Er bezieht mich zu wenig in sein Leben und seine Aktivitäten mit ein

Ich warte ständig darauf, dass er Zeit für mich hat. Unter der Woche ist er sehr beschäftigt. Am Wochenende verplant er sich auch…

Mein Freund nimmt sich keine Zeit für mich, behandelt mich Scheiße

Liebe Beatrice,
ich (23) bin nun seit fast einem Jahr mit meinem Freund zusammen (21). Anfangs war es ganz toll, weil er mir nicht ständig versuchte seine Meinung aufzudrängen, wie das ältere Freunde oft tun, und er ist ein sehr aktiver Mensch, der mich anfangs in seine Unternehmungen eingebunden hat. So hatte ich das Gefühl, endlich den Mann gefunden zu haben, mit dem ich alt werden will. Aber da fangen die Probleme auch schon an, denn mittlerweile sind Zweifel aufgekommen.

1. Er ist sehr sportlich und sehr extrem in allem, was er macht. Da er aber 25 cm größer ist als ich, kann ich selten mit ihm etwas unternehmen, so dass es ihm dann auch noch Spaß macht. So kommt es, dass wenn ich mit ihm und Freunden mal Rad fahre und es eine gemütliche Tour wird, dann meint er nur, dass es nicht so viel Spaß macht so langsam zu fahren. Ich projiziere das dann auf mich und fahre einfach nie mehr mit ihm Rad, denn ansonsten darf ich mir nur anhören, was für eine tolle Tour er hier mit einem Kumpel off-road doch machen könnte.
Im Urlaub schien er so begeistert von unserem Wandern zu sein, doch für diesen Sommer ist er den ganzen Sommer erst auf Exkursionen von der Uni aus unterwegs und im Anschluss hat er einen reinen Männerurlaub geplant, hat vor seinen Freunden behauptet, dass ich mitkommen könnte. Problem: ich wurde diesbezüglich von ihm nie gefragt, er hat einfach angenommen, dass ich da eh nicht kann, weil ich gerade auf Jobsuche bin. Aber aufdrängen wollte ich mich dann auch nicht. Obwohl wir eigentlich gemeinsam nach Schweden wollten.

2. Er benimmt sich sehr gemein, wenn eine Freundin von ihm dabei ist. Beispiel: Wir gingen in eine Disco, ich kannte seinen Freundeskreis noch nicht so gut, da schnappte er sich seine Kumpeline und ging mit ihr voraus, ich blieb mitten unter seinen Freunden zurück und wusste nicht so recht, was zu tun ist. Er drehte sich weder um noch vergewisserte er sich sonstwie, dass ich mitkomme. Ich sprach ihn später darauf an, dass mich das verletzt hatte, und er verstand es auch, doch das nächste Mal, als wir ins Kino mit seinen Freunden gingen, da sollte ich schon mal vorgehen und uns zwei Plätze reservieren, und er wollte noch draußen auf zwei andere Freunde warten, für die er die Tickets im Vorverkauf mit besorgt hatte.
War ja alles schön und gut, ich hatte unsere Jacken hingelegt und bin auf Toilette. Als ich wiederkam, saß er nicht auf dem Platz, an dem seine Jacke lag, sondern neben dieser dummen Kuh, und da die beiden sehr weit vom Gang entfernt saßen, hatte ich angenommen, dass er wieder zu mir vor kommen würde und ich ja nicht über alle drüber klettern bräuchte, wie eine eifersüchtige Ziege, nur um mich sofort neben ihn zu setzen. Meine Jacke lag ja zudem woanders, so dass es aufgefallen wäre. Kurz bevor der Film anfing, schrie er nur zu mir rüber, dass ich ruhig auf dem anderen Platz sitzen bleiben kann, er sitze gut. Das hat mich einfach umgehauen.

3. Wenn ich bei seinen Eltern bin, dann ist er die ganze Zeit irgendwo im Haus unterwegs, manchmal stundenlang verschwunden. Ich hatte ihn schon einmal darauf angesprochen, dass ich nicht wirklich ihm den ganzen Tag hinterherlaufen will und er mir doch einfach bitte Bescheid geben soll, wenn er nicht mehr auf dem Toilette ist und sich bei seinem Bruder aufhält oder seiner Mutter in der Küche hilft oder gar in seinem Zimmer an etwas tüftelt. Nur damit ich weiß, wo er ist und, falls mir langweilig sein sollte, ich nachkommen kann oder zumindest Bescheid weiß und nicht wie auf heißen Kohlen da sitze, weil ich wieder einmal im Wohnzimmer abgesetzt wurde.

