Sexbewusstsein – So finden Sie erotische Erfüllung (Buch)

Buch von Beatrice Poschenrieder: Sexbewusstsein - So finden Sie erotische Erfüllung

„Sexbewusstsein“ Kurzinfo:

Wenn Sie erotische Erfüllung nicht mehr dem Zufall oder den „perfekten Voraussetzungen“ überlassen wollen, ist die beste Zutat Sexbewusstsein: Selbstvertrauen und Selbstsicherheit in Sachen Erotik, ein bewusster Umgang damit, Achtsamkeit sich selbst und dem Partner gegenüber gehören ebenso dazu, wie zu erkennen, ob und wo es Störfaktoren in Ihrem Liebesleben gibt. Ich erkläre anhand von Fallbeispielen aus meiner Beratungs- und Therapiepraxis, wie Körper, Geist und Seele beim Sex zusammenwirken, wie ein harmonisches Zusammenspiel gelingen kann und wie Sie mittels Eigenanalyse und praktischer Übungen Ihr Sexbewusstsein optimieren können.

Dieses Buch erklärt auf leicht nachvollziehbare Art die Psychologie von Sex – und was uns bewusst oder unbewusst davon abhalten kann, unsere ganz eigene Erotik zu entwickeln und auszuleben – für uns selbst und im Zusammenspiel mit Partner (siehe auch unten die Leseprobe).

Rowohlt Taschenbuch, ISBN: 978-3499627378, im Handel nicht mehr erhältlich, am besten direkt bei mir bestellen: 9,90 Euro inkl. Versand (Mail an info@beatriceposchenrieder.de), oder als Ebook bei Amazon!

Eine Übersicht meiner Bücher gibt´s auf „Über mich“!

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LESEPROBE „Sexbewusstsein“

(Einleitung)

WAS IST „SEXBEWUSSTSEIN“?

Wenn ich Leute frage „Was ist am wichtigsten für tollen Sex?“, bekomme ich zwar auch Antworten wie „ein guter Vibrator“ oder „ein schalldichtes Schlafzimmer“, mit Abstand am häufigsten jedoch „der richtige Partner“ oder „ein erfahrener und tabuloser Partner“. Wie kommt es dann bloß, dass in erstaunlich vielen Beziehungen, in denen der Partner gewiss der „Richtige“ ist, der Sex nicht so toll ausfällt? Oder dass er mit jemandem, der alle Finessen beherrscht, dennoch völlig daneben sein kann?

In den über 20 Jahren, seit ich mich beruflich mit „Partnerschaft und Erotik“ befasse, habe ich festgestellt, dass einige Menschen viel öfter erfüllenden Sex haben als andere, und zwar auch mit einem nicht perfekten Partner (sofern man sich mag und anziehend findet) und unter keineswegs perfekten Bedingungen. Zutaten wie „Liebe“, „Erfahrung“ oder „Tabulosigkeit“ sind sicher eine feine Sache, aber keine unabdingbare Voraussetzung – sondern eher, wie man mit sich, mit dem anderen und mit Sex an sich umgeht; unter anderem, ob man den Willen aufbringt, Zeit und Energie zu investieren und teilweise auch über den eigenen Schatten zu springen.

Wenn Sie erfüllten und erfüllenden Sex nicht mehr dem Zufall oder den „perfekten Voraussetzungen“ überlassen wollen, ist die Hauptzutat „Sexbewusstsein“. Hierbei handelt es sich nicht um eine bestimmte Eigenschaft, es setzt sich vielmehr aus mehreren Elementen zusammen. Dieses Buch zeigt Ihnen ein Element nach dem anderen. Zuerst behandle ich sexuelles Selbstbewusstsein im Sinne von Selbstvertrauen und Selbstsicherheit: „Ich bin okay, mein Körper ist okay und das, was ich im Bett mache oder nicht mache, ist okay.“ Wer dies auslebt, muss allerdings auch gewissen Grenzen beachten, denn beim Sex im landläufigen Verständnis ist ja nicht nur ein anderer Mensch involviert, sondern man dringt auch in dessen intimste Bereiche vor, genauso wie man ihn in seine eigenen intimsten Bereiche lässt – körperlich wie seelisch. Daher spielt bei Sexbewusstsein auch immer eine Rolle, was „normal“ ist und was nicht (bzw. was mehrheitlich, gesellschaftlich, kulturell als „normal“ betrachtet wird und was nicht) und was man dem anderen sowie sich selbst zumuten kann. Denn obwohl viele aus Zurückhaltung zu geringe Ansprüche stellen, gibt es auch einige, die dem Partner definitiv zu viel zumuten.

