Sich selber im Weg stehen: Blocking Six, die sechs größten Selbst-Blockaden

Gibt es etwas in deinem Leben, wo du einfach nicht vorwärts kommst, immer wieder Niederlagen erlebst oder es dir irgendwie nie ganz gut geht?

Blocking Six: Betreibe ich Selbstsabotage, stehe ich mir selber im Weg?

Wie bei fast jedem Menschen, gibt es vermutlich auch bei dir ein oder mehrere Felder, wo du irgendwie stecken bleibst oder nie ganz glücklich bist, und du weißt nicht, warum, und/oder bist irgendwie unfähig, es zu ändern: Sei es im Beruflichen, Schulischen, Finanziellen, Gesundheitlichen, im Bereich Partnerschaft, soziale Beziehungen, Wohlbefinden, Selbstakzeptanz u.a.. In diesem Artikel geht´s nicht um einzelne Verhaltensweisen oder Auswirkungen der Selbstsabotage, sondern um die tiefen Hintergründe und Zusammenhänge; aller Wahrscheinlichkeit nach findest auch du hier mindestens eine Fehlsteuerung in deiner Psyche, die verhindert, dass es dir rundum gut geht.

Die Selbst-Blockaden, die ich gleich nenne, sind angelehnt an die „Big Five-Blockierungen“ des Psychotherapeuten Michael Bohne, aber nicht die selben – ich hab meine eigenen beruflichen Erfahrungen einfließen lassen.
Bitte beziehe beim Lesen folgendes mit ein: Es sind meist unbewusste Überzeugungen! Also wie so eine Art Programmierung, auf der du läufst, sie aber nicht so recht erkennen und daher kaum steuern kannst (siehe auch mein Beitrag zum Inneren Kind).

1) Opferrolle

Man könnte auch sagen, „Opfereinstellung“. Dahinter steht die Grundüberzeugung „Ich bin nicht schuld an meinem Unglück, sondern du / die anderen / die Umstände / die böse Welt / …“
Die „ewigen Opfer“ merken es in der Regel nicht, dass ihre Wahrnehmungen und Einschätzungen verzerrt sind, d.h., sie sind schnell dabei, Schuldzuweisungen und Vorwürfe zu machen, zum Beispiel an ihren Partner – und das aus voller Überzeugung! Entweder sie hatten als Kind mindestens eine Bezugsperson, die das genauso gemacht hat, statt auf das eigene Zutun zu schauen; oder sie tragen unbewusste, lange gehegte Vorwürfe in ihrem Inneren, etwa an die Eltern, die sie nun an anderen auslassen. Oder beides.
Das Problem: Wenn man ignoriert, wie sehr man zum eigenen Ungemach beiträgt, ändert man auch nichts oder viel zu wenig an der eigenen Situation.
Frage an dich selbst: „Wenn mir etwas passiert oder etwas in meinem Leben nicht gut läuft, schaue ich dann als erstes nicht auf meinen eigenen Anteil am Geschehen, sondern suche die Ursachen außerhalb von mir?“
Die Opfereinstellung geht oft einher mit:

2) Erwartungen

Ebenso wie die Opferrolle-Typen, übernehmen die Vertreter dieser Selbstblockierung zu wenig Verantwortung für das eigene Wohlergehen, meist in mehrfacher Hinsicht. Statt das eigene Geschick tatkräftig in die Hand zu nehmen, übertragen sie die Aufgabe an andere, etwa an Partner, Angehörige, Freunde oder ihre Mitmenschen.
Das Problem: Solange du so verfährst, bist du abhängig davon, dass diese bestimmten Personen deine Erwartungen erfüllen, und da niemand gewillt ist, alle deine Erwartungen zu erfüllen, steckst du in deinem Sumpf fest – und bist obendrein noch total frustriert.
Frage an dich selbst: „Erwarte ich oft, dass jemand anderes dafür sorgt, dass es mir gut geht, und bin enttäuscht, wenn nicht?“
Siehe auch der Beitrag „Zu hohe Erwartungen: Erwarte ich zu viel von meinem Partner, meiner Partnerin?“
Häufig hängt der folgende Punkt damit zusammen:

3) Innerliches Schrumpfen

Die Betreffenden fühlen sich kleiner/ schwächer/ machtloser/ abhängiger, als sie wirklich sind oder sein könnten, rutschen sozusagen automatisch in die Gefühlswelt, Wahrnehmungen und Einstellungen des Kindes, das sie einmal waren, und werden davon gesteuert – oft in verschiedenen Altersstufen, je nach Situation; so gibt es erwachsene Menschen, die sich manchmal wie Fünfjährige, manchmal wie Zehnjährige und manchmal wie Teenager verhalten. Andere wiederum scheint jeder Windhauch umzuwerfen, obwohl sie meist keineswegs klein und mega-zart sind, sondern äußerlich robust aussehen. Wieder andere verbiegen sich zu oft, zu schnell, machen sich auf diese Art „klein“.
Das Problem: Dein Umfeld wird es auf Dauer irritierend finden, wenn du unbequemen Dingen durch Unpässlichkeit oder durch Dich-Ducken aus dem Weg gehst oder wenn du dich oft wie ein Kind benimmst.
Fragen an dich selbst: „Fühle ich mich häufig kränklich und schwach, obwohl ich organisch gesund bin? Oder fühle ich mich überfordert oder gestresst von Dingen, die für die meisten Menschen ganz normal sind? Oder fühle ich mich zu wenig stark, um Schritte zu gehen, die dringend nötig wären?“

Habe ich oder hat mein Partner zu viele Erwartungen?

4) Schuldgefühle

Grundeinstellung: „Ich bin (selber) schuld, dass… Und daher verdiene ich / verdiene ich nicht, dass…“
Die Betroffenen hatten fast immer Eltern, die ihnen schon ab frühester Kindheit Schuldgefühle einflößten – etwa eine Mutter, der es fast nie gut ging, oder einen Vater, der dem Kind ständig für irgendwas die Schuld zuschob.
Das Problem: Schuldgefühle schwächen dich.
Fragen an dich selbst: „Denke ich eventuell zu oft in Dimensionen der Schuld, suche ich sie als erstes bei mir? Fühle ich mich oft so schlecht mit meiner Schuld, dass ich versuche, einen Teil auf andere abzuwälzen? Kommt mir schnell der Satz ‚Das geschieht dir recht‘ oder etwas Vergleichbares in den Sinn?“
Ähnlich, aber nicht ganz das selbe:

5) Selbstablehnung und Selbstbestrafung

Auch hier folgt oft ein unbewusstes „ich verdiene es nicht, dass es mir gut geht“, aber nicht aus Schuldgefühlen heraus, sondern eher aus Selbstverachtung. So sagte z.B. ein Bekannter von mir, der einfach nicht aufhören konnte, sehr viel zu rauchen und zu viel zu essen (und zwar lauter ungesundes Zeug): „Wozu soll ich denn alt werden? Ist mir egal, wenn ich früh sterbe.“
Das Problem: Selbstablehnung und Selbstbestrafung ziehen viel Ungutes nach sich, wie: Vielschichtige Selbstsabotage, Scheitern auf der ganzen Linie, Erkrankungen, Ablehnung von anderen Menschen.
Fragen an dich selbst: „Ist meine Selbstliebe wenig ausgeprägt? Schimpfe ich oft mit mir, bedenke mich dann mit Pauschal-Verurteilungen wie ‚du Vollidiot‘, ‚ich bin ja so blöd‘, ‚war ja klar, dass ich wieder…‘ usw.?“

6) Unverhältnismäßige Loyalität

Dahinter steht: Das gemeinsame Leid verbindet mich mit einer gewissen Person. Da meinem Inneren diese Verbindung sehr wichtig ist, erlaube ich mir nicht, glücklicher/ zufriedener/ attraktiver/ wohlhabender/ gesünder zu sein als sie oder er.
Dieser Mechanismus ist meist schwer zu durchschauen, erstens weil es echt merkwürdig erscheint, zweitens weil es sich auf Personen beziehen kann, von denen du dachtest, dich abgenabelt zu haben. Tja, unbewusst gibt´s da gar nicht so selten noch eine unsichtbare Nabelschnur.
Manchmal bezieht sich dieses Phänomen auch auf die Zugehörigkeit zu Gruppen, die eine Art Ersatzfamilie bilden, zum Beispiel Cliquen oder Gangs: „Ich darf nicht gebildeter/ gepflegter/ erfolgreicher/ anständiger/… sein als ihr, sonst gehöre ich nicht mehr dazu“.
Das Problem: Du entfaltest in bestimmter Hinsicht nicht dein Potential, hängst fest, entwickelst vielleicht sogar seelische oder körperliche Leiden, die dich behindern.
Frage an dich selbst: „Entsteht Nähe mit jemand in meinem Nahbereich, wenn wir unser Leid teilen? Wenn ich die Punkte, in denen ich mir derzeit im Wege stehe, komplett geregelt kriege und es für mich richtig gut läuft: Hätte ich dann das Gefühl, ich lasse wen im Stich? Oder müsste ich dann Ablehnung von bestimmten Personen befürchten?“

Hier noch das Youtube-Video zum Beitrag:

© Beatrice Poschenrieder

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