4. Ich warte ständig darauf, dass er Zeit für mich hat. Unter der Woche ist er viel an der Uni, hat viele Freunde und so ist er sehr beschäftigt. Da ich nicht nur warten wollte, bis er sich bei mir meldet, habe ich einfach auch angefangen mit Freunden wegzugehen usw. Doch nun läuft es darauf hinaus, dass er diese Freiheit genießt und wir uns meist nur Abends vor dem Schlafengehen treffen, dann findet man kaum Zeit zum Reden und so bleibt vieles auf meiner Seele lasten. Früher dachte ich, dass ich mit ihm sehr gut reden kann.
So warte ich also unter der Woche, bis es Wochenende ist und wir endlich Zeit füreinander haben. Am Wochenende hingegen, da verplant er sich auch und sagt immer nur, dass er ja auch sich Zeit für mich nehmen müsste. Dabei bleibt es meist aber auch schon.

5. Er hat Wutausbrüche, die zwar nachgelassen haben, aber mich anfangs mehr als irritiert haben, denn er ist sonst ein friedlicher Mensch – doch manchmal da explodiert er einfach und ist nicht zu beruhigen. Er wird nicht handgreiflich oder so, aber meine weiblichen Verwandten haben alle Idioten als Ehegatten, die sie in gar nichts unterstützen und einfach mies zu ihnen sind. So habe ich natürlich Angst, dass diese Wutattacken sich auch mal später gegen mich richten könnten, denn mit dem Alter werden ja die Charaktereigenschaften immer stärker ausgeprägt, oder?

So könnte ich noch mehr aufzählen, als ob an ihm kein gutes Haar zu lassen wäre, aber so ist das nicht. Wie gesagt, er ist nett, und wenn ich mit ihm kuschle, dann fühle ich mich wohl. Nur leider passiert das so selten.
Was ich von dir wissen will, liebe Beatrice: Warum halte ich an dieser Beziehung fest und denke, dass sie gut für mich sein sollte, wo doch so vieles gegen sie spricht? Mittlerweile denke ich oft an andere Männer und das verursacht bei mir nur Schuldgefühle, weshalb ich mich noch intensiver in die Beziehung stürze. Wie komme ich zu einer gesunderen Basis? Oder ist diese mit einem Mann wie ihm nicht möglich? Der Grund, warum diese Beziehung funktionieren sollte, war, dass ich bisher jede andere beendet habe, und da denke ich einfach, dass ich nach Gründen suche um Schluss zu machen. Aber sieht das alles nach fadenscheinigen Gründen aus?
Danke für deine Hilfe,
Barbara (23)

Liebe Barbara,
fadenscheinige Gründe? Nein – jeder Punkt ist ein Zeichen dafür, dass dein Freund noch unreif ist. Er ist wohl auch noch nicht reif für eine wirkliche Beziehung. Und du unterstützt ihn zum Teil auch noch dabei, indem du passiv und abwartend bist und damit sein Verhalten duldest (kommt einer Zustimmung gleich), statt gegenzuhalten. Und mit „Gegenhalten“ meine ich nicht Jammern und Diskutieren. Das hilft bei solchen Jungs wie ihm nichts, im Gegenteil, es treibt ihn immer mehr in den Rückzug!
Leider kommt hinzu, dass du ein bisschen zur Unselbständigkeit neigst. Du wartest drauf, dass er sich um dich kümmert, und bist dann verstört und teils sogar gelähmt oder schmollend wie ein Kind, statt wie eine erwachsene Frau zu reagieren, z.B. dich eben NICHT im Wohnzimmer seiner Eltern absetzen lässt, sondern abhaust oder gar nicht erst hingehst!
Auf ein Verhalten wie das deines Freundes kannst du am ehesten reagieren, indem du ihn entweder gleich verlässt oder indem du sein Verhalten kopierst oder sogar noch übertreibst. Das braucht aber viel Willensstärke (denn es bedeutet ja erst mal, dass du ihn noch weniger siehst) und führt oft, aber leider nicht immer zum gewünschten Effekt: nämlich dass ihm klar wird, wie beziehungsschädigend er sich verhält und auch, dass du eine eigenständige Person bist, um die er sich mehr bemühen muss. (Momentan gibst du ihm gar keinen Grund, sich um dich zu bemühen – im Gegenteil bemühst du dich um seine Zuwendung! Warum sollte er also?)
Frag dich, ob du das Wagnis eingehen willst oder ob du dich nicht lieber gleich trennst und dich nach einem netten Kerl umsiehst, der dich in sein Leben einbezieht und dem wirklich daran liegt, Zeit mit dir zu verbringen (DAS ist nämlich normal!).
Bitte lies dazu folgende Artikel:
Wie kriege ich ihn dazu, ein paar Verhaltensweisen zu ändern?

Dauerstreit, Langeweile, Lustlosigkeit – aber wir lieben uns doch!

Verlustängste: Ich habe ständig Angst, meinen Partner zu verlieren

Wie rette ich unsere Beziehung?

Mein Freund zeigt immer weniger Initiative – liebt er mich nicht mehr?

Bin ich ihm überhaupt noch wichtig?

Und bitte schau dazu auch mein Youtube-Video „Mann ändern“:

Liebe Grüße
Beatrice Poschenrieder

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