Sexbewusstsein heißt aber auch, ganz bewusst mit Sex umzugehen: also ihn nicht einfach routinemäßig ablaufen zu lassen, ihn nicht als Mittel zum Zweck einzusetzen oder nur dumpfen Trieben ihren Lauf zu lassen (wobei Letzteres mitunter sehr gut sein kann, wenn es zur Situation passt – ungünstig ist nur, wenn es der einzige Sexstil ist). Stattdessen gilt es, achtsam mit sich, seinem Körper und seinem Partner umzugehen. Das gelingt aber nur, wenn man dabei nicht von Ängsten, Unsicherheit, Ärger, Egozentrik, Unlust, Müdigkeit oder ähnlichen Beeinträchtigungen regiert wird. Entsprechend setzt einer der Aspekte von Sexbewusstsein bei der Fähigkeit an, sowohl beim Partner als auch bei sich selbst zu erkennen und zu erspüren, was dem Zusammenspiel, dem Genuss und der Hingabe hinderlich ist. Weil sehr viele dieser Vorgänge unbewusst ablaufen, sind sie nur schwer zu durchschauen. Daher kennt man oft nicht einmal die Gründe, warum der Sex nicht so toll ist, wie er sein könnte,  geschweige denn findet man die richtigen Lösungswege. Ihr Bewusstsein für solche Vorgänge zu schärfen, ist eines der Anliegen dieses Buches. Und um dann auch Störfaktoren zu ändern bzw. neue Wege zu wagen, benötigt man wiederum sexuelle Selbstsicherheit – und damit schließt sich der Kreis.

Kurzum: Es gibt nicht das eine Rezept, um Sexbewusstsein zu erlangen – es ist ein Prozess, in dem viele Faktoren zusammenwirken, ineinandergreifen und sich gegenseitig ergänzen. Einiges, was ich auf den folgenden Seiten anführen werde, kennen und leben Sie vielleicht längst, anderes wird Sie womöglich dazu anregen, Ihr Bewusstsein zu erweitern und sich selbst sowie Ihren Partner besser verstehen zu lernen.

Somit liefert Ihnen dieses Buch kaum konkrete Anleitungen für Sexpraktiken – es geht im Kern um die Psychologie von Sexualität und um das Zusammenspiel zwischen Körper, Geist und Seele. Und um allzu viele theoretische Erklärungen zu vermeiden, Ich versuche auch, allzu viel theoretisches Erklären zu vermeiden, erläutere realer Beispiele: Fälle aus meiner Beratungspraxis, die mir im persönlichen Gespräch sowie telefonisch geschildert wurden, sowie Briefe und Mails aus meinen Kummerkästen. Neben ausführlichen Kommentaren zu den individuellen Fragestellungen finden Sie auch hieraus abgeleitete Tipps und praktische Übungen.

Die Personen und Sachverhalte, von denen ich berichte, sind alle echt, zum Schutz der Betroffenen habe ich lediglich die Namen und andere persönliche Angaben geändert. Übrigens: Viele, die meine Hilfe suchen, kommen nicht als Paar, sondern als Einzelperson auf mich zu.

Kapitel 1:  Sind Sie sexuell selbstbewusst?

„Ich weiß, wie man einen Mann sexuell um den Finger wickelt“, sagte mir kürzlich eine Freundin, „ich kann zum Beispiel diesen Trick mit der Perlenkette um den Penis, ich kann Kondome mit dem Mund überstreifen und ich habe einen Kurs in Tabledance absolviert“. Eine andere berichtet mir ständig davon, wie sie´s mit wechselnden Liebhabern auf Küchentischen treibt, bis diese zusammenbrechen (die Tische und manchmal auch die Liebhaber). Obwohl ich Frauen, die das alles drauf haben, von Herzen beglückwünsche: ich gehöre nicht unbedingt dazu – nicht mehr. Und tabulos bin ich auch nicht; ich halte es mit dem Spruch: Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein. Aber ich verurteile die wilden Feger nicht und fühle weder Neid noch Minderwertigkeitsgefühle. Ich und Sex, das ist heute ein sehr entspanntes Thema. Wenn ich welchen habe, gehe ich so damit um, dass er mir Spaß macht (meinem Freund auch, nehme ich an, zumindest will er viel davon). Natürlich ist nicht jeder Akt ein Feuerwerk (wäre ja auch anstrengend); und geht mal einer daneben: wurscht. Oder wenn wir mal eine Zeitlang wenig haben, mache ich mir auch keine Sorgen.

