Ich will ein Kind vom Liebhaber, obwohl mein Ehemann besser für mich ist!

Er würde mir ja ein Kind machen, obwohl er mit seiner Frau schon zwei hat. Aber unsere Affäre geht erst kurz und er ist oft so abweisend

Liebe Beatrice!
Ich (38) bin seit 11 Jahren in Beziehung, seit 2 Jahren verheiratet und seit vier Monaten in jemand anderen verliebt. Es überkam mich wie ein Orkan. Er ist 53, verheiratet, 2 Kinder (14 und 8 Jahre alt). Tja, der Sex mit ihm ist wahnsinnig gut und merkwürdigerweise hatte ich mit ihm sofort den Wunsch ein Kind zu zeugen. Er umgekehrt auch. Eigentlich wollte ich ein Kind mit meinem Mann. Aber diese Intensität, dass mein Liebhaber der „richtige Vater“ wäre, die habe ich bei meinem Mann gar nicht.
Meine Affäre strahlt so eine Fürsorglichkeit und Kinderliebe aus, das zieht mich wahnsinnig an. Und er erzählte, dass er unbedingt noch mal Vater werden will. Seine Frau möchte nicht mehr. Aber wenn sie ihre Meinung nun ändern würde, dann würde er sicherlich mit ihr ein Kind zeugen. Das sagt er so nicht, aber das ist klar. Denn wir können uns beide nicht eindeutig füreinander entscheiden. Wobei wir uns in den vier Monaten auch nicht oft gesehen haben, da wir weit voneinander entfernt wohnen. Ich kann mir so gut vorstellen, mit ihm ein Kind zu zeugen usw. Aber er hat auch sehr abweisende Seiten und ich frage mich, ob mich da evtl. nur reingesteigert habe und erstmal die Defizite (Sex, Zärtlichkeit, Gefühle ansprechen usw.) in meiner Ehe ansprechen sollte und schauen sollte, ob wir das wieder hinkriegen. Nur, ich kann mir oft nicht vorstellen, meinen Lieberhaber aus meinem Leben zu lassen. Da ist dann das Gefühl: das ist der Mann meines Lebens. Aber eine monatelange Affäre möchte ich nicht führen. Ich halte das emotional nicht aus, es ist unfair und ich habe Angst, mich so weit von meinem Mann zu entfernen, dass ich nicht mehr zurückfinde und am Ende allein dastehe.

Eigentlich liebe ich meinen Mann. Wir waren jahrelang gute Freunde, bis wir es dann zusammen versuchten. Das heißt, ich war nicht verliebt, er schon, und ich hatte üble Beziehungen hinter mir und fragte mich, warum ich immer auf die Idioten reinfalle und nicht sehe, dass direkt neben mir jemand ist, der mich liebt… Zum Teil war es sicher eine Vernunftentscheidung, mit ihm zusammenzukommen.
Sex war dabei leider immer ein Problem. Ich hatte selten wirklich richtig Lust auf ihn. Aber ich hatte mich dafür entschieden, dass mir die gute Beziehung wichtiger ist als geiler Sex. Der ohnehin irgendwann nicht mehr sooo geil ist. Dafür endlich einen lieben, vertrauensvollen, zuverlässigen usw. Partner zu haben.
Ja, und jetzt habe ich die Sorge, dass das alles nach hinten losgeht. Dass ich nun merke, wie wichtig Sex ist und ich das nicht mit ihm haben kann. Ich finde ihn zum Beispiel nicht sehr attraktiv. Meinen Liebhaber kann und will ich ständig überall küssen und alles mit ihm machen. Mit meinem Mann sieht es ganz anders aus. Dabei kann ich mir aber auch nicht vorstellen mich zu trennen. Aber meine Hoffnung, dass sich unser Sex ändert, ist sehr gering.
Ich stehe einfach unter Entscheidungsdruck, weil ich jetzt auch ein Kind will und Angst habe etwas verkehrt zu machen. Ich werde in drei Monaten 39 und die Zeit rennt. Ich würde dieses Kind gerne mit Lust zeugen, die hätte ich gerade nur mit meinem Liebhaber, auch was den Akt der Zeugung angeht. Ich hatte schon den verrückten Gedanken, dass ich mit ihm das Kind zeuge und weiter mit meinem Mann lebe. Das tue ich natürlich nicht, aber das entspricht auch oft meinem Gefühl. Mein Liebhaber ist auch total unentschlossen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie wir zwei zu einer festen Entscheidung kommen. Oder wie wir voneinander lassen können. Ich hatte mich schon ein paar Mal getrennt, es aber dann doch nicht ausgehalten.
Mein Liebhaber schlägt vor, dass wir uns das noch drei Monate „ansehen“ und dann entscheiden. Mir fällt keine Lösung ein. Schreib mir bitte, welche Gedanken dir dazu kommen.
DANKE, Manuela (38)

