Mein Mann will es immer allen recht machen, vergisst dabei mich und die Kinder!

Ich bewundere zwar, dass er jeden annimmt wie er ist und für alle da ist, aber genau das hat unsere Beziehung kaputt gemacht

Auf Partys kümmert er sich immer super um alle, nur nicht um mich

Hallo Beatrice,
mein Mann (50) und ich (43) sind seit 5 Jahren ein Paar. Wir haben dieses Jahr im März geheiratet, genau 2 Wochen vor der Geburt unseres 1. gemeinsamen Sohnes. Wir haben beide noch einen Sohn aus erster Ehe. Mein Sohn (14) lebt bei uns und sein Sohn (13) bei seiner Exfrau. Am Wochenende sind wir dann eine richtige Patchworkfamilie.
Unsere Beziehung hatte schon vor 5 Jahren einen schlechten Start. Viele Missverständnisse mussten geklärt und Probleme gewälzt werden. Wir haben es aber durch ständige Gespräche geschafft, unser Zusammenleben einigermaßen zu bewältigen. Mein Mann ist hilfsbereit, romantisch, liebevoll und ein guter Vater und Ehemann. Leider ist er auch der Selbstgerechte, der erst nach langem Hin und Her einsieht, dass auch er nicht unfehlbar ist. Er scheut Konflikte und will immer nur gut nach Außen glänzen. Er glaubt, wenn er Konflikte als banal abtut und immer auf Friede, Freude, Eierkuchen macht und sich alles gefallen lässt, dann wird er von allen Menschen geliebt.
Ich bin die Selbstkritische und ständig mit mir und meiner Umwelt im Gefecht über Recht und Unrecht. Deshalb bin ich aber nicht unbeliebt. Im Gegenteil, ich habe ein paar sehr gute Freunde, die Kinder gehen respektvoll mit mir um und in der Arbeit war ich immer als Vertrauensperson geschätzt. Mein Mann hingegen lebt zurückgezogen in seiner Scheinwelt und hat gar keine richtigen Freunde. Die Leute, die er anschleppt, sind oberflächlich, arrogant und oftmals unehrlich.

Ich bewundere zwar, dass er jeden so annimmt wie er ist und jedem alles verzeiht, aber genau das hat unserer Beziehung das Genick gebrochen. Wir sind mit unserem neugeborenen Sonnenschein sehr glücklich und hatten auch eine sorgenvolle Schwangerschaft zusammen hervorragend gemeistert. Doch seine Verwandten, Bekannten und selbsternannten Freunde missgönnen uns nicht nur unser Glück, sondern sind teilweise richtig bösartig eifersüchtig. Er findet deren Verhalten zwar auch nicht so toll, aber sieht darüber hinweg und bittet mich ständig das Gleiche zu tun. Ich habe es satt, ihm zu Liebe alles hinzunehmen, und fühle mich in der Gegenwart dieser Menschen richtig schlecht. Ich leide seit Wochen an körperlichen wie auch seelischen Beschwerden und möchte nur noch eins: weg mit meinen Kindern aus diesem goldenen Käfig.
Er tritt mich und meine Gefühle mit Füßen. Unsere Kinder haben gar keinen Respekt vor ihm. Ständig schiebt er mich bei unangenehmen Dingen vor und fällt mir in den Rücken. Er kann keine Entscheidung ohne mich fällen und lässt sich von anderen alles gefallen. Ich kann nicht mehr zu ihm aufsehen und bin gleichzeitig traurig, unsere Beziehung wegen seiner Unfähigkeit beenden zu müssen.
Wir haben viele Gespräche geführt, sind auch seit 2 Wochen beim Ehetherapeut, aber er versucht jeden Tag so zu tun, als wäre jetzt alles wieder in Ordnung, und macht so weiter wie bisher. Ich gehe mittlerweile in Einzeltherapie zu unserem Eheberater, weil mein Mann keine weiteren Notwendigkeiten darin sieht, mal an sich selbst zu arbeiten. Unser Therapeut gab mir zu verstehen, dass nur durch seine eigene Bereitschaft eine Therapie begonnen werden kann. Mein Mann aber sieht für sich diesbezüglich keine Notwendigkeit. Auch auf E-Mails des Eheberaters reagiert er nicht.
Mein Mann liebt mich und trägt mich und die Kinder auf Händen, aber er merkt nicht, wie oft er uns wegen anderer Leute wieder fallen lässt.
Liebe Beatrice, was kann ich tun, damit das endlich ein Ende nimmt?
Ulrica (43)

Liebe Ulrica,
du schreibst:
“Ich leide seit Wochen an körperlichen wie auch seelischen Beschwerden“ – das ist Signalstufe rot, dass eine Veränderung eintreten muss.
Eigentlich weißt du selbst ganz genau, was zu tun ist:
“Ich möchte nur noch eins: Weg mit meinen Kindern aus diesem goldenen Käfig.“
Ich denke, du erwartest ein wenig von mir, dass ich dir dazu Mut mache und dir sage, dass es richtig ist. Nun, genau das möchte ich tun. Da dein Mann weiterhin an seiner althergebrachten Vogel-Strauß-Taktik festklebt (Kopf in Sand und nix tun, egal wie sehr einen das Leben anspuckt), musst du eine so radikale Veränderung einleiten, dass er mal dermaßen in den Hintern getreten wird, dass er tatsächlich einen Sprung nach vorn ausführen muss.
Ein Mann von 50 Jahren sollte eigentlich gelernt haben, wo er Prioritäten setzen muss. Will er Everybody´s Darling sogar bei völlig unbedeutenden Leuten sein, oder setzt er seine Prioritäten bei den Menschen, für die er doch eigentlich die Verantwortung übernommen haben sollte?

Tu das, was dein Gefühl dir sagt. Nimm deine Kinder und hau ab. Und zwar bleibst du so lange weg, bis er aus seinem Dornröschenschlaf aufwacht und seinen wattierten Hintern zum Paartherapeuten trägt. Und dann tatsächlich anfängt, sein Verhalten gründlich in Frage zu stellen und sich zu ändern.
Denk vorher genau drüber nach, wie lang du woanders ausharren magst. Bis er selber allein zum Therapeuten geht? Oder bis du siehst, dass er wirklich was ändert? Wenn ja, was genau müsste er als erstes ändern? Beziehungsweise wie könnte er dir beweisen, dass es ihm ernst ist?
Setz dir für dich selbst Ziele und zieh es konsequent durch. Dein Mann soll sehr genau merken, wie verdammt ernst es dir ist. Bitte schau dazu auch mein Youtube-Video «Mann ändern» an (siehe unten) und lies diese Beiträge:

Wegen Vernachlässigung will sie die Scheidung, soll ich um sie kämpfen?

Hab sie vernachlässigt, sie trennte sich! Kann ich sie zurückgewinnen?

Beziehungs-Burnout? Sie hat sich jahrelang für mich und meine Kinder verausgabt

Ich hab sie über die Jahre so oft verletzt, dass ihre Gefühle erkaltet sind

Im übrigen finde ich es gut, dass du auch allein zum Therapeuten gehst. Bleib dabei, falls das mit deinem Auszug vereinbar ist. Und behalte auch eine gemeinsame Paartherapie mit deinem Mann im Auge. Das ist nach wie vor die beste Idee.
Ich drück dir die Daumen
Beatrice Poschenrieder

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