Ich werde auch Ihnen nicht nahelegen, die perfekte Liebhaberin oder ein Sexgott zu werden, wie manche Bücher das empfehlen. Denn ich will Sie weder stressen noch unter Druck setzen. Ebensowenig werde ich Ihnen raten, alle Hemmungen fallen zu lassen, denn Hemmungen haben auch ihren Sinn – ich erklär´s Ihnen noch. Sondern ich werde Ihnen sagen, wie Sie ein gutes Bewusstsein für Ihre Sexualität, Ihre körperlichen Reaktionen und Ihre ganz eigenen Zusammenhänge bekommen. Damit Sie noch genauer erkennen können, ob Sie Ihr volles persönliches Potenzial schon entfaltet haben, egal wie das aussehen mag und welche Ansprüche andere da hegen – und damit Sie sich mit Ihrer Art und im Sex mit Ihrem Partner jederzeit wohl fühlen. Denn trotz aller sexuellen Befreiung, die in der Gesellschaft stattgefunden hat: Wir sind sexuell noch lange nicht frei, da gibt´s noch ganz viel Unwohlsein.

Vor kurzem hielt ich in Berlin ein paar Vorträge zum Thema „Sex für Gestresste“. Eine gute Bekannte von mir verschickte viele Einladungen in ihrem Freundeskreis – fast alles moderne, erfolgreiche, selbstsichere Großstädter, mitten im Leben stehend zwischen Berufs- und Freizeitstress. Sie dachte eigentlich, dass das Thema gerade für die interessant wäre. Es kam aber kein einziger, statt dessen kriegte sie etliche angesäuerte Reaktionen nach dem Motto „Denkst du etwa, ich hätte das nötig?!“

Ähnliches Unbehagen ergreift auch sehr viele, wenn sie in einen Sexshop, in die Erotik-Ecke einer Videothek oder Buchhandlung gehen, einen Sexratgeber kaufen oder in der Öffentlichkeit lesen; einige fühlen sich auch sehr unwohl, vor dem Partner aufreizende Unterwäsche zu tragen, ihm eine ungewöhnliche erotische Phantasie zu erzählen, Sextoys zu besorgen und mit ihm anzuwenden, zusammen einen Pornofilm zu schauen u.ä.. Woher kommt das Unbehagen? Tja, man könnte ja den Eindruck erwecken, dass man da ein Defizit habe, oder dass man „geil“ oder „auf Sex aus“ sei.
Kann sein, dass andere das denken. Aber wenn man auch im Sexuellen echtes Selbstbewusstein besitzt, stört einen das nicht besonders, denn man steht dazu: Na klar hab ich Sex! Und ich tu sogar aktiv was, damit es noch besser wird!

Darf ich Ihnen ein Selbstexperiment empfehlen? Setzen Sie einfach mal spaßeshalber einige der o.g. Beispiele um und schauen Sie, wie Sie sich dabei fühlen (falls Sie eine Frau sind: Erkunden Sie, ob es in Ihrer Nähe einen Erotikshop für Frauen gibt).
Können Sie mit Leichtigkeit und gelassener Überzeugung vor Ihrem Partner und anderen Menschen dazu stehen, dass Sexualität ein ganz natürlicher Teil Ihres Lebens und Wesens ist? Für den Sie auch Wagemut und Energie einsetzen? Oder gehören Sie eher zu den etwa 95 Prozent, bei denen das nicht ganz zutrifft? Willkommen im Club. Denn auf diese Stufe zu kommen, ist gar nicht so einfach. Manche haben es leichter, die schon von Haus aus eine dicke Portion Selbstwertgefühl und „Un-Verschämtheit“ mitbringen. Aber bei den meisten von uns wurde es nicht grade gefördert. Eigentlich hat jeder Mensch ab der Geburt zwei seelische Grundbestrebungen: Persönliches Wachstum (auch Entfaltung) und Verbundensein mit anderen. Diese Bestrebungen treten nicht nur öfter in direkten Konflikt miteinander – etwa ob man sich in etwas lieber anpassen oder sein Eigeninteresse vertreten soll -, sondern werden von Anfang an so viel von außen gebremst und beschnitten, dass bei den meisten Erwachsenen von der einen oder/und anderen nicht mehr viel übrig ist.