Nur eine Affäre? Mein Liebhaber und ich haben eine starke, magische Anziehung zueinander

Liebe Manuela,
ich hätte dazu noch Fragen:
1) Wie oft und jeweils wie lange hast du deinen Liebhaber bisher gesehen?
2) Was habt ihr dann genau gemacht? Wie verbringt ihr die Zeit zusammen?
3) Wie verhütest du?
4) Bist du bereits schwanger von ihm oder könntest es sein?
5) Hast du mit dem Liebhaber bereits über ein gemeinsames Kind gesprochen? Wenn ja, wie würde er sich das in der Praxis vorstellen?
6) „ich hatte üble Beziehungen hinter mir und fragte mich, warum ich immer auf die Idioten reinfalle“ – wie waren diese Beziehungen?
7) „er hat auch sehr abweisende Seiten“ – bitte beschreiben!
Bis bald, Beatrice

Liebe Beatrice,
also zur ersten Frage: Wir haben uns ca. 12 mal gesehen. Einmal haben wir zwei Tage miteinander verbracht, sonst waren es Treffen ab 17 Uhr bis in den Morgen. Wir haben dann oft miteinander geschlafen, waren zwischendurch in Kneipen und essen. Einmal waren wir auch bei ihm. Ja, alles nicht oft und kurz, ich weiß. Aber ich habe sehr schnell den Eindruck gehabt, ihn gut zu kennen. Ich sehe auch nicht nur positive Seiten an ihm. Er kann z.B. sehr zurückgezogen sein, fast abweisend, aber auch sehr weich und sensibel. Und mit ihm zu schlafen ist fantastisch. Er denkt dabei sehr an mich, ist leidenschaftlich, erfinderisch, es ist halt sehr, sehr schön. Nur miteinander zu reden oder anderes geht daher halt nicht.

Zu 3 und 4: ich verhüte nicht. Wir haben ab und zu Kondome benutzt. Aber er geht halt vorher raus. Ich bin nicht schwanger. Einmal dachte ich allerdings, es wäre so. Da bestand auch die Möglichkeit, dass es von meinem Mann ist. Mein Liebhaber sagte mir, dass er dann auf einen Vaterschaftstest bestanden hätte.
Er möchte sehr gerne noch ein Kind. Das sagte er mir direkt bei zweiten Treffen. Seine Frau ist 44 und will kein Kind mehr. Wäre ich schwanger gewesen, dann hätte ich gar nicht mehr gewusst, was zu tun ist. Dann wäre ein Kind von meinem Mann das Ende mit meinem Liebhaber geswesen und das kann ich mir nicht vorstellen. Umgekehrt hätte ein Kind vom Liebhaber die Trennung von meinem Mann bedeutet, das wäre mir auch nicht möglich gewesen.
Ja, über ein gemeinsames Kind haben wir insofern gesprochen, als ich ihm gesagt habe, dass er bei mir stark den Wunsch auslöst. Würde seine Frau nun doch eines wollen, dann würde er das auch als Chance für die Ehe ansehen. Ich weiß nicht, woran das liegt, aber ich schmelze bei dem Gedanken eines mit ihm zu zeugen. Allein diesen Akt stelle ich mir fantastisch vor. Und ihn als Vater auch. Er wirkt so warm und liebevoll, kinderlieb und genau richtig als Vater. Mein Mann wäre das sicher auch, aber er äußert den Kinderwunsch nicht so klar. Mein Liebhaber spricht es aus… Gerade das und der Sex mit ihm binden mich ganz stark und lösen so viel bei mir aus. Ja, und wie würde er sich das in der Praxis vorstellen? Bei uns scheitern Gedanken schon daran, dass er ja gar nicht damit weiterkommt, ob er wirklich eine Trennung von seiner Familie will. Da fallen ihm als erstes die finanziellen Probleme ein, die ungenügende Rente, die seine Frau erhalten wird, alle Verpflichtungen, die er hat (Wohnung abzahlen usw.); und ich sage, dass es erstmal darum geht zu klären, ob er mich so liebt, dass er sich trennen will, und es dann erst um diese ganzen anderen Fragen geht.
