Obwohl ich Frauen auf Händen trage, verlassen sie mich – enge ich sie ein?

Ich bin ein romantischer Mann, der Gefühle zeigt, sich sehr auf die Frauen einstellt, Liebe gibt und braucht – warum bleibt keine bei mir?

Erwarte ich zu viel von einer Beziehung?

Liebe Beatrice,
ich sehe im Augenblick kein Lichtblick, keine Lösung für mich. Mein Problem ist, dass ich mich immer zu schnell verliebe; ich sehe anfangs in jeder Frau (m)eine Traumfrau, obwohl sie ja oft (grund-)verschieden sind. Ich binde mich emotional immer viel zu schnell, träume gleich von einer gemeinsamen glücklichen Zukunft, idealisiere alle diese unterschiedlichen Charaktere als meinen Traum, meine Erfüllung, selbst wenn da Eigenschaften und Vorlieben sind, die eigentlich nicht mit meinen konform sind. Aber ich bilde mir dann immer ein, mich aus Liebe anpassen zu können. Ja, ich kann das sehr gut, habe aber gleichzeitig das quälende Gefühl, keinen gefestigten Charakter zu haben, weil ich mich immer so „erniedrige“, bereit bin, mich für die jeweilige Frau anzupassen. Ich habe dann immer Angst, dass die Frauen abgeschreckt sein könnten, wenn ich ihnen die Gegensätze verdeutliche. Stattdessen verdränge ich diese und unterstreiche die Gemeinsamkeiten und all die Einklänge, die es zwischen uns gibt, obwohl Gegensätze ja auch anziehend und belebend sein können in einer Beziehung!
Ich gehöre zu der Sorte Mann, die eine Frau auf Händen tragen kann, fantasievoll und romantisch ist, seine Gefühle zeigt (anfangs besonders stark), aber auch selbst sehr liebebedürftig ist. Und das deute ich auch mal an, wenn ich spüre, da kommt mal weniger zurück.
Die körperliche Liebe funktioniert auch immer gut bis einwandfrei, nur, dass ich eben der gefühlvolle Typ bin und nicht von der härteren Sorte, obwohl ich in gewisser Weise ja auch dominant sein kann (nicht nur beim Sex). Aber mich ziehen besonders Frauen an, die selbstbewusst sind!
Mauerblümchen würden zwar ewig bei mir bleiben wollen, jedenfalls zeigen sie mir das immer sehr deutlich, und ich kann mich auch in solche Frauen verlieben, aber sie werden mir mit der Zeit langweilig. Irgendwann sehe ich keinen emotionalen Reiz mehr.
Anfangs deuten meine so genannten „Traumfrauen“ ja auch an, dass sie sich immer so einen Mann wie mich gewünscht haben, so etwas noch nie erlebt hätten, dass ich innerlich wie äußerlich sehr attraktiv bin und dass es himmlisch sei mit mir, sie genießen meine Art und erwidern es auch, träumen vielleicht sogar mit mir von einer gemeinsamen glücklichen Zukunft.
Aber irgendwann muss ich irgendwie immer etwas falsch machen, nur, ich weiß nicht genau, was…?? Denn dann kommen plötzlich immer die Sprüche (von diesen Frauen): „Ich kann mit so viel Liebe und Nähe nicht umgehen.“
Und ich frage mich immer wieder: „Hä? Was denn nun???“
Dann endet das damit, dass sie sich von mir entfernen, obwohl sie sagen, dass sie noch Gefühle für mich hätten, aber dass es keine Zukunft gäbe.
Eine konkretere Antwort bekomme ich nie zu hören. Was mache ich falsch??? Enge ich vielleicht diese Frauen ein? Ich befürchte, ja, aber ich kann nicht anders, ich habe immer den Drang meine Liebe zu äußern, egal wie, ob verbal, per SMS oder E-Mail. Ich brauche diese Nähe wie die Luft zum Atmen! Alles andere ist frustrierend.
Eine Zeit lang renne ich diesen Frauen blöderweise auch noch hinterher, aber meist ohne Erfolg. Dann falle ich immer wieder in ein seelisches Loch, ziehe mich zurück und verzichte auf das Leben da draußen, vernachlässige all meine Beschäftigungen, esse kaum und grüble nur noch.
Ich verstehe dann die Welt nicht mehr. Was will Frau eigentlich???

