Mit 39 noch nie eine Beziehung, hab ich überhaupt noch eine Chance?

Ich hatte nie viele Chancen bei Männern, bei den meisten war ich nur gefragt, wenn sie Probleme hatten und jemanden zum Ausweinen brauchten

ich hatte noch nie eine Beziehung und auch noch nie Sex
Warum beachten mich die Männer nicht, bin ich etwa unsichtbar?

Liebe Beatrice,
vielleicht weißt du einen Rat für mich. Ich gehöre auch zu der Kategorie „Beziehungslos“. Ich leide sehr unter der Situation und würde sie gerne ändern, wenn ich könnte. Aber ich habe das Gefühl, alles was ich tue, zieht mich nur noch weiter runter. All die Jahre habe ich immer gehofft, einen Mann kennenzulernen, der mit mir auf einer Wellenlänge liegt, der mich liebt und den ich auch lieben kann. Das ist es nämlich, was ich mir wünsche: einen Menschen total lieben zu können. Und da liegt mein Problem. Ich glaube nämlich, ich habe es verlernt. Ich hatte nie viele Chancen bei den Männern, bei den meisten war ich nur gefragt, wenn sie Probleme hatten und jemanden zum Ausweinen brauchten. Kaum tauchte allerdings ein weibliches Wesen auf, dann war ich trotz Anwesenheit vergessen. Oft hatte und habe ich das Gefühl, gar keine richtige Frau zu sein, sondern irgendein geschlechtsloses Wesen, durch das man hindurchsieht. Wie oft war ich neidisch, wenn ich die veränderten leuchtenden Blicke der Männer sah, wenn sie auf eine andere Frau blickten. So hat mich noch nie einer angesehen. So kommt’s, dass ich bis heute (!) noch nie eine Beziehung zustande gebracht habe.

Weiter zu meiner Desillusionierung beigetragen haben diverse Freundinnen und Kolleginnen, die ebenfalls ihre zum Teil recht grauenhaften Beziehungsprobleme (wie ich finde, oft auch mit selbstverschuldete) und ihren Hass auf die Männerwelt bei mir abgeladen haben. Danach sind sie quietschfidel wieder mit dem „Übeltäter“ zusammen gewesen oder haben sich in eine neue Liebe gestürzt und ich war abgemeldet. Ich hatte jedes Mal sehr dran zu knabbern, weil ich mitgelitten habe und dachte, man sollte in einer Krise jemandem beistehen. Besonders weh getan hat mir, als eine Kollegin, die mich jahrelang an ihren Eheproblemen teilhaben ließ, fallen ließ, um mit ihrem „Neuen“ zusammenzuleben, über den sie vorher so furchtbar hergezogen hatte und sich dann auch noch in meiner Anwesenheit über „Beziehungslose“ ziemlich ordinär lustig machte. Die wären halt hässlich und jede hübsche Frau wäre mindestens mal „angestochen“ worden, ab Mitte 30 müsste man sich halt abfinden, dass man alleine bleiben muss, wenn man bis dahin nicht verheiratet ist; da hat man sowieso eine gravierende Macke und von solchen Menschen sollte man die Finger lassen, usw.. Die anderen, die dabei waren, haben ins selbe Horn geblasen und rumgetönt, wie hässlich doch braune Augen wären (das ist meine Augenfarbe) und es war nur zu deutlich, wen sie damit meinen, da ich die Einzige mit diesen Augen in der Runde war. Das hat mich furchtbar verletzt und abgestoßen und ich habe den Kontakt beendet.

Leider bekomme ich diese Gedanken nicht aus dem Kopf. Ich wünsche mir aber immer noch sehnlichst eine Liebe. Nur, sofort kommen in mir dann die Gedanken hoch, dass ein Mann in meinem Alter ja zuvor mit ebenso einer Frau wie oben beschrieben zusammen war, und mich packt dann einfach nur der Ekel. Ekel davor, dass er so eine Person geliebt hat, sich mit anderen auch über mich lustig machen wird und mich doch wieder nur ausnützt, weil gerade nichts Besseres da ist. Außerdem habe ich keine Lust, einen evtl. Partner ständig mit seinen Kindern aus der vorigen Beziehung zu teilen, und ohne Kinder läuft in dem Alter ja niemand mehr herum. Ich glaube, da wäre eine Frau doch nur noch als Finanzhilfe für Miete und Alimente recht. Liebe ist doch da kaum zu erwarten. Dann hört man von anderen wieder, “was glaubst du denn, meinst du auf dich hat einer gewartet, du bist zu alt, um noch was anderes zu bekommen… sei froh, wenn so einer dich noch nimmt…”
Mir ist daher ziemlich hoffnungslos zumute – zumal ich kurz vor dem berüchtigten 40. Geburtstag bin und eigentlich in meinem Leben gar nichts vorzuweisen habe.

Wie siehst du diese Situation, du hörst soviel von so vielen verschiedenen Menschen – soll ich versuchen, mich mit dem Alleinsein abzufinden? Wenn ja, wie schafft man das? Oder, wie kann ich mich noch mal verlieben? Geht das in meinem Alter überhaupt noch?
Caterine (39)

Liebe Caterine,
du fragst: „Soll ich versuchen, mich mit dem Alleinsein abzufinden?“
Ach Quatsch. Du bist ja nicht 80 und senil.

„Oder wie kann ich mich nochmal verlieben? Geht das in meinem Alter überhaupt noch?“
Klar geht das noch in deinem Alter. Das geht sogar noch mit 70 oder 80 oder sogar 90. Aber nur, wenn man offen dafür ist. Und mir scheint, das bist du noch nicht wirklich. Du wünschst es dir zwar sehr, aber du stehst dir in vielem selbst im Weg, z.B. mit negativen Gedanken, teils recht hohen Ansprüchen und sicherlich einigem mehr (z.B. deiner Wirkung nach außen).
Dies zeigt, dass du unterschwellig eine große Angst davor hast, dich einzulassen und zu lieben und dich zu offenbaren – unter anderem, weil du dann Gefahr läufst, verletzt und in deinen schlimmsten Befürchtungen bestätigt zu werden. Viele verschiedene Beiträge zu diesen Themen findest du auch hier unter den Rubriken “Beziehungslos”,

“Kennen lernen”
und auf meiner anderen Webseite
TippsFuerSingles.de).

Mit meiner kleinen Beratung hier kann ich dir nicht wirklich helfen, denn das übersteigt den Rahmen. Was du bräuchtest, wäre ein intensives Coaching, das alle möglichen Faktoren verbindet: therapeutische Gespräche für Ursachenforschung und Finden neuer Verhaltensweisen und Einstellungen, Analyse deiner Außenwirkung (wie Körpersprache, Kommunikation, Optik, Styling), Erarbeiten eines Programms, was du alles ändern könntest, und praktische Hilfe und Unterstützung beim Umsetzen.
Überlege dir ganz konkret, was es dir in Zeit und Geld wert wäre, endlich Liebe zu finden und glücklich zu werden, und dann such dir einen Coach.
Ich könnte dir jetzt anbieten, dass ich auch so ein Single-Coaching mache, aber ich tu’s nicht, weil du sonst denkst, ich habe nur geantwortet, um meine Dienste loszuwerden. Ich hab ja genug Arbeit… 🙂
Ich will dir nur klarmachen, dass du bereit sein musst, für dein Glück etwas zu investieren.

Herzlichst
Beatrice Poschenrieder
((Für Teil 2 dieses Briefes bitte hier klicken!))

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