Er macht mir das Leben zur Hölle, aber eine Trennung ist nicht möglich

Dieses wütende, überhebliche, belehrende, mahnende Gesicht von ihm bekomme ich dauernd zu sehen

Hallo Beatrice,
ich habe folgendes Problem: Mein Freund ist krankhaft eifersüchtig. Wir haben uns in der Arbeit kennengelernt, sitzen immer noch im gleichen Büro. Seit fast 2 Jahren sind wir zusammen, er ist 16 Jahre älter als ich.
Schon immer war er eifersüchtig, auf meine früheren Beziehungen, auf Freunde, eigentlich auf alles und jeden. Er braucht wahnsinnig viel Aufmerksamkeit, Zeit für mich selbst gesteht er mir nicht zu. Er kontrolliert meine private Post und Emails in der Arbeit, flippt aus, wenn ein Freund anruft (den kennt er und stellt bei Gott keine Gefahr dar), führt mir vermutlich auch nach. Letztens ist er in meiner Wohnung aufgetaucht, läuft schnuppernd ins Schlafzimmer und fragte: „Wer war da??? Hier riecht es nach Rasierwasser!!“
Ich stand nur stumm da. Er: „Was schaust Du denn so?“, ich: „Wie soll ich den schauen?“, er: „Ertappt schaust Du!“ – Da fällt mir einfach nichts mehr ein. Ich kann nicht mehr wütend werden, die Traurigkeit und Verletztheit steht im Vordergrund.
Ich habe ihm noch nie einen Anlass gegeben, war ihm immer treu, der Spaß am Flirt ist mir schon lang vergangen, ich trau mich nicht einmal mehr jemanden kurz anzusehen. Seit Wochen tyrannisiert er mich regelrecht mit seiner Eifersucht und will von mir permanent unterhalten werden. Ihm wäre es am liebsten, dass ich rund um die Uhr bei ihm bin. Nach der Arbeit (wir sitzen in einem Büro) hab ich manchmal 1 Stunde Zeit für meine Hobbys, komme ich nach dieser kurzen Auszeit nach Hause, sitzt er schon wieder auf dem Sofa und sieht fern. Er hat keine andere Beschäftigung, keine Interessen, keine Freunde. Nichts. Wochenende ist die Hölle, schließlich will der gnädige Herr ein Unterhaltungsprogramm. Zeit für mich und meine Freunde, Hobbies muss ich mir erkämpfen.
Ich reagiere immer paranoider und versuche immer einen Beweis in der Tasche zu haben, z.B. wenn ich mich mit einer Freundin im Cafe treffe, hebe ich die Quittung auf, mache evtl. sogar ein Bild mit meinem Handy. Ich will nur meine Ruhe haben und nicht in der Arbeit und zu Hause von ihm unter Druck gesetzt werden. Inzwischen wäre ich lieber tot als lebendig.
Den Terror kann man nicht in Worte fassen. Er fragt mich, ob ich ihn noch liebe. Wie kann ich jemanden lieben, der mich mit Füßen tritt? “Wo holst du dir den Sex”, fragt er. Ich habe schon gar keine Lust mehr auf Sex, auf einen anderen Mann! Wobei ich einen richtigen Mann brauchen würde, einen der mich unterstützt, mich liebt und auffängt, wenn es mir nicht so gut geht.

Die Beziehung kann ich auf keinen Fall beenden, so lange ich in der gleichen Firma arbeite. Er würde mich fertig machen – wer weiß, was ihm auch privat einfällt. Am Ende hätte ich einen fiesen Stalker am Hals. Da geht es mir jetzt besser, glaube ich.

Wie schätzt Du die Situation ein? Kann ich dem Ganzen irgendwie entkommen?
Liebe Grüße, Stella (30)

Liebe Stella,
ach du meine Güte, der Mann braucht ganz dringend eine intensive Psychotherapie!
Was da angesagt ist, ist ja sonnenklar: Trennung, und zwar am besten sofort. Das weißt du selbst genauso gut wie ich und wie sicherlich alle deine Freunde.

Dazu sagst du einerseits:
„Die Beziehung kann ich auf keinen Fall beenden, so lange ich in der gleichen Firma arbeite. Er würde mich fertig machen. – Wer weiß, was ihm auch privat einfällt. Am Ende hätte ich einen fiesen Stalker am Hals. Da geht es mir jetzt besser, glaube ich.“
Das widerlegst du aber selbst, denn erstens beschreibst du ausführlich eine echte Beziehungshölle, zweitens sagst du: „Inzwischen wäre ich lieber tot als lebendig. Den Terror kann man nicht in Worte fassen.“
Also wärst du lieber tot, als den einzigen logischen Schritt zu tun, nämlich dich zu trennen?? Du würdest lieber sterben, als einen anderen Job zu suchen?
Außerdem kannst du nicht mit Sicherheit wissen, ob er dich in der Firma wirklich fertigmachen würde – damit würde er sich selbst ja genauso schaden und sich selbst in ein noch schlechteres Licht rücken als dich.
Außerdem, du bist weder dumm noch ein hilfloses Kind: du bist eine erwachsene 30jährige Frau, du wirst dich ja wohl zu wehren wissen, oder?!
Und gegen Stalking gibt es nicht nur jede Menge Eigenmaßnahmen, sondern sogar Gesetze – d.h. zur Not kannst du ihn anzeigen und sogar Polizeischutz bekommen. Auf meinen Seiten hier gibt’s dazu auch Infos, und zwar kriegst du die entsprechenden Briefe, wenn du ins Suchfenster das Stichwort „Stalking“ eingibst. Und in meinem Buch «Mister Aussichtslos: 12 Männertypen, die Sie sich sparen können» im Kapitel “Der Psycho” – darunter ist dein “Freund” auch zu zählen.

Ferner ist ein Wechsel des Arbeitsplatzes, vielleicht sogar ein Wohnungswechsel, immer noch tausendmal besser, als in so einer Beziehung zu verharren.

Bitte lies dazu auch die Texte unten bei “Verwandte Beiträge”!

Alles Gute
Beatrice Poschenrieder

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