Ich weiß nicht, ob die Ursache meines charakterlichen Schlamassels in meiner Kindheit zu finden ist. Mein Vater war ein richtiger Macho, immer sehr brutal zu meiner Mutter, verbal wie physisch. Er war nie zärtlich zu ihr. Ich musste das meine ganze Kindheit miterleben, stellte mich auch als Jugendlicher dazwischen, wenn er sie mal wieder schlagen wollte. Das endete dann immer damit, dass er MICH verprügelt hat. Ich wurde überhaupt sehr oft geschlagen, meist auch ohne Grund, aber ich gewöhnte mich dran. Es gehörte einfach zu meiner Kindheit dazu.
Mit 19 schaffte ich es dann, mich von meiner Familie zu lösen, und begann mein eigenes Leben, mitten in der Ausbildung, weil ich am Ende, im Gegensatz zu meiner Mutter, mich nicht mehr einschüchtern und mir einreden ließ, dass ich ein Nichtsnutz bin und es alleine niemals schaffen würde.
Weil ich nicht allein sein wollte, heiratete ich schon mit 20 und erlebte auch gleich die erste große Enttäuschung, als diese Beziehung nach 1,5 Jahren scheiterte. Weitere Beziehungen folgten, wie oben erwähnt. Mal wurde ich enttäuscht, mal war ich derjenige, der alles beendete. Eine Trennung fällt mir aber immer sehr schwer, selbst dann, wenn ich die Frau nicht mehr liebe, aber ich brauche immer lange, um mich zu lösen.

Meine Mutter ist heute noch mit meinem Vater zusammen. Sie kam nie von ihm los, und noch heute demütigt und unterdrückt er sie. Aber ich mische mich da nicht mehr ein. Es wird immer so bleiben.
Ich schwor mir schon als Kind, nie so zu werden wie mein Vater, was ich auch hinbekommen habe, schon allein weil mein Wesen ganz anders ist. Nun stehe ich da, mit 39, und weiß nicht weiter. Ich möchte doch nur lieben und geliebt werden. Verlange ich da zuviel?
Vielen lieben Dank,
Micha (39)
„Mr.

Kommst du beziehungsmäßig einfach nicht zu Potte? Anschauliche Beispiele plus Expertenkommentare findest du in meinem Ratgeber.
Mister Aussichtslos: 12 Männertypen, die Sie sich sparen können

Lieber Micha,
du schreibst:
“Enge ich vielleicht diese Frauen ein? Ich befürchte ja, aber ich kann nicht anders, ich habe immer den Drang meine Liebe zu äußern, egal wie, ob verbal, per SMS oder E-Mail. Ich brauche diese Nähe wie die Luft zum Atmen! Alles andere ist frustrierend.”
Hilfe…! Ich möchte dir hierzu einen Ausschnitt aus meinem Buch “Mister Aussichtslos” geben (Buchinfo siehe oben). Die Heldin ist mit ihrem neuen Verehrer (er ist 37) unterwegs, er erzählt:
»Er hatte nur drei Beziehungen in seinem Leben, die längste ging zwei Jahre. Zwei davon scheiterten, weil er zu sehr geklammert habe – auch verbunden mit starker Eifersucht. Au weia, denke ich.
Vor allem über die letzte ist er noch nicht weg, auch wenn er das nicht zugibt. Da sind noch ganz viel Gefühle, vor allem negative. Er sagt, er habe sie mit seiner Liebe erdrückt, sie sei immer mehr von ihm abgerückt und schließlich geflohen. Das habe ihm sehr weh getan, da er sie so geliebt habe.
Ich sage, “Bist du sicher, dass du da nicht Liebe mit Verlustangst verwechselst?”
Er versteht nicht so recht. Ich frage: “Was verstehst du unter wahrer Liebe?”
Er überlegt einen Moment und sagt: “Genau so, wie ich bin, angenommen, akzeptiert und geliebt zu werden.”
Ich sage, “Ja siehst du, und das hast du bei ihr wohl zu wenig getan. Als sie etwas Abstand wollte, hast du geklammert und genölt und an ihr herumgezerrt, statt einfach zu akzeptieren, dass sie in der Beziehung einen gewissen Freiraum braucht. Jemanden zu erdrücken ist alles andere als Liebe, denn dabei geht es nur um deine eigenen Ängste und Bedürfnisse.”
Er wird nachdenklich und sagt, das sei eine ganz neue und erstaunliche Sichtweise für ihn, und er müsse tatsächlich in Frage stellen, ob er sie geliebt habe.
Er überlegt: “Wenn meine Partnerin dazu da ist, mich zu unterstützen und mir Halt zu geben, warum hat sie mir dann eher Selbstvertrauen genommen statt zu geben?”
“Sie ist nicht ‘dazu da’, dich zu unterstützen und dir Halt zu geben. Und schon gar nicht, deine Defizite zu kitten oder zu beseitigen. Sehr viele Leute versprechen sich von einem bestimmten Partner genau das, was sie sich aus eigener Kraft nicht verschaffen können, aber das hieße, eine Beziehung zu missbrauchen.«

