Ich war eine Schlampe, zerstört dieser Sex-Drang jetzt meine Beziehung?

Ich hatte mit sehr vielen Männern Sex. Jetzt habe ich eine Beziehung und Angst, dass ich bei der nächsten Versuchung nicht nein sagen kann

Ich will dauernd Sex und schlafe mit jedem Mann, bin ich eine Schlampe, nymphoman?

Liebe Beatrice,
ich bin Mutter eines 4 Monate alten Sohnes und lebe mit dem Vater meines Kindes zusammen.
Bevor ich mit ihm zusammengekommen bin, war ich eine kleine Schlampe… hab eigentlich zu den Männern fast nie nein sagen können und hatte innerhalb von 3 Jahren mit über 30 Jungs und Männern Sex.
Heute schäme ich mich dafür, doch ich weiß auch nicht, warum ich das getan habe, ich hab eigentlich immer Liebe gesucht und dachte in meiner grenzenlosen Einfalt, dass wenn ein Mann mit mir schläft, er mich zugleich auch lieben würde. Dem war natürlich nicht so.
Es war nicht nur so, dass ich mit allen und jedem geschlafen habe, als ich SINGLE war, nein ich betrog meine jeweiligen Partner auch, wann immer sich die Gelegenheit bot, d.h. wann immer irgendein anderer sein Interesse an mir bekundete und die Situation sich ergab…
Ich weiß wirklich nicht, warum ich das tat, und ich bereute es meist schon in dem Moment, als ich es tat. Aber ich KONNTE einfach nie nein sagen…

Jetzt habe ich eine Familie, meinen Freund liebe ich über alles und möchte ihn auf keinen Fall verlieren, doch ich habe Angst, dass ich, falls sich wieder so eine Situation ergeben sollte, wieder nicht nein sagen kann und ihn betrüge.
Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass ich selbst immer sehr eifersüchtig war bzw. immer noch bin und wir nicht eine sogenannte „offene“ Beziehung führen.

Ich habe Angst… Und nächstes Jahr wollen wir heiraten, was natürlich heißt, dass es noch schlimmer wäre, wenn ich ihn betrüge.
In Hoffnung auf Rat,
Deine Liz


Liebe Liz,
zuerst einmal möchte ich dir sagen, dass ich es nicht schlimm finde, dass du eine „kleine Schlampe“ warst. Für mich ist das auch kein Schimpfwort, sondern meist ein Ausdruck für ein Mädel, das eine starke Sexualität und ein großes Bedürfnis nach Liebe hat. Aber du hast Recht, dass es sehr schlecht für deine Beziehung (und auch fürs Kind) wäre, wenn du damit fortfährst.
Ich wüsste gern von dir:
1) Weiß dein Freund von deiner „Schlampen“-Vergangenheit? Wenn ja, wie steht er dazu?
2) Bitte erzähle mir, wie deine Kindheit war. Wie hast du dich gefühlt? Was war mit deinen Eltern? Wie gingen sie miteinander und mit dir um? Wie stehst du heute zu ihnen?
3) Ist es möglich, dass du in deiner Kindheit einen Missbrauch erlebt hast? Oder hast du auf andere Weise ein „seltsames“ Bild von Sexualität bekommen?
4) Seit wann bist du mit deinem jetzigen Freund zusammen?
5) Fühlst du dich zu 100 % von ihm geliebt?
6) Ist er ein sehr guter Vater oder hakt es da?
Bis bald, Beatrice

Liebe Beatrice,
1) Gute Frage. Er weiß, dass ich mit einigen Männern geschlafen habe, und weiß auch, dass ich meine Ex betrogen habe, da er zweimal derjenige war, mit dem ich sie betrogen habe. Doch wenn ich ihm mal ein bisschen mehr erzählen will, blockt er ab und sagt, er will das nicht wissen, weil es ihn zu sehr verletzten würde. Aber er hat Angst, dass ich ihn betrüge.
2) Also meine Kindheit… Nun, ich kenne meinen leiblichen Vater nicht, da meine Eltern sich getrennt haben, als ich 2 Jahre alt war, und mein Vater in Spanien lebt.
Wir wohnten ziemlich lange bei meiner Oma, und da meine Mutter den ganzen Tag arbeiten musste, um uns durchzubingen, war ich den ganzen Tag mit meiner Oma allein. Meine Oma ist ein ziemlich liebloser Mensch, der mir immer das Gefühl gegeben hat, ich wäre es nicht wert geliebt zu werden. Im Alter von 10 Jahren heiratete meine Mutter wieder, und ich kam mit meinem Stiefvater zwar nie sonderlich zurecht, da er ein ziemlicher Miesepeter ist, aber eigentlich ging es uns ganz gut zusammen.
3) Ja, ich wurde missbraucht. Im Alter von 3 – 5 Jahren zwang mich der damalige Freund meiner Mutter ab und zu, ihm einen zu bl… Dies habe ich eigentlich über Jahre hinweg verdrängt, bis vor 2 Jahren, und ging dann in psychologische Behandlung. Heute kann ich offener darüber sprechen und habe es eigentlich verarbeitet. Ansonsten bin ich offen erzogen worden, meine Mutter ist mit Sexualität immer sehr offen umgegangen und hat mir gezeigt, dass es nichts ist, wofür man sich schämen muss, und dass es die normalste Sache der Welt ist.
4) Mit meinem Freund bin ich insgesamt 1 1/2 Jahre zusammen, wenn man die 5 Monate in der Schwangerschaft mitrechnet, in denen er nicht wusste, was er tun sollte, und sich eine Bedenkzeit nahm.
5) Nein. Ich weiß nicht zu 100 %, ob er mich liebt. Er ist nicht der Mensch dazu seine Gefühle zu zeigen, und durch diese Krise in der Schwangerschaft bin ich ziemlich unsicher, wie er nun zu mir steht. Er sagt zwar, er liebt mich, und zeigt es mir auch manchmal, aber manchmal quälen mich trotzdem die Zweifel. Keine Ahnung warum, aber ich habe einfach Angst, er ist nur wegen des Kleinem bei mir, auch wenn er das vehement bestreitet.
6) Ja, er ist ein super Vater, einen besseren könnt ich mir nicht vorstellen…
Einmal wollte ich für eine Woche zu meiner Mutter, weil mir alles zuviel wurde. Aber da hat er so durchgedreht: Meinte, ich würde ihm das einzige nehmen, was ihn noch am Leben hält, und ohne den Kleinen könne er nicht mehr leben, usw. Ich sagte ihm dann, es wäre ja nur für eine Woche, aber er meinte, es fängt mit einer Woche an und wird dann immer mehr, bis wir gar nicht mehr nach Hause kämen. Also blieb ich.
Danke im voraus
Liz

