Hast du einen toxischen Menschen um dich, eine toxische Beziehung? Die Merkmale

Es gibt viele toxische Beziehungen, aber nicht viele toxische Menschen. Wie unterscheidet man das und woran erkennt man sie?

Hast du eine giftige Schlange um dich, eine toxische Beziehung?

In letzter Zeit kursieren zahlreiche Artikel zum Thema “Toxische Beziehung” und “toxischer Mensch”. Was mich oft daran stört, ist nicht nur, dass das gern mal in einen Topf geworfen wird, sondern auch, dass da allzu oft so ein Schubladen- und Schwarz-Weiß-Denken vorkommt: Du Täter, ich Opfer.
Dabei ist es eher selten so, dass einer der Täter (also der Toxische) und einer das Opfer ist.
Sehr viele Bindungen – Paarbeziehungen, Freundschaften, familiäre Bande, Verbindungen über die Arbeit, z.B. zwischen Kollegen – sind für beide Beteiligte toxisch, oder für einen davon, weil seine persönlichen wunden Punkte und Komplexe tangiert werden.

Was bedeutet “toxisch”?

Es bedeutet vergiftend: die Verbindung tut nicht gut, zieht einen runter, macht immer wieder wütend, frustriert, enttäuscht, lässt einen unglücklich werden, zieht Energie ab. Das muss aber keineswegs damit zu tun haben, dass es da einen bösen Täter gibt und der/die andere (also du) das arme Opfer ist. Viel häufiger hat es damit zu tun, dass der eine beim anderen in den Schmerzkörper sticht und umgekehrt – meist sogar unabsichtlich. (Das anschauliche Wort “Schmerzkörper” habe ich vom Philosophen Eckhart Tolle; grob gesagt, meint es unsere tief verborgenen Wunden und Ängste, die wir in der Regel schon seit der Kindheit in uns herumtragen.)
Wenn ich zum Beispiel in der Kindheit oft reingedrückt bekam, ich sei unwissend und unwichtig, folglich mich als Erwachsene nach der Aneignung von unendlich viel Wissen gern damit “wichtig mache”, und ich habe eine Freundin, deren Schmerzkörper sowohl ihr niedriger Schulabschluss als auch ihr Komplex gegenüber selbstbewussten “Mädchen” ist (die in der Pubertät auf sie herabgesehen haben), dann kann es passieren, dass sie sich immer wieder angegriffen fühlt, nur weil ich mein Wissen kundtue (und andere damit keineswegs angreifen, sondern bereichern will). Sie empfindet mich als toxisch, weil sie meint, ich wolle ihr indirekt zeigen, wie doof sie ist; mich verletzt wiederum, dass sie mir immer wieder über den Mund fährt und MICH als doof hinstellt – und als überheblich.
Noch häufiger als Freundschaften oder andere Verbindungen entwickeln sich Paarbeziehungen toxisch; das hängt stark damit zusammen, dass Paarbeziehungen viel leichter in eine sog. emotionale Verschmelzung geraten (was das ist, erkläre ich in einem Youtube-Video), wo einer sein emotionales Gleichgewicht vom anderen abhängig macht. Und es hat nicht nur damit zu tun, sondern auch, dass fast jeder von uns auf einem “inneren Programm” läuft (meist sogar mehreren). Diesen Begriff habe ich für meine Klienten gefunden, um zu erklären, warum man in engen Bindungen immer wieder die selben ungünstigen Verhaltensweisen und Muster hat, wie z.B. sich immer in “Unerreichbare” zu verlieben oder den Partner immer zu etwas kriegen zu wollen. Das “Programm” zielt auf etwas, und zwar auf den Ausgleich von etwas, was man in der Kindheit zu wenig bekommen hat (etwa Liebe, Zuwendung, Gesehen-Werden, In-Ruhe-gelassen-werden, Sicherheit, Geborgenheit u.v.m.).
Falls zum Beispiel in deiner Kindheit fast nie darauf geachtet wurde, was du möchtest und brauchst, kann es gut sein, dass du später in deinen Paarbeziehungen zu stark erwartest, dass darauf geachtet und es erfüllt wird; das ist also dein inneres Programm. Nun triffst du auf eine Person, die als Kind nur dann mal ein bisschen Liebe bekam, wenn es die Wünsche der Mutter erfüllte, und auf folgendem Programm läuft: “Wenn ich nur genug gebe und mache und tue, werde ich irgendwann die anhaltende tiefe Liebe bekommen, die ich nie bekommen habe.”
Das funktioniert am Anfang gut: Die Person legt dir die Welt zu Füßen, du fühlst dich super und gibst auch der Person ein gutes Gefühl. Aber bald will die Person auch mal die eigenen Bedürfnisse erfüllt bekommen und sabotiert deinen Willen, deine Wünsche (etwa auf passiv-aggressive Art) und fügt damit deinem unbewussten Schmerzkörper böse Stiche zu – zumindest fühlt es sich für dich so an. Dein Schmerzkörper übernimmt das Regiment und lässt dich “wie automatisch” Dinge tun oder sagen, die wiederum dem Schmerzkörper der Person Stiche zufügen – etwa ihr das hässliche alte Gefühl vermitteln, sie wird nur dann geliebt, wenn sie sich nach dem anderen richtet und dessen Erwartungen erfüllt. In Folge wird sie wiederum, von ihrem Schmerzkörper gesteuert, Dinge tun oder sagen, die deine alten Wunden noch mehr aufreißen. Tja, und schon seid ihr mittendrin in einer toxischen Athmosphäre, in der ihr euch gegenseitig Kränkungen und Enttäuschungen zufügt.
Wie du siehst, hat eine toxische Beziehung keineswegs immer damit zu tun, dass du einem toxischen Menschen ausgesetzt bist. Bevor du jemanden als solchen etikettierst, solltest du dich also fragen, ob er/sie nur für dich persönlich toxisch ist – aufgrund deiner eigenen Defizite oder Komplexe – oder ob er/sie es für die meisten Leute ist.
ABER: Wenn du das Pech hast, dass er/sie tatsächlich toxisch ist, dann ist auch die Beziehung in der Regel toxisch – es sei denn, du bist ein sehr starker, in dir ruhender Charakter.
Wie im Untertitel schon angedeutet, gibt es nicht arg viele WIRKLICH toxische Menschen. Zum Glück!

