Wir trennten uns, weil sie dauernd Probleme hatte, trotzdem will ich sie zurück!

Meine (Ex-)Freundin meint, sie wäre Superwoman oder Wonderwoman, dabei ist sie unselbständig und eltern-abhängig wie ein kleines Mädchen!

Meine Freundin ist ständig unzufrieden, hat sie ein Psychoproblem?

Liebe Beatrice,
ich hänge derzeit etwas in der Luft und weiß nicht mehr so recht, woran ich bin, daher suche ich bei Dir Rat. Nachdem ich (30) mit meiner Freundin (24) drei Jahre zusammen war, haben wir uns vor wenigen Wochen getrennt. Ich hatte vor ihr schon eine längere Beziehung (5 Jahre), aber sie war die erste Partnerin, mit der ich zusammen wohnte.
Zur Situtation:
Wir lernten uns über gemeinsame Freunde in einer anderen Stadt kennen. Es ergab sich, dass wir dort zu einander fanden, ich jedoch nicht wagte, etwas für Sie zu empfinden, da Sie noch mit jemanden zusammen war. Jedoch beteuerte Sie, dass es eh schon vorbei sei, da Sie nur noch schlecht behandelt würde von Ihrem Freund.
Nachdem ich abreiste, machte Sie mit Ihrem damaligen Freund endgültig Schluss, und Ihre Hartnäckigkeit, mit der Sie um mich warb, hat mir imponiert. Kurz darauf besuchte Sie mich in meiner Stadt und wir kamen in der Zeit zusammen. Unser erstes Jahr führten wir somit als Fernbeziehung. Nach Ihrer anfänglichen “Euphorie” hing es jedoch meist an mir, zu Ihr zu fahren. Das war Anfangs auch vollkommen OK für mich. Wir hatten sehr viel Spaß miteinander, verlebten einen wunderschönen gemeinsamen Urlaub. Doch mit der Zeit (nach ca. 8 Monaten) ergaben sich immer mehr Probleme in Ihrer Familie – oder sagen wir, ich bekam die Probleme dann erst so richtig mit – so dass Sie zunehmends darunter litt und mir dies auch zeigte, was sich auf alle Bereiche der Beziehung auswirkte. Im Grunde waren Ihre Probleme und Ihre Familie Thema Nummer 1 und ich versuchte ihr so gut es ging zu helfen, wo ich nur konnte.
Schlussendlich kam von Ihr nach ca. 1.5 Jahren die Initiative, zum mir zu ziehen, da sie es im Rahmen der Familie einfach nicht mehr aushielt. Zu diesem Zeitpunkt hatte unsere Beziehung schon stark unter dem Thema gelitten, aber wir beide hatten geglaubt, uns würde der Abstand zu Ihrer Familie gut tun und wir würden anknüpfen können, wo wir schon einmal standen.

Nach einer kurzen positiven Phase kam dann die Ernüchterung. Sie konnte sich bei mir in der Stadt leider nie so recht integrieren und fand auch keine eigenen Freunde, weshalb Sie arg darunter litt, da ich selbst stark durch Uni und Arbeit gebunden war. Mit Ihrem Studium lief es ebenfalls nicht so, wie sie wollte, so dass ihr Frust noch mehr gesteigert wurde. So kam es dass unsere Beziehung immer mehr zu Alltag verkam und Sie im Grunde nur darauf wartete, dass ich heimkam. Selbst wenn ich versuchte, Sie an Wochenenden zu ermuntern, etwas zu unternehmen, gab es immer Gründe, die dagegen sprachen und sie lieber einfach nur daheim bleiben wollte.
Wir haben häufiger versucht, über die Gründe Ihrer Unzufriedenheit (keine Freunde etc.) zu sprechen und daran zu arbeiten. Jedoch war bei mir irgendwann die Grenze erreicht, da ich das Gefühl hatte, dass ich mich noch dafür schuldig fühlen musste, dass ich meiner Arbeit nachkam und ich dann im meiner Freizeit nicht direkt für Sie bereit stand. Mich frustete auch, dass von Ihrer Seite so gar keine Initiative kam, unsere Beziehung aufzufrischen (z.B. mit einem Vorschlag für einen Spontanausflug ihrerseits, einem Essen etc.) oder selbst an Ihrer Situation zu arbeiten. Ihre Unzufriedenheit führte auch soweit, dass wir im letzten 3/4 Jahr unserer Beziehung keinen Sex mehr hatten – jedesmal wenn ich dies zur Sprache brachte, sagte Sie jedoch, ich sei nicht der Grund, es liege bei Ihr, ich solle mir keine Sorgen machen. Entgegen dem suchte Sie in den letzten Monaten vor unserer Trennung jedoch immer mehr nach Bestätigung von anderen (Männern). Nichts Sexuelles oder ähnliches, aber doch ausgiebiges Geflirte. Wegen Ihrer Probleme entschloss Sie sich in Ihre Heimat zurück zu gehen; im Zuge dieses Schrittes kam es dann zu unserer Trennung. Zunächst hatten wir an eine “Auszeit” gedacht, aber davon hielt ich nicht sehr viel und überlege nun, ob ich diesen Schritt nicht bereue.

Seit sie wieder in der Heimat ist, telefonieren wir mehrfach die Woche und schreiben uns E-Mails (alles eher emotionslos), aber ich bekomme das Gefühl, dass nun nur noch Glückseligkeit herrscht und Sie Ihren Traum lebt. Es gibt nun angeblich keinen Streit mehr in der Familie und sie geht zahlreichen Hobbies nach, die sie bei mir nie aufgreifen wollte, ist dauernd auf Parties etc.. Ich habe das Gefühl, Sie nicht wiederzuerkennen und dass die letzten 3 Jahre für Sie nicht stattgefunden haben, und das schmerzt mich umso mehr. Soweit ich es mitbekommen habe, hat Sie inzwischen auch schon wieder einen neuen Freund.
Was ich mir auch nicht erklären kann: Nach unserer Trennung kam Sie mich für 2 Tage besuchen, wo wir Sex hatten wie innerhalb der Beziehung schon lange nicht mehr und Sie mir bestätigte, dass ich nichts “verlernt habe”.