„Zu Selbstbewusstsein wurde ich nicht gerade erzogen“, sagte die schüchterne Vera (30) zu Anfang unserer Beratung, „aber das hat bestimmt nur wenig mit meinen sexuellen Problemen zu tun“.
Doch, und ob! Und wie sehr es gerade bei Vera zutrifft, werden Sie in Verlauf der nächsten Kapitel noch sehen. Ohne Selbstbewusstsein ist es kaum machbar, zu seiner Sexualität zu stehen und seine Art ganz selbstverständlich zu leben. Das ist so ein wichtiger Teil von „Sexbewusstsein“, dass ich es als erstes behandle.
Damit Sie mit den Begrifflichkeiten nicht durcheinanderkommen, nenne ich das selbstbewusste „Zu-seiner-Sexualität-stehen“ ab jetzt „Sex-Selbstsicherheit“. Und die braucht man unter anderem für Bett-Kommunikation, Wünsche äußern, den Partner korrigieren und lenken, Neues ausprobieren, sexuell egoistisch sein – und genau da hakte es bei Vera. „Aber all das ist extrem wichtig, um ein hohes Lustlevel zu erreichen, teils auch den Orgasmus“, erklärte ich ihr, denn beides erlangte sie mit ihren bisherigen Partnern nicht, obwohl sie von Natur aus eigentlich eine gute Libido hat.
„Sven fragte mich neulich, ob ich auf meine Kosten käme. NEIN!!!!! Das habe ich ihm aber nicht gesagt.“
„Warum nicht?“ hakte ich nach, „das wäre doch die beste Gelegenheit gewesen, ihm zu sagen, was Ihnen fehlt. Immerhin sind Sie schon über ein Jahr zusammen.“
„Ich will ihn nicht verletzen. Außerdem weiß ich nicht, ob es vielleicht an mir selber liegt, dass der Sex nicht gut ist. Vielleicht stell ich mich zu blöd an.“
Vera suchte den „Fehler“ viel eher bei sich. Etwas in ihr glaubte, dass Sven sie nicht mehr mögen würde, wenn sie ihm etwas Unbequemes sagt und Ansprüche stellt. Er wusste das alles aber gar nicht, dachte, für sie sei alles in Ordnung. Warum sollte er also etwas anders machen?
Vera wiederum ging immer davon aus, dass Sex ja eine natürliche Sache sei, also „von selbst“ laufen müsse. Dass man folglich gar nicht so viel reden und korrigieren müsse, wenn zwei Menschen sich lieben. Da der Sex mit Sven holperte, argwöhnte sie: „Entweder unsere Liebe ist nicht stark genug, oder wir sind sexuell halt nicht kompatibel.“
Auf die schlichte Einsicht, dass der Sex für sie nicht gut ist, weil sie ihn einfach machen lässt und ihre eigenen Bedürfnisse nicht einbringt, kam sie nicht. Einer der ersten Schritte zu mehr Sex-Selbstsicherheit kann darin bestehen, sich selbst davon zu überzeugen, dass man sich einbringen darf.

Die Erkenntnis allein reicht aber nicht. „In Ihrem Kopf und Verhalten wird´s nur dann verankert, wenn Sie es auch in die Tat umsetzen“, sagte ich. „Binden Sie Ihre Ideen und Wünsche in kleinen Schritten stärker in Ihr aktives Handeln ein. Dazu gehört freilich auch, Fehlschläge zu riskieren und hinzunehmen. Was einen selbstbewussten Menschen von einem zu wenig selbstbewussten unterscheidet, ist unter anderem Risikobereitschaft und die Einstellung, dass es okay ist, wenn mal etwas misslingt.“

Mein Tipp: „Sie verkleinern die Gefahr von Fehlschlägen, indem Sie sich nicht überfordern, denn dann scheint die Hürde zu groß und man schreckt davor zurück. Sind die Schritte klein und für einen machbar, ist logischerweise die Chance auf die Erfolgserlebnisse viel höher.
Lassen Sie sich nicht so schnell entmutigen, wenn Ihr Partner nicht gleich mitzieht, es nicht versteht oder eine ablehnende Reaktion zeigt. Viele Menschen empfinden Änderungen nun mal als unbequem, sind heimlich vielleicht sogar verunsichert. Versuchen Sie´s an einem andern Tag nochmal, vielleicht auf eine andere Art.“

