Trennung auf Zeit, doch ich will um ihn kämpfen
Da unsere Beziehung kränkelt, haben wir eine Auszeit vereinbart. Ist es nun aus zwischen uns oder gibt es einen Lichtstrahl der Hoffnung?
Hallo Beatrice,
gestern haben mein Freund und ich uns ausgesprochen und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass es vielleicht besser wäre, wenn wir uns beiden eine Auszeit geben. Doch schon jetzt weiß ich genau, dass ich die Beziehung weiterhin möchte, denn für mich ist er der Mann meines Lebens. Wir waren über 2 Jahre zusammen und haben sehr viele schöne Zeiten miteinander verbracht. Wir haben uns sogar gemeinsam einen Hund angeschafft (zusammen gewohnt haben wir allerdings nicht).
Doch seit einem halben bis dreiviertel Jahr ging es langsam aber sicher den Bach runter mit unserer Beziehung. Es fing damit an, dass alles zur Routine wurde (dass wir jeden Tag telefonierten, dass wir an den freien Tagen gemeinsam was machen). Dafür, dass wir ja beide noch ziemlich jung sind (er ist 25), kam schnell ein Familienschema auf, in das er sich hineingedrängt fühlte. Seit einem halben Jahr nahm er dann immer mehr Abstand. Ich dachte, dass er den Abstand braucht, und hab ihn auch immer wieder Freiräume versucht zu lassen. Nur ich muss mir selbst auch eingestehen, dass ich immer sehr misstrauisch ihm gegenüber war. Ich wollte ihm vertrauen, aber eine Angst blieb immer. Dabei muss ich allerdings sagen, dass es mit dem Misstrauen erst dazu kam, als mir sein Kumpel erzählt hatte, dass da was mit einer anderen laufen würde (das war nach einem halben Jahr Beziehung). Er hat das bestritten und ich habe ihm auch geglaubt. Doch irgendwie blieb immer ein komisches Gefühl. Ich weiß selbst, dass ich irgendwann versuchen muss es zu vergessen, und in letzter Zeit habe ich meine Eifersucht auch stark unterdrückt. Doch als er dann seit einem halben Jahr mir gegenüber fast gar keine Gefühle mehr zeigte, war ich total frustriert. Ich wollte mit ihm über die Gründe reden, aber er blockte ab. Ich wurde dadurch sehr leicht reizbar und wir stritten uns immer häufiger – meist über belanglose Sachen. Ich hatte das Gefühl, dass er mich gar nicht mehr richtig wahrnimmt.
In unserem Urlaub konnte ich ihn endlich zu einer Aussprache bringen, wo ich auch viel erfahren habe. Er fühlt sich im Moment gesundheitlich total mies, auf Arbeit läuft es absolut schlecht und auch so hat er starke Probleme sich selbst zu akzeptieren. Ich dachte, ich könnte ihm bei einigen Sachen helfen, damit es wieder besser wird, aber er blockte wieder ab, denn er will unbedingt alleine damit fertig werden.
Tja, und gestern hatten wir unsere Aussprache, in der wir lange geredet haben, was eine Auszeit bringen könnte. Wir haben weder gesagt, wie lange sie dauern wird, noch hat er mir die Frage beantworten können, ob es für uns noch eine Chance geben wird. Dazu muss man aber sagen, dass wir uns weinend in den Armen lagen und ich auch von einem Kumpel erfahren habe, dass es ihm danach nicht gut ging und dass er total verheult war. Das war das erste Mal seit langem, dass er wieder Gefühle zeigte.
Meine Frage ist nun, inwieweit kann ich ihm helfen, sein Ego wieder aufzubauen? Er zweifelt total an sich selbst, obwohl ich ihm schon oft gesagt habe, dass er Grund hat, auf sich stolz zu sein. Er hat Komplexe wegen seines angeblich schlechten Aussehens und hat durch seine Arbeit alle seine Freunde verloren, bis auf einen.
Und was kann ich dafür tun, dass wir wieder zueinander finden? Ich weiß, dass ich auch einen sehr großen Teil dazu beigetragen habe, dass es soweit kam (Eifersucht, ich hab ihn eingeengt und musste immer wissen wo er abends hingeht, extrem streitlustig gewesen), aber ich würde alles dafür tun, dass es wieder gut wird.
Ich würde mich echt über eine Antwort freuen.
Caro (20)
Hi Caro,
die Frage ist eher: Wie weit willst und kannst du dich für ihn verbiegen? Wie weit kannst du deine eigenen Bedürfnisse zurückstellen und mehr geben als zurückbekommen? Denn das musst du, wenn du um ihn kämpfen, ihn zurückgewinnen und ihn behalten willst. Du müsstest ihn stützen, hätscheln, bewundern, ihn in seinem Stress auffangen, dich sehr nach ihm richten, kaum eigene Bedürfnisse und Wünsche anmelden (denn die sind es ja wahrscheinlich, die bei euch zu Streit und Eifersucht führten – ich nehme an, ein großer Teil der Eifersucht kam daher, dass er dir zu wenig Zuwendung gab, dich zu wenig spüren ließ, dass er dich liebt), deine Ängste unterdrücken.
Du schreibst:
“Als er dann seit einem halben Jahr mir gegenüber fast gar keine Gefühle mehr zeigte, war ich total frustriert. Ich wollte mit ihm über die Gründe reden, aber er blockte ab. Ich wurde dadurch sehr leicht reizbar und wir stritten uns immer häufiger – meist über belanglose Sachen. Ich hatte das Gefühl, dass er mich gar nicht mehr richtig wahrnimmt.”
Das lässt sich nicht alles auf sein schlechtes Selbstwertgefühl und seinen Stress zurückführen – sondern auch darauf, dass er dich weniger liebt als du ihn. Und wenn du jetzt diejenige bist, die signalisiert, dass sie ihn unbedingt zurückhaben will, wird das auch so bleiben. Du investierst Gefühle und machst und tust, er lehnt sich zurück.
Willst du das wirklich? Ist das deine Vorstellung vom Traummann und der Traumbeziehung? Dann kämpf um ihn, sag ihm, dass du mit all deinem Willen deine bisherigen “Fehler” bekämpfen willst, zeig ihm so oft und so viel wie möglich, wie toll er ist, melde nicht die leiseste Kritik an, richte dich komplett nach ihm, lass ihm alle Freiräume der Welt….
Ich meinerseits jedoch denke, dass es für dich selber besser wäre, ihn loszulassen. Entweder er erkennt, was er an dir hatte, und bemüht sich auch seinerseits wieder um dich, oder falls er´s nicht tut, weißt du, dass es Zeit ist, dich nach einem anderen umzusehen.
Parallel dazu musst du aber auf jeden Fall an deiner Neigung zur Eifersucht und an DEINEM Selbstwertgefühl arbeiten, ja?
Und sieh dir mal bitte noch diese Artikel an:
• Getrennte Wohnung: Kann man so die Beziehung retten oder ist es die Vorstufe zur Trennung?
• Wird er sich in der Auszeit entlieben?
• Ehekrise – meine Frau will eine Auszeit
• Kann verschwundene Liebe wiederkommen, nachlassendes Gefühl wieder tiefer werden?
Liebe Grüße
Beatrice Poschenrieder