Nach 25 Jahren ging er zu einer anderen, angeblich fühlte er sich neben mir einsam

Vor einem halben Jahr sagte er, dass er sich trennen will, weil wir uns angeblich fremd geworden sind, und dann zog er zu der anderen Frau

Mann verlässt mich nach langer Beziehung, Trennung nach langer Ehe

Liebe Beatrice!
Ich weiß nicht mehr weiter und brauche dringend Rat!
Mein Mann hat mich vor einem halben Jahr verlassen und lebt seitdem bei einer anderen Frau, mit der er angeblich seit vier Jahren ein Verhältnis hat. Da er beruflich ständig unterwegs ist und ich ihm abgrundtief vertraut hatte, bemerkte ich nichts von dem. Vor einem halben Jahr eröffnete er mir urplötzlich, dass er sich von mir trennen will, weil wir uns angeblich fremd geworden sind und er sich immer so einsam fühlt. Durch seine und auch meine Arbeitszeiten (ich arbeite in Schichten und auch an den Wochenenden und Feiertagen) haben wir nicht sonderlich viel Zeit miteinander verbracht. Wir haben vor 12 Jahren ein Haus gebaut und die meiste unserer gemeinsamen Freizeit haben wir genau da investiert. Dieses Haus war ein Wunsch meines Mannes, und er will einfach alles perfekt haben.
Wir kennen uns seit der Schule und sind jetzt 25 Jahre zusammen durch Höhen und Tiefen gegangen. Seit fast 21 Jahren sind wir verheiratet und haben zwei nun schon erwachsene Kinder.
Als mein Mann von Trennung sprach, war ich geschockt, denn wir haben eine harmonische Ehe geführt. Nach ein paar Tagen gestand er mir dann seine außereheliche Beziehung, wobei er von einem halben Jahr Dauer sprach. Wir haben dann 7 Wochen lang geredet, geredet und nochmals geredet. Und es sah ganz so aus, dass er sich doch für unsere Ehe entschieden hätte. Er sprach von Gefühlen, die plötzlich da wären und die er nie für möglich gehalten hätte. Aber dann zog er doch aus und zog zu ihr. Durch die Kinder haben wir noch Kontakt. Er hat hier auch nur seine persönlichen Dinge mitgenommen.
Im diesem halben Jahr, seit er wegging, sprach er immer wieder von Unsicherheiten und Zweifeln, von luftleeren Räumen und davon, dass es nicht ausgeschlossen ist, dass er zurückkommt. Er habe erkannt, dass er uns vor vier Jahren zu früh aufgegeben hat und er hier nicht als lachender Sieger geht.
Sein Büro steht hier noch, in jedem Schrank sind noch Sachen von ihm. Er will seit Monaten einen Termin mit mir vereinbaren, um über finanzielle Angelegenheiten mit mir zu sprechen – und dann legt er am Telefon einfach auf, ohne Terminvereinbarung. Ich habe ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass ich ihn noch immer liebe und uns unbedingt noch eine Chance geben möchte. Ich klammere mich an seine „Zweifel“, von denen er behauptet, dass er sie einfach „aussitzt“. Seine neue Beziehung beschreibt er folgendermaßen: viel mehr Tiefen – sie zoffen ständig. Aber auch viel mehr Höhen – sie sind ständig unterwegs. Sie ist 44 Jahre, hat einen Sohn, hat sich scheiden lassen – angeblich wegen meinem Mann. Mein Mann erzählte mir aber auch, dass ihr Gatte vorher schon ein Verhältnis mit seiner Sekretärin hatte und jetzt mit dieser zusammenlebt. Darum glaube ich nicht so recht an meinen Mann als Scheidungsgrund. Er war vielleicht nur der Rettungsanker. Sie hat ebenfalls ein Haus.
Mein Mann erzählte mal, dass es ihm dort nicht gefällt. Darum ist er sicher auch so gern unterwegs. Er sprach auch davon, dass sie nicht nur Pluspunkte habe. Er wüsste jetzt ganz genau, was er an mir gehabt habe, positiv wie negativ. Aber er sei diesen Weg jetzt gegangen und gehe ihn bis zu Ende. Als er hier auszog, sagte er noch tränenüberströmt zu mir (ich habe meinen Mann niemals zuvor weinen sehen!): „Mag sein, dass ich jetzt den größten Fehler meines Lebens mache.“ Und seitdem kamen immer wieder solche Ansagen wie: „Ich habe uns zu früh aufgegeben“, „Wenn ich bei uns nur die Hälfte von dem getan hätte, was ich jetzt tun muss, könnten wir heute noch sehr glücklich sein!“ usw.. Aber er meint auch, für uns sei es zu spät. Mein Mann war schon immer sehr pessimistisch, ich dagegen der Optimist. Ich sehe noch eine ganz große Chance für uns! Er müsste nur zurückkommen.
Inzwischen hat er sie seinen Eltern vorgestellt und war mit ihr im Urlaub. Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Deshalb gehe ich schon zur Familienberatung. Die Psychologin ist der Meinung, dass mein Mann dort scheitern wird, weil er sich nicht vollständig von mir gelöst hat. Allerdings könne das 2 -3 Jahre dauern. Bis dahin sind wir uns aber sicher so fremd geworden, dass unsere Chance gleich Null wäre. Ich will meinen Mann trotz allem, was er mir angetan hat und noch immer antut, zurück, weil ich ihn einfach liebe und mit ihm alt werden möchte.
Ich vergaß zu erwähnen, dass er 43 Jahre ist, in einer Midlife-Krise steckt und durch ein enormes Arbeitspensum ein Burnout-Syndrom hat.
Meine Frage nun an Sie ist: Wie sehen sie die Chance, dass mein Mann sich auf uns besinnt, und was muss ich tun, um ihn zur Rückkehr zu bewegen? Bei der Familienberatung riet man mir, ich soll seine Grenzen respektieren und von mir aus keinen Kontakt zu ihm aufnehmen. Aber ich habe Angst, dass er das falsch interpretiert und glaubt, ich hätte mich mit unserer Trennung abgefunden. Ich weiß nicht mehr weiter und meine Gedanken drehen sich nur im Kreis. Deshalb fiebere ich Ihrer Antwort förmlich entgegen und bedanke mich im voraus für ihren Rat
Sandra (42)