Er weiß auch nicht, ob er jetzt mit 53 tatsächlich noch mal von vorn anfangen will. Er liebt seine Frau und meint, die beiden hätten eben nicht den Sex, den er sich wünscht. Sie würde sich holen, was sie braucht, und ihn dabei nicht küssen. Dann hätten sie wenig gemeinsame Interessen und sie wäre sehr phlegmatisch. Aber sie kommen gut miteinander klar. Wobei er seit 25 Jahren mit ihr zusammen ist und zweimal längere Zeit Affären hatte. Einmal tatsächlich sieben Jahre und einmal drei Jahre lang. Er meint, ohne diese Affären hätte er sich womöglich getrennt. Sie hätten seine Ehe stabil gehalten. Komischerweise macht er sich dadurch für mich nicht unattraktiver. Jeder Freundin würde ich wohl sagen, dass sie das beenden soll. Dass er zuviel Angst hat, sich nicht auseinandersetzt und der Charakter nicht gerade toll ist… Aber mich schreckt das alles nicht ab. Manchmal habe ich natürlich schon Angst, dass er das jetzt sozusagen mitnimmt und sich selbst nicht ehrlich sagt, dass er sich nie trennen wird.
Zu 6: Ja, ich hatte vor meinem Mann immer Männer, bei denen klar war, dass es nichts Langfristiges, Stabiles wird. Sie hatten emotional meist einen Knick, waren psychisch verwundet und nicht voller Selbstvertrauen usw. Also waren die Beziehungen nie ruhig, sondern immer Kampf oder ein Hin- und Her. Danach war ich mit meinem Mann zusammen. Ich dachte, die Verliebtheit hat mich noch nie weitergebracht und normale Männer haben mich nie interessiert, nur Chaoten, und ich wollte einfach mal etwas Normales…
Zu 7: Seine abweisenden Seiten: ich bin oft wegen dem Ganzen sehr aufgelöst, in Unruhe, kann keinen Gedanken fassen und Ordnung in das Ganze bringen. Und wenn ich dann so bin und ihm bspw. eine Nachricht schreibe, dass es mir schlecht geht, dann erwarte ich schnell eine Reaktion. Dass er mitfühlt, mich tröstet, mir Lösungen aufzeigt, aber er scheint dann überfordert zu sein. Er ist dann verabredet, ruft zwar dann auch an, aber Stunden später, und ich brauche direkt ein Telefonat. Dann zeigt er oft Unverständnis darüber, dass ich wieder in ein Loch gefallen bin. Er sagt, er komme umgekehrt mit den ständigen Wechselduschen nicht klar und weiß nicht, wie er reagieren soll, und versucht sich zu schützen.
Manchmal ist er so, dass kaum ein Gespräch möglich ist, er antwortet kurz und ich weiß nicht, was mit ihm los ist. Vielleicht ist es echt ein Muster? Er sagte, er hätte jahrelang Therapie gemacht, weil er Selbstmordgedanken hatte. Was genau los war, weiß ich nicht. Er zieht sich dann so in sich zurück, dass ich meine, mit so einer Art nicht leben zu können. Ja, dass ist natürlich auch alles per Email und Telefon schwierig… Daher kann natülich auch einiges rühren.