Ich denke, du, Micha, hast ein übergroßes Bedürfnis nach Liebe, weil du dir selbst nicht allzu viel Liebe entgegenbringst und auch in der Kindheit viel zu wenig Liebe erfahren hast. Und dieses Manko versuchst du unterbewusst wettzumachen durch eine Frau, die dir diese Liebe geben soll. Aber das funktioniert nicht. Erstens, die Frauen spüren das, zweitens, eine Frau will um ihrer selbst willen geliebt werden und nicht weil sie ein bestimmtes Manko bei dir ausfüllen soll.
Und genau dieses Gefühl haben die Frauen auch, wenn sich ein Mann zu schnell in die Beziehung wirft und mit Liebesbezeigungen um sich wirft.
Klar wollen Frauen Liebe, aber wie gesagt, es geht nicht nur ums Lieben und Geliebtwerden, sondern WIR WOLLEN GENAU ALS DIE PERSON GELIEBT WERDEN, DIE WIR SIND. Aber dafür muss sich ein Mann erst mal die Mühe machen, uns ganz genau kennen zu lernen. Und das geht eben nicht in ein paar Tagen oder Wochen. Ist der Mann zu schnell, haben wir das Gefühl, unsere reelle Persönlichkeit interessiert ihn nicht besonders, sondern eher die Idealisierung zur Traumfrau und der Wunsch, Liebe zu bekommen. Und selbst wenn er Interesse zeigt, werden wir das Gefühl nicht los, dass auch das Interesse einem gewissen Zweck dient (nämlich uns dazu zu kriegen, ihn zu lieben).
Wenn ein Mann schon von “verliebt” und “Beziehung” redet, ohne mich wirklich zu kennen, habe ich den Eindruck, es geht nicht um mich, sondern da kämen viele Frauen dafür in Frage – insofern werde ich austauschbar. Aber dann hab ich auch gleichzeitig die Angst, dass ich eines Tages tatsächlich schnell ausgetauscht werde, sobald ich mal seinen Liebeserwartungen nicht entsprechen kann. Denn es geht ihm ja nicht um die Einzigartigkeit meiner Person, sondern ums Geliebtwerden.

Ferner finden auch die meisten Frauen einen Mann klasse, der einzigartig ist und Persönlichkeit hat. Bitte lies dazu unbedingt folgende Beiträge:

Frauen finden mich nett, aber mehr nicht…

Sich selber im Weg stehen: Blocking Six, die sechs größten Selbst-Blockaden

Hat das Innere Kind wirklich Einfluss auf mein Verhalten und meine Beziehung?

Sie will mich nicht mehr: Die 11 häufigsten Beziehungsfehler von Männern

Also was ist zu tun?
Erstens solltest du dringend das Projekt „Liebesbeziehung“ für einige Zeit auf Eis legen und dich drum kümmern, dass du mit dir selbst ins Reine kommst. Ich spreche von einer Therapie. Nicht erschrecken – sowas ist ja ganz normal heute. Mach einfach mal Probetermine bei zwei, drei Psychotherapeuten (nicht Psychoanalyse, eher sowas wie Gesprächspsychotherapie).
Zweitens: Mein Buch „Mister Aussichtslos: 12 Männertypen, die Sie sich sparen können“ ist zwar eigentlich mehr ein Beziehungs-Ratgeber für Frauen, aber auch sehr wertvoll für Männer: du erfährst sehr ausführlich, was du vermeiden musst, wenn du eine Frau kriegen und halten willst. Und vor allem gibt’s am Ende die Goldenen Regeln – diese sind extrem wichtig für dich!!! um weitere Liebesflops zu vermeiden!
Liebe Grüße und alles Gute
Beatrice Poschenrieder

Buche meinen Newsletter! Den sende ich ca. einmal im Monat: Über ein neues Video von mir oder zu neuen Beiträgen oder mit Tipps o.ä.
Nach oben scrollen