Wie kann man sich trennen, ohne den anderen zu zerstören?

Hallo Beatrice!
Ich bin seit 11 Jahren mit derselben Frau zusammen und seit 5 Jahren mit ihr verheiratet. Unsere Beziehung läuft nach anfänglichen Problemen (ich war notorisch unehrlich, und etwas neige ich immer noch dazu) eigentlich sehr gut.
Wir sind ein eingspieltes Team, haben gerade ein kuscheliges Häuschen gebaut und sind bzw. waren ZUFRIEDEN. Meine Frau zeigt mir, daß sie mich liebt. Wir schlafen immer noch relativ oft miteinander (von einmal die Woche bis dreimal am Tag, je nach Stress im Job).

Mein Problem: Ich habe mich hoffnungslos in eine jüngere Kollegin verliebt. Seither ist mir meine Frau “als Frau” – kalt gesagt – gleichgültig. Ich schlafe noch mit ihr, aber ich fühle mich mies dabei.
Als Mensch ist sie mir natürlich nicht gleichgültig. Ich weiß, dass für sie die Welt zusammenbrechen würde, wenn ich mich von ihr trennen würde, und ich will ihr nicht wehtun. Meine Kollegin ist auf Männersuche und mag mich, hat aber hat logischerweise keine Lust auf eine Rolle als “Zweitfrau”. Da ich eine Beziehung mit ihr so nicht “testen” kann, ist es gut möglich, dass ich durch eine Trennung meine Frau verlieren und meine Kollegin nicht langfristig gewinnen würde. Dieses Risiko wäre ich bereit einzugehen. Ich möchte nicht aus Feigheit und Gewohnheit an meiner Ehe festhalten, aber ich möchte meine Frau nicht “kaputtmachen” – sie hat mir schließlich nichts getan. Ich habe Angst, dass durch eine Trennung, die für sie völlig unerwartet käme, ihr Leben aus dem Tritt gerät (und ich bin Schuld).
Sie ist auch 39, wir haben keine Kinder (sie kann leider keine bekommen) – und ich hätte gerne welche. Wie kann man sich von einem Menschen trennen, ohne ihn zu zerstören?
Viele Grüße + vielen Dank,
Christian (39)

Antwort an Christian:
Du befürchtest, dass “durch eine Trennung, die für sie völlig unerwartet käme, ihr Leben aus dem Tritt gerät” – aber ich vermute, ihr Leben bzw. ihre Gefühle sind bereits aus dem Tritt, weil Frauen spüren, wenn der Partner sie nicht mehr liebt, und sie leiden heimlich oder auch offen.
Früher oder später musst du ihr ohnehin die Wahrheit sagen – warum also ihr Leiden verlängern? Außerdem “zerstört” man einen Menschen eigentlich nicht durch eine Trennung. Trennungen und Liebesleid gehören nun mal zum Leben dazu, das tut weh, aber man geht dadurch nicht vor die Hunde – es sei denn, man hat ohnehin schon ein heftiges und tief sitzendes psychologisches Problem (z.B. eine schwere Depression oder eine andere Psychose).

Bitte lies dazu auch in der Liebesberatung unter “Liebeskummer / Trennung”:
• «Wie mache ich möglichst sanft Schluss?»

Herzlichst, Beatrice Poschenrieder

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