Borderline: Keine Zärtlichkeit, fast kein Sex, er behandelt mich wie ein Neutrum

Wir haben beide das Borderline-Syndrom, ich in Behandlung, er nicht. Er fasst mich kaum noch an, ich fühle mich gar nicht mehr wie eine Frau

In unserer Beziehung: kein Sex, keine Zärtlichkeit, fühle mich nicht wie eine Frau, sondern ein Neutrum

Liebe Beatrice!
Ich bin sehr ratlos. Mein Freund und ich sind ca 1,5 Jahre zusammen. Am Anfang stimmte unser Sexleben, aber dann wurde es rapider schlechter. Wir sind umgezogen und er meinte, als ich ihn auf das Sexproblem angesprochen habe, dass es an der Wohnung liegen würde. Stimmt vielleicht, da viel Schimmel in der Wohnung war. Dann sind wir wieder umgezogen, aber er verspürt immer noch keine Lust. Ein Zärtlichkeitsaustausch findet zwischen uns auch sehr selten statt. Ich streichle ihn schon des öfteren, aber von ihm kommt nicht mehr viel. Wenn er mal Sex möchte, das ist so im Monat höchstens einmal oder auch länger nicht, dann macht er es nur auf die Schnelle. Es findet kein Vorspiel statt oder so. Das finde ich auch sehr enttäuschend.
Wenn ich ihn auf dieses Problem anspreche, dann reagiert er nur genervt. Ihm sind andere Dinge wichtiger, Lesen zum Beispiel. Er sagt, dass er keinen Sex und kein Kuscheln bräuchte. Aber er findet es auch nicht gut, wenn ich mich selbst befriedige, dann sagt er, dass ich notgeil wäre, obwohl es nur so einmal in der Woche vorkommt.
Ich verstehe es nicht. Eifersüchtig auf andere ist er schon, wenn die mich anmachen… Vielleicht liegt es an seiner Krankheit. Er hat so wie ich das Borderline-Syndrom. Er macht allerdings keine Therapie (ich schon, ich komm auch besser klar mit der Störung als er). Ich weiß nur, dass ich sehr ratlos bin. Ich fühle mich nicht mehr wie eine Frau, sondern wie ein Neutrum.

Ich wäre sehr froh, wenn Sie mir helfen könnten.
Mit freundlichen Grüßen
Stella (32)

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Liebe Stella,
ich vermute, seine ablehnende Haltung gegenüber Sex liegt stark an seinem Borderline. Die Frage ist: Warum halten Sie an einem Mann fest, der so eine negative Haltung zum Sex hat*, der Ihnen nicht gibt, was Sie brauchen, der sich nicht mal mit Ihren Bedürfnissen auseinandersetzen will, geschweige denn eine Therapie macht?
Zwei Borderliner in einer Paarbeziehung, das geht sowieso selten gut. Als Borderliner braucht man eher einen emotional recht stabilen Partner, der einem Halt und liebevolle Zuwendung gibt. Hingegen ein Borderline-Partner wirft Sie noch öfter aus dem Gleichgewicht, als Sie es von allein eh schon sind.
Aber auch jenseits von der Borderline-Störung rate ich jeder Frau, die in ihrer Beziehung überhaupt nicht mehr als Frau gesehen und behandelt wird (obwohl sie ihrem Partner Liebe und Lust entgegenbringt), sich gedanklich dem Thema Trennung zu nähern.

Mein Rat lautet: Lösen Sie sich von Ihrem Freund und schauen Sie sich nach einem Partner um, der eher in die Richtung geht, wie ich ihn beschrieben habe.

* Allein schon wenn ich höre, dass er Ihre Selbstbefriedigung (etwas ganz Normales!) als “notgeil” verurteilt: wie bekloppt! Und dass er nicht mal wirklich zärtlich ist er oder kuschelt mit Ihnen! Das ist doch das Mindeste, was man körperlich von einer Beziehung erwarten kann.

Bitte lesen Sie unbedingt dazu:

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Er findet es normal, dass wir nur 1-2 mal im Jahr Sex haben

In meiner Rubrik “Sexfrust” finden Sie noch mehr zu dem Thema!

Herzlichst
Beatrice Poschenrieder

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