Bin querschnittsgelähmt, wünsche mir Zärtlichkeit von meiner Physiotherapeutin

Sitze im Rollstuhl und habe meiner Physiotherapeutin vor 2 Monaten gestanden, dass ich sie begehre und mir Körperkontakt wünsche. Erst reagierte sie nicht…

Hallo Beatrice,
ich bin 33 und seit 8 Jahren querschnittgelähmt. Seit ca. 7 Jahren bekomme ich regelmäßig Physiotherapie von einer mittlerweile zwar schon 53jährigen, jedoch noch sehr attraktiven Krankengymnastin.
Ich hatte seit meiner Behinderung keine Freundin und eben dadurch auch absolut keinen Sex mehr. Auch Selbstbefriedigung funktioniert bei mir nicht mehr. Seit dem ersten Tag, an dem ich meine Physiotherapeutin sah, begehre ich sie, und sie spielt auch eine große Rolle in meinen Phantasien. Ich getraute mir all die Jahre nie auch nur andeutungsweise ihr mich diesbezüglich anzuvertrauen. Vor ca. 2 Monaten hielt ich es aber einfach nicht mehr aus, fasste all meinen Mut zusammen und sagte ihr mit beschämten Gefühlen, dass es mein sehnlichster Wunsch wäre, mit ihr einmal Zärtlichkeiten erleben zu dürfen. Verständlicherweise reagierte sie zunächst ein bisschen vor den Kopf gestoßen, aber sie fragte mich dann auch gleich, was ich mir denn davon versprechen würde. Sie meinte, ich sei noch ein relativ junger Mann und sie sei über 50, und es würde mir bestimmt keinen Spaß bereiten, zumal ihr Körper bei weitem nicht mehr so fit aussieht und sich anfühlt, als das im angekleideten Zustand zu erkennen sei. Ich sagte ihr, dass mich das nicht im geringsten stören würde, im Gegenteil, ich finde es ganz natürlich und reizvoll. Darauf lächelte sie nur kurz und sagte dann genauso wie ich für den Rest der Gymnastik nichts mehr.
Kurz bevor sie sich verabschiedete, sagte sie jedoch, dass sie mich und meinen Wunsch sehr gut verstehen würde und sie sich auch geschmeichelt fühlt, aber es wäre jetzt eben auch so plötzlich für sie gekommen, und sie müsse darum dieses erst mal etwas verdauen und es sich durch den Kopf gehen lassen.
Die nächsten Therapiestunden kam dann diesbezüglich gar nichts, und ich traute mich auch nicht nochmal sie darauf anzusprechen.
Bei ihrem letzten Besuch gab sie mir aber am Schluss ein Küsschen auf die Wange. Das passierte noch nie zuvor, jedoch wendete sie sich auch gleich darauf wieder ab und verabschiedete sich.

Jetzt frage ich mich und natürlich Sie, Frau Beatrice:
Könnte es sein, dass sie mir damit signalisieren wollte, mir meinen Wunsch zu erfüllen, oder wollte sie mir damit vielleicht auch klar machen: Ok, so ein Küsschen auf die Wange muss reichen?
Was soll ich tun, wenn sie in Zukunft diesbezüglich nicht mehr auf mich zukommt? Soll ich dann nochmal meinen Mut zusammennehmen und sie darauf ansprechen? Ich habe ja kaum Erfahrung, aber vielleicht erwartet sie ja nach dem Küsschen, dass wenn schon, dann die weitere Initiative von mir ausgehen müsste?

Dann noch ein Problem zu dieser Sache. Diese Frau ist zwar nicht verheiratet, aber schon viele Jahre in einer festen Beziehung. Wie sie mir aber selbst schon desöfteren mehr oder weniger durch die Blume erzählte, ist diese Beziehung alles andere als glücklich. Sollte diese Frau mir vielleicht letztendlich doch meinen Wunsch erfüllen, müsste ich dann Gewissensbisse gegenüber ihrem Partner haben?
Dominik (33)

Lieber Dominik,
Sie fragen:
„Könnte es sein, dass sie mir damit signalisieren wollte, mir meinen Wunsch zu erfüllen, oder wollte sie mir damit vielleicht auch klar machen: Ok, so ein Küsschen auf die Wange muss reichen?“
Schwer zu sagen. Vielleicht auch weder-noch. Vielleicht war es einfach Ausdruck dessen, dass diese Frau auch ein wenig zärtliche Gefühle für Sie hat, aber unsicher ist, wie weit sie diese zulassen kann und darf.

Ferner fragen Sie:
„Was soll ich tun, wenn sie in Zukunft diesbezüglich nicht mehr auf mich zukommt? Soll ich dann nochmal meinen Mut zusammennehmen und sie darauf ansprechen? …vielleicht erwartet sie ja nach dem Küsschen, dass wenn schon, dann die weitere Initiative von mir ausgehen müsste?“
Kann sein. Kann aber auch sein, dass sie nicht wirklich etwas „erwartet“. Viele Frauen in dem Alter sind innerlich sehr gelassen und haben gelernt, die Dinge auf sich zukommen zu lassen. Nun ist das aber ein wenig schwierig zwischen Ihnen beiden, weil Sie in einem therapeutischen Kontext zueinander stehen. Deswegen wäre es gut, einen Kontakt außerhalb dieses Kontexts herzustellen. Kurzum, fragen Sie diese Frau, ob sie gern Eis oder Kuchen isst, und laden Sie sie in ein Lokal ein, wo’s derlei Dinge in feiner Ausführung gibt (falls die Dame Süßes meidet, müssten Sie sich ein anderes Lokal oder eine andere Aktivität überlegen, z.B. in einen Park gehen).
Jedenfalls, falls sie einwilligt, ist das schon mal ein positives Zeichen. Sagen Sie ihr, dass Sie sie gern näher kennenlernen würden. Stellen Sie Fragen (z.B. was sie in ihrer Freizeit am liebsten macht). Vielleicht erfahren Sie auch Näheres über ihre Beziehung. Und reden Sie ruhig auch über sich! über Ihre Ängste, Ihre Wünsche, Ihr früheres Leben und wie Sie die Welt jetzt erleben…
Die Frage ist ja auch, lieber Dominik, ob es Sie nur körperlich zu der Frau hinzieht oder auch mit dem Herzen? Ob Sie eher eine Art zärtliche Affäre mit ihr hätten oder lieber eine Beziehung? Wenn Sie sich beides vorstellen könnten, sollten Sie dies der Dame signalisieren. Dann hat sie freie Auswahl und es fällt ihr leichter, sich einzulassen.

Dann noch hierzu:
„Sollte diese Frau mir letztendlich doch meinen Wunsch erfüllen, müsste ich dann Gewissensbisse gegenüber ihrem Partner haben?“
Nein – falls die Beziehung tatsächlich unglücklich ist. Vielleicht wäre es sogar das Beste, was dieser Frau passieren kann: also ein Anstoß, endlich aus einer Beziehung zu gehen, die ihr nicht (mehr) gut tut.
Nur Mut!
Beatrice Poschenrieder

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