Er ist unverheiratet, kinderlos, liebt sie nicht, warum trennt er sich nicht für mich?
Mal sagt er, er will mit mir alt werden und Kinder, mal heißt es, er wird seine Partnerin nicht verlassen. Soll ich mich zurückziehen?
Hallo Beatrice,
ich habe seit einem Jahr eine Affäre mit einem gebundenen Mann (42), ein Kollege, und frage mich: Warum trennt er sich nicht? Er ist seit 9 Jahren in einer festen Beziehung, nicht verheiratet und hat keine Kinder. Seine Freundin ist erheblich älter als er.
Ich bin noch verheiratet, jedoch vor 3 Monaten aus der ehelichen Wohnung ausgezogen.
Seitdem ist unsere Liaison intensiver geworden. Wir sehen uns mind. 1x pro Woche, mailen und telefonieren täglich, gehen ab und zu joggen oder in die Sauna. Ich kenne bereits seine Mutter und seine Schwester, sie mögen mich, wissen jedoch nichts von unserem Verhältnis. Seine jetzige Partnerin kennt mich flüchtig, sie mag mich nicht.
Er gehört zu jenen, die es allen recht machen wollen, arbeitet sehr viel und ich weiß, dass er wegen unserer Sache ein sehr schlechtes Gewissen hat.
In Bezug auf uns ist er sehr schwankend. Er liebt mich. Daran besteht kein Zweifel. Aber so eine Trennung ist trotz allem ein enormer Schritt. Seine Freundin lehnt er auch nicht emotional ab. Mal deutet er an, er würde gerne mit mir Kinder haben und alt werden, ein anderes Mal betont er wieder, dass er sich nicht trennen wird.
Wenn sie ihn verplant, hat er für mich definitiv keine Zeit. Ich weiß, dass sie nicht oft miteinander schlafen, und bin mir sicher, dass er vor unserer Beziehung bei ihr Erektionsprobleme hatte. Mit uns passt es super. Sowohl sexuell als auch, was unsere Hobbies, Herkunft, Humor angeht.
Jetzt ist er mit ihr 2 Wochen im Urlaub, simst mir jedoch fast täglich.
Vor seinem Urlaub sagte er in einem Nebensatz, dass er sich vorstellen könnte, auch wieder Sex mit ihr zu haben, wenn es sich so ergäbe. Das hat mir sehr weh getan.
Ich bin jetzt sehr traurig – und eifersüchtig. Sonst kann ich das Ganze ganz locker nehmen, jetzt merke ich deutlich, dass ich mir eine richtige Beziehung mit ihm wünsche.
Ich habe nie Ansprüche an ihn gestellt, aber dennoch gesagt, dass ich nach einer Ruhepause wieder eine normale Beziehung, vorzugsweise mit ihm, haben möchte. Vielleicht war das schon Druck für ihn.
Ich glaube auch, dass mein Auszug ihn indirekt unter Druck gesetzt hat.
Ich möchte ihm gerne alle Zeit der Welt für seine Entscheidung lassen, aber ich merke, dass ich das emotional nicht ewig durchstehen werde.
Und ich bin so unsicher. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich von mir wieder zurückzieht, aber auszuschließen ist es natürlich nicht.
Könnte es sein, dass er mich als Daueraffäre installieren wird, obwohl er das eigentlich gar nicht wollte, nur um sich nicht entscheiden zu müssen? Wagt er vielleicht doch den Schritt? Wie schätzt du die Situation aus der Ferne ein?
Ich habe mir eine Frist bis nach dem Jahreswechsel gesetzt. Aber was mache ich dann? Frage ich ihn mal klipp und klar, wie es weitergehen soll? Oder ist es besser, mich dann einfach zurückzuziehen? Das ist mir natürlich lieber, weil stressärmer. Oder ist die Frist an sich zu kurz?
Vielen Dank für deinen Rat,
Anna (37)
Liebe Anna,
du schreibst: „Ich habe nie Ansprüche an ihn gestellt, aber dennoch gesagt, dass ich nach einer Ruhepause wieder eine normale Beziehung, vorzugsweise mit ihm, haben möchte. Vielleicht war das schon Druck für ihn. Ich glaube auch, dass mein Auszug ihn indirekt unter Druck gesetzt hat.“
Es ist vollkommen in Ordnung, dass du nach einem Jahr Ansprüche stellst und klar sagst, was du willst. Es ist sogar geboten, denn eine Beziehung, wo du total viel Rücksicht auf deinen Partner nimmst, aber nicht auf deine eigenen Bedürfnisse, ist eine schiefe, ungleiche Beziehung, in der du letztlich den Kürzeren ziehst.
Du brauchst nicht sooo viel Rücksicht nehmen. Wenn er sich durch deine Wünsche und deinen Auszug bereits unter Druck gesetzt fühlt, dann ist er zu schwach, um eine richtige Liebesbeziehung mit dir zu haben.
„Könnte es sein, dass er mich als Daueraffaire installieren wird, obwohl er das eigentlich gar nicht wollte, nur um sich nicht entscheiden zu müssen?“
Das ist leider recht wahrscheinlich.
„Wagt er vielleicht doch den Schritt? Wie schätzt du die Situation aus der Ferne ein?“
Er ist weder verheiratet, noch hat er Kinder. Mir ist nicht klar, warum er öfter betont, dass er sich nicht trennen wird, denn er hat nicht so viel zu verlieren, sondern eher zu gewinnen. Mag sein, dass er es allen recht machen will und ihn eben auch viele Jahre mit der Partnerin verbinden, aber vielleicht scheut er die Verantwortung? Nämlich die, vor seiner langjährigen Partnerin der Böse zu sein, der sie im Stich lässt, und die, an deiner Scheidung „schuld“ zu sein, und damit auch die Verantwortung tragen zu müssen, dass mit dir eine richtige, dauerhafte Beziehung gelingt?
Ich kann dir nur raten: Rede ganz offen mit ihm hierüber. Finde heraus, welche Ängste und Befürchtungen er in Bezug auf seine Trennung und in Bezug auf eine Beziehung mit dir hat oder was ihm das unwohl macht, und versuche, ihm diese Ängste ein Stück weit zu nehmen – ABER: Steh auch offen zu deinen eigenen Wünschen und Ängsten. Du musst dir selbst unbedingt treu bleiben. Es bringt nichts, wenn du dich anpasst, nur um dann ewig die Schattenfrau zu bleiben. Die Frist ist auch nicht zu kurz.
Wenn ihr beide evtl noch Familie gründen wollt, hast du ja nicht mehr alle Zeit der Welt.
Von daher: Dein Ultimatum ist gut, Klartext auch – zurückziehen kannst du dich nachher dann auch noch.
Dieses Buch kann dich unterstützen, einen klaren Weg im Umgang mit diesem Mann zu finden: «Wie gewinne ich das Herz eines Mannes?».
Liebe Grüße
Beatrice Poschenrieder