Liebe Liz,
ich hab nicht von ungefähr nach deiner Kindheit gefragt, denn: Wenn eine Frau einen Riesen Drang hat, mit vielen Männern ins Bett zu gehen, obwohl es ihr (bzw ihren Beziehungen) in mancher Hinsicht nicht gut tut, dann hängt das fast immer mit folgenden Faktoren zusammen:
a) in einer sehr wichtigen Phase ihrer Kindheit hat sie zu wenig Liebe bekommen, stattdessen das Gefühl, nicht liebenswert zu sein
b) Vater nicht vorhanden oder „unerreichbar“ (z.B. er kümmert sich nicht); stattdessen ein „Ersatzpapa“, der dich missbrauchte, und irgendwann ein Stiefvater, der dir keine wirkliche Wärme und Liebe gab.
c) Missbrauch.
Bei dir kommen sogar alle drei Faktoren zusammen.
Wegen Punkt a hast du ein Riesen Defizit in Sachen Liebe – das heisst, ein riesiges, fast unstillbares Bedürfnis danach. Durch Punkt c hast du „gelernt“, dass ein Mädchen über Sex die Zuwendung / Zuneigung eines Mannes bekommen kann. Und so versuchtest du immer und immer wieder, deine Sehnsucht nach Liebe durch den Sex mit vielen Männern zu stillen. Da das aber nicht funktioniert, also die Sehnsucht nicht gestillt wird, wurdest du immer weiter getrieben, von Mann zu Mann, ohne zu erkennen, worum es eigentlich ging.
Und wegen Punkt b hast du ein etwas zwiespältiges Verhältnis zu Männern. Du hast in der prägendsten Phase deines Lebens nie kennengelernt, dass ein Mann eine liebevolle und beständige Beziehung geben kann. Deswegen misstraust du der Sache im Innersten ganz gewaltig, bist eifersüchtig und hast Angst, dich wirklich einzulassen.
Dazu kommt, dass du dir auch noch einen Partner ausgesucht hast, der in Sachen Beziehung genauso zwiespältig ist. Eigentlich möchte er dich lieben, aber etwas in seinem Innern verhindert das (vermutlich hatte auch er irgendwelche unguten Erlebnisse in der Kindheit). Ausserdem ist er misstrauisch, weil er viel von deinem Vorleben mitbekommen hat.
Dass dein Freund dir keine beständige Liebe geben kann, bestätigt wiederum dein „Ur-Gefühl“, nicht liebenswert zu sein. Kein Wunder, dass du Angst hast, es könnte dich bald wieder überkommen, dir „Liebe“ von anderen Männern zu holen.

Mein Rat ist ganz eindeutig und dringend:
1) Heirate ihn auf keinen Fall, bevor ihr nicht all eure Probleme gelöst habt und bevor du dich nicht 100 % von ihm geliebt fühlst und dir auch deiner Liebe zu ihm total sicher bist.
2) Macht zusammen eine Paar-Therapie, am besten bei einem Familien- oder Frauenzentrum, wo man auch mit sexuellem Missbrauch umgehen kann. Denn du hast deinen Missbrauch vielleicht oberflächlich überwunden, aber tief drinnen noch nicht. In so einem Zentrum ist die Therapie kostenlos oder kostet nur wenig.
Tut es eurem Kind zuliebe. Denn das, was da momentan bei euch läuft, ist nicht gut für das Kind. Es wird schon sehr bald genau mit, dass da zwischen Mama und Papa vieles nicht stimmt. Das Schlimme ist, dass kleine Kinder dann denken, sie seien schuld, und entwickeln einen Schuldkomplex, der sich ungut auf das spätere Leben auswirkt.
Erkläre dies deinem Freund ganz genau und rede mit ihm auch über deine Kindheit und erkläre ihm, warum du so geworden bist, wie du bist, mit all deinen Unsicherheiten und Ängsten. Vielleicht fängt auch er dann an, sich dir zu öffnen und von seinen tiefsten Ängsten zu sprechen. Aber dräng ihn nicht dazu – lass ihm Zeit.

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Alles alles Gute
Beatrice Poschenrieder

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