Liebe Sandra,
ich stimme überein mit den Aussagen der Familienberatung: Es gibt gewisse Chancen, dass er zurückkommt, aber das kann lange dauern, und bis dahin müssen Sie seine Wünsche und sein Verhalten respektieren und Abstand wahren. Sie haben „Angst, dass er das falsch interpretiert und glaubt, ich hätte mich mit unserer Trennung abgefunden“ – aber Sie haben ihm ja schon „deutlich zu verstehen gegeben“, dass Sie ihn noch immer lieben und Ihnen beiden unbedingt noch eine Chance geben möchten – er weiß das und ist sich dessen bewusst. Und es bleibt Ihnen doch nichts anderes übrig als sich erst einmal mit der Trennung abzufinden! Sie können Ihren Mann nicht zwingen, wieder zurückzukommen, und wenn Sie ihm jetzt nachlaufen und ihn bedrängen oder sich anbieten, wird das nur negative Gefühle in ihm auslösen: nämlich dass Sie seine Entscheidung nicht akzeptieren. Und Sie würden seinem derzeitigen Stress noch weiteren Stress hinzufügen.
Sie haben außerdem Angst, dass Sie beide sich zu fremd werden, wenn er zu lange bei der anderen ist. Ich denke nicht, dass das so schnell der Fall sein wird, denn immerhin haben Sie mehr als die Hälfte Ihres Lebens miteinander verbracht. Ihr Mann war 18, als er mit Ihnen zusammenkam, und ich vermute, Sie waren bis zu dieser anderen Frau seine einzige Partnerin. Es ist nicht schön, aber leider sehr normal, dass jemand dann mal ausbricht – einfach weil er wissen will, ob die Beziehung, in der er sich seit langem befindet, wirklich das Beste ist, was er haben kann. Und Ihr Mann hatte offenbar eben nicht mehr das Gefühl, in der besten Beziehung zu sein.
Ich habe den Eindruck, als ob Sie glauben, dass das so eine Art Hirngespinst von ihm ist – „dass er sich von mir trennen will, weil wir uns angeblich fremd geworden sind und er sich immer so einsam fühlt“ – obwohl doch alles in bester Ordnung war… Aber das war´s eben nicht!! Und wenn Sie eine Chance auf seine Rückkehr haben wollen und dass er dann auch bleibt, müssen Sie anfangen anzuerkennen, dass auch Sie zu der Entwicklung beigetragen haben. Momentan schieben Sie Ihr Auseinanderdriften noch darauf, dass Ihr Mann beruflichen Burnout und eine Midlife-Krisis hat und dass ja er es war, der das Haus wollte und durch seinen Perfektionismus immer daran herumwerkelte. Aber jetzt haben Sie ja genug Zeit, um eine gründliche und selbstkritische Innenschau zu halten und herauszufinden, wo IHRE Versäumnisse und Fehler lagen.
Wenn Sie das herausgefunden haben, dann schreiben Sie Ihrem Mann einen Brief (keine Email, keine SMS), wo Sie das alles darlegen – sowie Ihre Bereitschaft, das zu ändern, falls er irgendwann zu Ihnen zurückkäme. Fügen Sie hinzu, dass Sie jedoch auch akzeptieren, wie er sich entschieden hat, und dass Sie sich jetzt zurückziehen, damit er sich nicht bedrängt fühlt. Und tun Sie das dann auch!!

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Herzlichst
Beatrice Poschenrieder

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