Schluss, weil er mich immer so verunsichert und wütend macht. Ich will ihn zurück!
Unsere “Beziehung” plätschert seit 1 Jahr so vor sich hin, daher habe ich ihm zugesetzt – und er hat es beendet. Wollte ich zu viel von ihm?
Liebe Beatrice!
Mein Freund (43) und ich waren jetzt ein Jahr zusammen.
Meine Vorgeschichte: Meine erste längere Beziehung bestand 8 Jahre lang zu einem verheirateten, 17 Jahre älteren Mann. Damals war ich 21, als wir zusammenkamen, er war sofort euphorisch verliebt („Liebe seines Lebens“), schaffte es aber nie, sich von seiner Frau scheiden zu lassen oder unser Zusammenleben seiner Familie zu offenbaren. Bei Trennungsversuchen meinerseits versuchte er, mich durch Selbstmorddrohungen weiter an sich zu binden… Lange Geschichte. Letztendlich hat er mich über ein Jahr betrogen, was ich zwar irgendwie ahnte, aber von ihm zugegeben haben wollte. Kam erst nach einem Jahr, wie gesagt. Das war sehr schlimm damals.
Fünf Jahre lang kam ich dann besser ohne Beziehung aus.
Nun hatte ich im letzten Winter eine kurze Affäre mit einem 10 Jahre jüngeren Mann, deren Scheitern eigentlich vorauszusehen war, mich dennoch ungewöhnlich getroffen hat.
Ich entsann mich dann auf Jens, eine alte Jugendbekanntschaft, um mich abzulenken und emotional wieder zu Potte zu kommen. Kurze Zeit später waren wir zusammen und alles war „gut“: in vielen Dingen liegen wir auf einer Wellenlänge (Humor, Musik, er war damals schon mein Schwarm: Dreitagebart, unnahbar, Lederjacke, Sarkasmus,…), aber jetzt ist es gerade diese Unnahbarkeit, gegen die ich kämpfen muss.
Er selber ist arg verletzt worden von den Frauen, hat zwei Kinder (8 und 14) aus zwei Beziehungen, die 2-3 Jahre lang hielten. Problem jetzt ist mein größeres Verlangen nach Nähe als er es hat. Wobei er mit dem, was wir haben (2-3 mal pro Woche sehen, er alle 14 Tage Kinder, ich alle 14 Tage Wochenenddienst) vollauf zufrieden ist. Wohnen tut er aus Kostengründen / Bequemlichkeit bei seinen Eltern.
Meine wiederholten (ca. alle 3 Monate) Fragen nach Perspektive, Zukunft und vielleicht auch Wohnung beantwortet er mit: „Muss man denn eine Perspektive haben? Kann man nicht einfach so lieben?“
Er liebe ja seine Kinder auch so wie sie seien. Und rufe sie auch nicht ständig an, obwohl er sie liebe. Das kam natürlich auf meine verunsicherte Reaktion auf sein einmaliges Nicht-Anrufen am Abend, völlig peinlich im Nachhinein!
Durch diese drängende Unsicherheit seine Gefühle betreffend kam es neulich zum großen Krach. Er meinte: Wenn ich ihn nicht so akzeptieren könne, wie er sei, müsse ich wohl die Beziehung beenden, denn er könne sich nicht ändern, Punkt. Habe ihn dann auch noch ein gefühlskaltes A… genannt, und nun ist das Kind in den Brunnen gefallen: er könne meine Ansprüche nicht erfüllen, hat „DICHT“ gemacht, da es immer dieselben Vorwürfe sind, die Frauen ihm machen und alles wieder so kommen würden wie immer, auch wenn wir weitermachen würden. Er könne halt nicht mit Frauen eine Beziehung führen, früher oder später sagen sie, er sei langweilig etc..
Aber er sei nun mal so.
Als Freund kann man mit ihm super reden, aber als Partner?