Vera seufzte: „Für Sie ist das leicht, Sie können das aus dem FF…“
Ich widersprach: „Auch ich bin ja nicht damit zur Welt gekommen. Es hat lange gedauert, und ich wünschte, jemand hätte mir damals all das beigebracht, was ich heute weiß.“ Man denkt zwar öfter mal, dass man schon absolut genug Sex-Selbstsicherheit hat. Aber dann zeigt sich durch ein Ereignis, dass es damit gar nicht so weit her ist, etwa weil es recht erschütterbar ist – es kommt zu kleinen bis großen Krisen, die unter Umständen eine bleibende Unsicherheit oder gar Störung auslösen. Ich spreche nicht von Vergewaltigung und Missbrauch, sondern von Ereignissen, die keineswegs eine größere Erschütterung auslösen müssten, oder auch Dingen, die Menschen mit echter Sex-Selbstsicherheit gar nicht erst passieren würden, weil sie vorher Grenzen setzen oder anders mit bestimmten Themen umgehen.
Nehmen wir mich: Ich hatte ab 16 ganz normal meine ersten Erfahrungen gesammelt, hatte einen sehr netten ersten Freund, entwickelte mit ihm eine nette Sexualität. Nach ein paar Jahren trennte ich mich, sammelte im Lauf der Zeit mit anderen Jungs weitere Erfahrungen, die okay bis gut waren. Mitte 20 kam ich mit einem zusammen, den ich sehr liebte, und daher war es mir wichtig, dass er mich rundum gut fand. Aber er kritisierte mich sehr heftig: ich sei im Bett völlig langweilig und meine Intimzone sehe „fies“ aus (was dann auch unsere Trennung einleitete). Ab da rannte ich mit einem Sexkomplex durchs Leben, stellte plötzlich alle vorigen Erfahrungen in Frage, fragte mich, ob andere das auch so empfunden hatten und das auch weiterhin so empfinden würden. Das brachte mich dazu, den Männern beweisen zu wollen, dass ich eine tolle Nummer im Bett sei – ich veranstaltete zu viel Zirkus, war mit dem Gefühl zu wenig bei meinem Gefährten und bei mir selbst – und dazu, mit einigen unsensibel umzugehen. Heute tut mir das wirklich leid.
Die Lehre, die wir daraus ziehen können: Je wichtiger für uns das Thema oder der Partner, desto stärker und nachhaltiger kann unser Selbstbewusstsein ins Wanken gebracht werden. Allerdings  wie sehr, hängt davon ab, ob man eine starke Basis in sich selbst hat (dazu später).
Und so eine Erschütterung passiert beileibe nicht nur jungen Leuten wie mir damals oder Schüchternen wie Vera. Ein früherer Klient von mir namens Udo, 53, hielt sich Jahrzehnte (!) lang für einen begnadeten Liebhaber, der in der Lage ist, jede Frau in Ekstase und Höhenflüge zu versetzen („ich hab alles erlebt, ich weiß, wie´s läuft, mir kann keiner was erzählen“). Dieser Mann geriet letztlich an eine Frau, die ihm sehr deutlich zeigte, dass er sie nicht befriedigen konnte, sie aber durchaus in der Lage war, anderweitig vielfache Orgasmen zu erlangen. Das stürzte ihn in eine solche Krise, dass er eine anhaltende Erektionsstörung und eine Depression entwickelte. Sprich, sein Selbstbild vom Superlover kam nicht aus echter Sex-Selbstsicherheit, sondern war eine Selbsttäuschung und krachte durch diese „Ent-Täuschung“ in sich zusammen wie ein Kartenhaus (mehr dazu in Kap. 6).

Echte Sex-Selbstsicherheit mit einer starken inneren Basis

Die Grundlagen dafür sind unter anderem folgende:
• Selbstliebe
• innere Stabilität (siehe S. 28)
• Fähigkeit, auf gute Art Grenzen zu setzen (siehe Kap. 5)
• Fähigkeit, auf gute Art seine Bedürfnisse mitzuteilen (siehe Kap. 11)
• Erfahrung (erweitert sich vor allem durch Mut und Offenheit)
• Wissen über die Sexualität von Männern und Frauen, über die eigene und die des Partners, über körperliche und seelische Grundlagen (siehe Kap. 2).
• positive Rückmeldungen – und die bekommt man nur, wenn man auch die Fähigkeit besitzt, auf den anderen einzugehen. Von daher tragen auch Achtsamkeit und Einfühlungsvermögen einen dicken Teil zum Ganzen bei (siehe Kap. 9).
Zu all diesen Punkten werden Sie im Verlauf des Buches noch mehr erfahren.

Auch von meiner Klientin Ines (25) würden Sie nie denken, dass sie eine sehr geringe Sex-Selbstsicherheit hat. Im Alltag wirkt sie extravagant. Sie ist eine kleine, sehr zarte Schneewittchen-Schönheit, sehr modern-stilvoll zurechtgemacht, sehr gebildet und eine gut verdienende Künstlerin. Aber in ihrer Sexualität knirscht es an allen Ecken und Enden. Sie selbst stört am meisten, dass…

© Beatrice Poschenrieder

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