Eins der wichtigsten Erkennungsmerkmale:

Er (ich schreib jetzt mal immer nur “er”, obwohl es gleichviele weibliche wie männliche Toxe gibt) ist für die allermeisten Leute so unerträglich, dass er keine oder fast keine längeren engen Beziehungen hat, außer zu denen, die aus der Beziehung nicht rauskommen – etwa, weil es die pflegebedürftige toxische Mutter ist, der toxische Vorgesetzte in der Arbeitsstelle, die man auf keinen Fall verlieren darf, der toxische Ehemann, von dem die Frau finanziell abhängig ist, die toxische Partnerin, die der Mann nicht verlässt aus Angst vor dem Alleinsein und wegen der Kinder, u.ä.. Alle anderen machen einen Bogen um den Tox. Denn er ist ja per se vergiftend, nicht nur zu dieser einen Person.

Weitere Kennzeichen oder Merkmale eines echten Tox:

• Er hat eine Persönlichkeitsstörung der dominanten Art: Eine narzisstische, histrionische, anankastische, paranoide, antisoziale oder Borderline-Persönlichkeitsstörung. Er dominiert damit auch die Beziehung, weil die Störung stärker ist als Liebe – oder sogar echte Liebe verhindert.
• Abgesehen von einer Persönlichkeitsstörung, kann es auch eine sehr negative Grundeinstellung sein (gegenüber der Welt, den Menschen, dem anderen Geschlecht).
• Wenn er sich missachtet oder angegriffen fühlt oder seine Erwartungen nicht erfüllt werden, wird er bösartig. Diese Bösartigkeit kann sich beim einen vielleicht in Wutausbrüchen mit den allerschlimmsten Beschimpfungen äußern, beim anderen in subtilen Gemeinheiten, die so richtig reinhauen, in fiesen Hintenrum-Aktionen u.ä..
• Er strebt nach Kontrolle über seine Beziehungen und/oder die Menschen um sich und wendet dazu diverse Methoden an: Aggression, Dominanzgebahren, Manipulation (bis hin zu Lügen), Schuldzuweisungen, Schuldgefühle einflößen, Dissen, den anderen klein machen, Aussagen und Tatsachen aufs Krasseste zu seinen Gunsten verdrehen… Natürlich wendet nicht jeder Tox jede dieser Methoden an.
• Je enger und je länger dein Kontakt zum Tox, desto mehr sinkt dein Selbstwertgefühl und/oder deine Lebensfreude. Abgesehen von den psychischen Folgen, entwickeln sich oft auch psychosomatische Erkrankungen: z.B. Autoimmun-Erkrankungen, Hautkrankheiten, Erkrankungen und Störungen des Darms, auch schlimme Leiden bis hin zu Krebs und MS. Ich behaupte jetzt nicht, dass allein der Kontakt zu einem Tox Krebs und MS auslösen kann; aber wenn man die Veranlagung dazu hat, kann sie bei einem seelisch gesunden Leben im Verborgenen bleiben, während der ständige Umgang mit einem Tox den Ausbruch fördert.

In diesem Artikel verrate ich dir, wie du reagieren kannst:
Toxischer Mensch um dich, toxische Beziehung: Was tun? Infos + Tipps

Und unten bei “Verwandte Beiträge” findest du noch viele konkrete Beispiele zum Thema!

© Beatrice Poschenrieder

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