Mein Problem ist nun meine Impulsivität und Verunsicherung schon bei Kleinigkeiten (z.B. er sagt, „Komm heute abend nicht, zu k.o.“, und ich weine) und vor allem, dass ich ihn sehr liebe und eigentlich seine Gedanken auch nachvollziehen kann..!
Wie komme ich wieder an ihn heran? Von seiner Seite zwar Bedauern, aber KEIN Entgegenkommen. Zeit? Und wie kann ich mein Verhalten kontrollieren lernen?
Vielen Dank für ein paar Tipps oder auch nur eine Einschäzung von außen!!
Claudia (36)
Liebe Claudia!
Alle Wahrheiten über diese Beziehung sind bereits in deinem Brief enthalten:
– Keine Perspektive
– KEIN Entgegenkommen von seiner Seite
– er kann und wird sich nicht ändern
– er kann (besser gesagt, WILL) deine Ansprüche nicht erfüllen, hat „DICHT“ gemacht, da es „immer dieselben Vorwürfe sind, die Frauen ihm machen und alles wieder so kommen würden wie immer, auch wenn wir weitermachen würden“.
– Er kann nicht mit Frauen eine Beziehung führen.
Du kannst alle seine Aussagen für bare Münze nehmen. Es ist genauso wie er sagt.
Ja, man kann sagen, er ist ziemlich beziehungsunfähig. Er ist unglaublich bequem und ignorant, hat gar keine Lust, sich irgendwie zu bemühen (drum wohnt er ja auch noch daheim, wie peinlich! mit 43!!), und für eine Frau bemüht er sich schon gar nicht, sondern pocht auf so Abbügel-Sprüche wie „ich bin eben so“.
Dieser Mann liebt dich nicht, und ich bezweifle, ob er je eine Frau geliebt hat. Und das genau ist der Grund, warum seine Beziehungen scheiterten, warum die Frauen ihn irgendwann abgesägt haben und warum er jetzt ach so verletzt ist (eine schöne weitere Ausrede für seine Beziehungsunfähigkeit sowie seine Weigerung, sich damit zu beschäftigen, geschweige denn etwas daran zu ändern).
Was du über ihn erzählst, ist eine gesammelte Katastrophe. Jesus, Claudia, so verzweifelt kannst du doch nicht sein, so einem Typen nachzulaufen. Du sollst nicht dein „Verhalten kontrollieren lernen“. Wie weit willst du dich noch für ihn verbiegen und erniedrigen? Für einen Typen, der seinerseits nicht auf dich zukommt, sondern wie ein fetter Pascha in seinem elterlichen Nestchen sitzt und die Frauen antanzen lässt.
Die große Frage ist: Warum kannst du ihn sogar noch verstehen?
Die Antwort ist: Auch du hast große Bindungsängste, aber versteckte.
Deshalb verliebst du dich in Männer, von denen du eigentlich schon von vornherein weißt, dass mit ihnen nie die richtige, große Bindung möglich sein wird (das passt zumindest zu deiner Beziehungs-Vorgeschichte).
Warum liebst du einen Kerl, der dich nicht liebt? Weil dir das bekannt und vertraut ist – aus deiner Kindheit.
Von daher mein Rat: Schieß diesen Sofa-Macho sofort in den Wind und beschäftige dich damit, deine eigene Seele zu heilen, damit du nicht noch weitere frustige, verletzende Beziehungen erleben musst.
Mit fachlicher Hilfe geht´s übrigens besser und schneller. Dieses Buch hilft zusätzlich: «Jein!: Bindungsängste erkennen und bewältigen. Hilfe für Betroffene und deren Partner».
Tja, und lies unbedingt mein Buch „Mister Aussichtslos: 12 Männertypen, die Sie sich sparen können”. Da findest du in sehr unterhaltsamer Form deinen Kerl ganz genau beschrieben und die Ursachen dafür sowie die Hintergründe, warum Frauen sich auf solche Männer einlassen.
Herzlichst
Beatrice Poschenrieder