Rückblickend betrachtet ergeben sich viele Fragen. Ich kann mir Ihre Sprunghaftigkeit einfach nicht erklären bzw. war dies bisher so von einer Frau nicht gewohnt. Hätte ich Ihr die “Auszeit” geben sollen? Soll ich noch auf eine Zukunft mit Ihr hoffen oder lieber direkt abschließen? Hätte ich mich mehr um Sie kümmern müssen? Oder eher das Gegenteil (mehr aus dem Familiären raushalten)? Hätte ich Sie zu mehr Aktivität (sowohl sexuell als auch was die Freizeitplanung anbelangt) “zwingen” sollen? Aber wenn es nicht von einem selbst kommt… woher soll man es nehmen? Wieso hat Sie sich nach der Trennung auf den Sex eingelassen und ihn so genossen, obwohl Sie in der Beziehung zuletzt solange gar keinen mehr wollte?

Mir tut es von Herzen weh, dass Sie sich “anscheinend” so schnell von mir lösen konnte und nun augenscheinlich überhaupt kein Problem hat, sich in die nächste Bindung zu stürzen (daher auch die Einleitung, wie wir uns kennen lernten).
Diese Fragen hindern mich einfach daran mit ihr abzuschließen, denn ich vermisse Sie doch zunehmend und hoffe vielleicht doch noch darauf, dass wir wieder zueinander finden. Auch wenn dies vielleicht gar nicht das ist, was ich will.

Vielleicht hast Du ja ein paar hilfreiche Worte für mich, wie ich mich verhalten sollte und kannst Ihr Vorgehen deuten. Alles was ich von Ihr bisher zu hören bekam, ergab kein klärendes Bild für mich.

Liebe Grüße, Jens (30)
 

Lieber Jens,
dann beantworte ich mal deine Fragen:

“Ich kann mir ihre Sprunghaftigkeit einfach nicht erklären bzw. war dies bisher so von einer Frau nicht gewohnt.”
Deine Ex ist extrem unreif, hat sich in der Beziehung wie ein Kind benommen und derzeit wie ein Teenager, nicht wie eine – vom Alter her – erwachsene Frau. Sie hat extrem wenig Zugang zu ihren vielen eigenen inneren Problemen und Konflikten und auch keinerlei Antrieb, diese aufzuspüren und zu bearbeiten.

“Hätte ich ihr die Auszeit geben sollen?”
Nein, wozu. Die Trennung machte Sinn, da die Beziehung viel zu einseitig war.

“Soll ich noch auf eine Zukunft mit ihr hoffen oder lieber direkt abschließen?”
Ganz klar: abschließen. Erstens hat sie ja schon einen Neuen, zweitens ist der Unterschied in der Reife bei euch einfach zu groß bzw. ist sie generell noch zu unreif für eine richtige Beziehung. Das ändert sich auch nicht so bald, da sie ja keinen Willen dazu zeigt – nicht einmal die Einsicht.

“Hätte ich mich mehr um sie kümmern müssen?”
Um Gottes Willen. NOCH mehr???

“Hätte ich sie zu mehr Aktivität (sowohl sexuell als auch was die Freizeitplanung anbelangt) “zwingen” sollen?”
Nein. Man kann Anreize geben, Vorschläge machen, aber wenn die nicht auf fruchtbaren Boden stoßen, passt es in dieser Hinsicht halt nicht.

“Aber wenn es nicht von einem selbst kommt… woher soll man es nehmen?”
Stimmt.

“Wieso hat sie sich nach der Trennung auf den Sex eingelassen und ihn so genossen, obwohl sie in der Beziehung zuletzt so lange gar keinen mehr wollte?”
Weil dann wieder genug Abstand da war, der dich wieder reizvoll machte; und um sich selbst zu versichern, dass sie dich noch haben kann. Genaugenommen, spielte sie da mit dir und deinen Gefühlen.

Eine kleine Nebenanmerkung: Fast in deinem ganzen Text schreibst du die Pronomen für deine Freundin groß: “Sie, Ihr, Ihre” usw., obwohl man das klein schreibt (wie ja auch “ich, mein/meine” usw.). Alle User, die mir je schrieben, die das tun (die Pronomen ihres Partners oder Expartners groß statt klein schreiben), stellen ihre/n Partner/in unbewusst auf ein Podest, sprich, sie empfinden den anderen als wichtiger als sich selbst. Das führt dann z.B. dazu, dass man sich für den anderen verbiegt, sich aufreibt, mehr für die Verbindung tut als der andere, nicht loslassen kann, sich nicht trennen kann, obwohl es bitter nötig wäre, u.ä..
Für mich klingt deine Ex nach einer sehr selbstbezogenen, sehr unreifen, egozentrischen Person. Sei bloß froh, dass du den Absprung geschafft hast. Derzeit fehlt sie dir, das ist klar, denn sie hinterlässt ja ein Leere, die erst mal wieder aufgefüllt werden muss. Von daher: Kümmere dich um dein eigenes seelisches Wohlergehen, triff Freunde und Familie, sprich mit ihnen über deine Kümmernisse, geh aus, hab ein bisschen Spaß, und melde dich auf mindestens einer Singlebörse an.
Bitte sieh dir zudem die Briefe unten bei “Verwandte Beiträge” an!
Herzlichst
Beatrice Poschenrieder

Nach oben scrollen