Mein Leben und meine Ehe sind an einem Tiefpunkt angelangt

Bin für meinen Mann nur noch die Haushälterin und Putzfrau und soll springen. Hab keine Freunde und keinen Spaß am Leben…

Meine Ehe ist so Scheiße, dass ich depressiv und ausgebrannt bin

Hallo Beatrice!
Ist es eigentlich normal, das man sich in meinem Alter öfter fragt, war´s das jetzt oder kommt da noch was? Mein Leben ist an so einem Tiefpunkt und ich bin momentan in so einem Tief, dass ich nicht mehr weiß, ob es eigentlich noch Gutes im Leben gibt.
Bin in zweiter Ehe verheiratet, nun 12 Jahre, und denke immer, ich bin nur dafür da, um alles hier auf die Reihe zu kriegen und zu erledigen. Freude habe ich schon lange nicht gehabt, und Freunde habe ich auch kaum – weil mein Mann Björn das nicht möchte. Er sagt, “er braucht das nicht. Er braucht nur mich”. Dabei ist er gar nicht mehr liebevoll zu mir, ich bin nur noch seine Putze und Haushälterin und soll springen, “tu dies, tu jenes, warum hast du das noch nicht gemacht, warum liegt hier noch Zeug rum, und wann machst du endlich das Telefonat mit XY?”
Ich fresse immer alles in mich hinein und denke, ich mache immer alles falsch. Warum darf ich nicht mal ein klein wenig glücklich sein? Möchte mal wieder kuscheln und in den Arm genommen werden.
Das wäre es erst mal, naja, vielleicht kannst du mir ja einen Rat geben.
Danke fürs Lesen, Elke (42)

Hallo Elke,
eigentlich brauchst du eine richtige Psychotherapie oder ein gutes Coaching (Dauer: Mehrere Monate), was dich aufbaut und wo dir genau klar gemacht wird, was dir zusteht; wo dir auch lebensnahe Hilfe gegeben wird. Meine kleine kostenlose Beratung hier kann das nicht leisten. Ein paar Worte möchte ich trotzdem dazu sagen, vielleicht kann ich dir wenigstens ein bisschen Mut machen.
Ich denke, das größte Problem bei dir ist, dass du zu wenig Selbstbewusstsein / Selbstwertgefühl hast und dich von deinem Mann unterbuttern lässt und meinst, du müsstest ihm alles recht machen, sodass du selbst viel zu wenig tust und sagst, um dein Leben und deine Beziehung zu verbessern, dich sogar isolierst und jetzt in einer Depression drin bist. Das ist nicht gut. Du musst ganz schnell raus aus dieser Isolation und natürlich auch aus der Depression. Du bist ein Mensch, der Kontakte braucht, Freunde, nette Leute um sich rum. Wenn dein Mann das nicht braucht, ist das seine Sache – aber du musst ja nicht das selbe machen und wollen wie er!! Und er darf dir NIEMALS verbieten, dass du eigene Freunde hast.
Das selbe gilt für deine Lebensfreude. Jeder Mensch hat ein Recht auf Lebensfreude, auf ein gewisses Maß an Freizeit, auf Zeit, die man selbst gestaltet. Liebe Elke, selbst wenn dein Alltagskram liegenbleibt und die Wohnung unaufgeräumt aussieht: Du hast ein Recht darauf, mindestens 5 Stunden am Tag das zu tun, was dir beliebt! Schalt den Fernseher ab und den Staubsauger aus, geh raus, werde aktiv, triff dich mit alten Bekannten, ruf deine Freundinnen von früher wieder an, fang was Neues an, ein Hobby oder einen Sport, irgendwas, wo du unter Leute kommst! Schließ dich einem Verein an oder mach was Ehrenamtliches oder such über Kontaktforen und per Anzeige Freundinnen zur Freizeitgestaltung, was auch immer.
Na klar wird dein Mann mosern, aber dann soll er halt mosern. Er gewöhnt sich schon dran, dass du nicht immer zuhause hockst und kuschst.
Ferner: Hast du deinem Mann in letzter Zeit überhaupt mal gesagt, dass es dir nicht gut geht und du mal wieder kuscheln und in den Arm genommen werden möchtest? Sollte deine Antwort jetzt lauten: “Ach, das macht er sowieso nicht, und wenn ich ehrlich bin, leg ich bei ihm auch nicht mehr so viel Wert drauf, weil ich ihn nicht mehr liebe” – dann solltest du drüber nachdenken, ob du in der richtigen Beziehung bist und ob du diese Ehe wirklich so dringend brauchst. Offenbar hast du ja schon mal die Kurve gekriegt, aus einer anderen Ehe rauszukommen. Warum solltest du das nicht auch ein zweites Mal tun, wenn diese Ehe dich nicht glücklich macht. Du hast ein Recht auf Glück. Sag dir das immer wieder! Und stell dir vielleicht auch ein Programm auf, welche Schritte du einleiten könntest, um glücklicher zu werden. Falls du derzeit nicht die Kraft und Motivation dazu hast, ist deine Depression schon zu stark; ich rate dir eh, zu deinem Hausarzt zu gehen, ihm zu sagen, dass du depressiv bist, und ihn um eine Überweisung zur Psychotherapie zu bitten. Das ist ja nichts Schlimmes – bei der Therapie darfst du endlich mal alles loswerden, was dich bedrückt und runterzieht, und bekommst Schritt für Schritt Hilfestellungen, wie du aus dem Tief rauskommst und mehr zu dir selbst, zu deinem starken Kern, findest.
Auch Ratgeber-Bücher können da ein Stückchen weiterhelfen, etwa
«Depression und Burn-out überwinden: Ihr roter Faden aus der Krise: Die wirksamsten Selbsthilfestrategien» und
«Das Kind in dir muss Heimat finden: Der Schlüssel zur Lösung (fast) aller Probleme».

Herzlichst, Beatrice Poschenrieder

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