Aktuell habe ich körperlich gar keine Lust auf meinen Mann. Ich überlege, eine Sextherapie zu machen, mit ihm anderes auszuprobieren, ihm offen mitzuteilen, was ich will und mag. Aber das Problem bleibt, dass ich keine Lust auf ihn habe. Ich bin in Gedanken viel zu sehr bei meinem Liebhaber und dem Sex mit ihm… Ich versuche aber vieles offen mit meinem Mann anzusprechen und uns eine Chance zu geben. Aber mein Gefühl hängt so sehr an meinem Liebhaber. Ich denke so oft an ihn… und kann meinem Mann gegenüber vom Gefühl her nicht ganz offen begegenen. Ich habe Angst, dass ich schon eine Tür zu ihm geschlossen habe und mich in die Sache mit meinem Liebhaber zu sehr verrannt habe.
Danke dir, Manuela

Liebe Manuela,
verzeih, wenn ich jetzt ganz offen und ohne Beschönigung zu dir spreche…
Wenn du so weitermachst, rennst du mal wieder mit offenen Augen mitten in dein Unglück. Du sagst selbst: „die Verliebtheit hat mich noch nie weitergebracht“.
Und genauso ist es jetzt auch wieder. Hast du nichts aus den früheren Pleiten gelernt?
„ich hatte vor meinem Mann immer Männer, bei denen jedem klar war, dass es nichts Stabiles wird. Sie hatten emotional meist einen Knick…“
Das hat auch dein Liebhaber, und zwar gehörig.
„Vielleicht ist es echt ein Muster? Er sagte, er hätte jahrelang Therapie gemacht…“
Ja, es ist ein Muster, und zwar bei dir. Es zieht dich mächtig hin zu Männern mit einem großen emotionalen Knick. Der Knick bei deinem Lover zeigt sich nicht nur in diesen dunklen Seiten, deretwegen er die Therapie machte, sondern es zeigt sich auch ganz klar in seinem Verhalten – einerseits nett und dir zugewandt, andererseits kühl und abweisend. Warum zieht es dich zu solchen Männern, von denen du genau weißt, dass sie dir noch nie gut getan haben? Weil da etwas Unbearbeitetes aus deiner Kindheit in dir gärt, was immer wieder zur Bearbeitung drängt.
Du schreibst, „ich habe sehr schnell den Eindruck gehabt, ihn gut zu kennen“ – wirklich kennen kannst du ihn garnicht nach den paar kurzen Treffen. Du glaubst ihn gut zu kennen, weil er jemand sehr ähnlich ist, dem du früher einmal sehr nahe warst. Vermutlich war eine wichtige Bezugsperson aus deiner Kindheit und/ oder Jugend (Vater, Mutter, erste große Liebe o.ä.) genau so – mit diesem Knick, emotional instabil, mit widersprüchlichem Verhalten dir gegenüber, mal lieb, mal abweisend. Jemand, dessen Liebe du unbedingt haben wolltest, aber nie wirklich bekommen hast. Und du strebst heute noch danach, diese Person dazu zu kriegen, dich zu lieben. Aber es ist ein aussichtsloses Spiel, denn deine Liebe vermag diese Person nicht zu ändern. Und das wird auch diesmal so sein:
„Er meint, ohne diese Affären hätte er sich womöglich getrennt. Sie hätten seine Ehe stabil gehalten. Komischerweise macht er sich dadurch für mich nicht unattraktiver…“
Fast immer wenn in unserem Liebesverhalten etwas eigentlich absurd oder paradox ist, hat es mit unverarbeiteten Kindheitserfahrungen zu tun.
Und dein Liebhaber wird es mit dir genauso halten wie mit seinen anderen Geliebten: er hält sie jahrelang hin, um es irgendwann (wahrscheinlich wenn sie zu fordernd werden) zu beenden. Die Affären führen nicht zum Beenden seiner Ehe, sondern im Gegenteil zu deren Festigung.

Und du, wie gesagt, rennst mit offenen Augen mitten in dein Unglück:
„ich verhüte nicht – er geht halt vorher raus“.
Jesus, was tust du da? Das ist keine Verhütung, sondern ein Roulettespiel. Dabei ist dir selber so sonnenklar, was passieren würde:
„Dann wäre ein Kind von meinem Mann das Ende mit meinem Liebhaber geswesen und das kann oder konnte ich mir nicht vorstellen. Umgekehrt hätte ein Kind vom Liebhaber die Trennung von meinem Mann bedeutet…“
Wenn du vom Lover schwanger wirst, machst du nicht nur vier Menschen unglücklich (deine Ehe geht kaputt und seine auch), sondern du spielst Roulette mit einem unschuldigen Baby.
Bei deinem Kinderwunsch geht es nicht um das Baby selbst und ihm ein möglichst gutes Aufwachsen zu ermöglichen – es geht um DICH, um deine sexuelle Anziehung zu diesem Mann und um eine Art von Obsession, deren Wurzeln in deiner eigenen Kindheit liegen.
Ich sehe diese Babies und Kinder um mich herum, die aus so einer „Leiden-Schaft“ heraus gezeugt wurden, sie kriegen das alles mit, den Gefühlswust, die Zerrissenheit der Mutter, deren Liebeskummer, die Wut auf den Lover, der doch bei seiner Ehefrau bleibt… Diese armen Kinder haben keinen guten Start ins Leben.
Schon um das zu vermeiden, appelliere ich ernsthaft an dich, diese fatale Liaison sofort zu beenden und dich intensiv daran zu begeben, wo die Wurzeln deiner „gefährlichen Leidenschaften“ liegen, und sie zu bearbeiten. Aber das geht nur mit Hilfe einer Fachfrau, also Therapeutin.
Wenn du das schaffst, wird es auch möglich sein, endlich diesen Mann umfassend zu lieben, der deine Liebe wirklich verdient und der dir gut tut: deinen Mann.
Wie du deine Ehe beschreibst, das klingt viel mehr nach echter Liebe als das zum Lover; aber da du in der Kindheit offenbar etwas anderes erlebt hast, macht es dir Angst und lässt dich ausbüxen. Du verschaffst dir innerlich Abstand, indem du ihn nicht begehrst (also dich sexuell ihm nicht richtig öffnest), und äußerlich, indem du dir einen Liebhaber zugelegt hast.
Wie kannst du deinen Mustern entkommen?
Am besten mit einer erfahrenen, einfühlsamen Therapeutin. Vielleicht findest du eine, die Psychotherapie und Paarberatung macht, das wäre eine gute Kombination. Mach mal einen Probe-Termin und schau, wie es sich anfühlt. Wenn es sich nicht gut anfühlt, dann teste noch jemand anderen.
Und bitte führe dir dieses Youtube-Video von mir zu Gemüte:

Alles Gute,
Beatrice Poschenrieder

Nach oben scrollen