treffen, flirten, was das Zeug hält, um mir selbst begreiflich zu machen, dass ich immer noch eine begehrenswerte Frau bin und nicht auf einen fixiert sein muss, der mich nicht mehr zu schätzen weiß.
Und wenn der Ex sich meldet oder sich gar mit mir treffen will, würde ich versuchen, ihm die Zeit mit mir angenehm zu gestalten. Wenn ich dann nämlich eine Schnute ziehe oder in Vorwürfe und spitze Bemerkungen verfalle, denkt er sich gleich, „na ist ja gut, dass ich sie verlassen hab“. Fühlt er sich hingegen wohl bei mir, will er wahrscheinlich mehr davon.
Ja, auch das fällt schwer: die gute Miene zum bösen Spiel. Funktioniert aber meist nur nach einem Arschtritt (bzw. Rauswurf). Wenn du in deiner jetzigen Situation versuchst, es ihm möglichst nett zu machen, wirkst du nur unterwürfig. Und das ist nicht grade reizvoll.

Bitte schau dir dazu auch die Texte unten in “Verwandte Beiträge” an!

Ich wünsch dir auf jeden Fall alles Gute
Beatrice Poschenrieder

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