Meine große Liebe ging, weil ich mir zu sehr von meiner Mutter reinreden ließ

Meine Eltern waren gegen meine neue Freundin und ich habe mich auch zu wenig hinter meine Liebste gestellt. Sie ging. Ich will sie zurück!

Meine Freundin verließ mich, weil ich ein Muttersöhnchen bin
Ich liebe meine Mutter, und meine Freundin lieb ich auch

Liebe Beatrice,
vor einem Dreivierteljahr lernte ich (36) bei einer Veranstaltung eine knapp 10 Jahre ältere Frau (mit erwachsener 19jähriger Tochter, ich selbst bin kinderlos) kennen und war sofort von ihr fasziniert. Wir kamen auch sofort an dem Abend ins Gespräch und es entwickelte sich daraus in der Folgezeit eine intensive Liebesbeziehung.
Leider waren meine Eltern von Anfang an weniger begeistert und ich hatte sehr viele Auseinandersetzungen wegen ihr. Dies führte auch schließlich zu unserer schmerzhaften Trennung vor vier Monaten, weil es mir nicht gelang, genügend zu vermitteln und mich – in ihren Augen – eindeutig auf ihre Seite zu stellen. Das tut mir jetzt immer noch sehr leid, da es emotional und intellektuell schon das Beste war, was ich bislang mit einer Frau erlebt habe.
Kurz danach hatte sie dann Urlaub und so haben wir uns dann in der Folgezeit ein paar Mal wiedergesehen, zusammen weiter etwas unternommen. Meine Gefühle für sie sind unverändert tief und ich liebe sie immer noch wahnsinnig.
Einen Monat später lernte sie dann einen neuen Mann aus der Schulzeit kennen und mittlerweile lieben. Sie wollte am Anfang schauen, wie es sich entwickelt. Seit kurzem sind sie jetzt zusammen, sie hat mir bei unserem letzten Gespräch am vergangenen Sonntag signalisiert, dass sie den Kontakt zu mir weiter aufrecht erhalten möchte und wir bald telefonieren sollten. Ich war trotzdem wie geschockt und gelähmt und habe mir erst einmal eine Auszeit erbeten, um meine Gedanken zu ordnen. Damit war sie dann auch einverstanden.
Nun steht ihr Geburtstag vor der Tür. Und ich weiß nicht recht, wie ich mich verhalten soll. Auf der einen Seite möchte ich sie natürlich gerne zurückgewinnen, weil ich sie – ohne sie jetzt zu sehr idealisieren zu wollen – schon als Liebe meines Lebens betrachte. Auf der anderen Seite kann ich irgendwie nicht einfach zu einer Freundschaft übergehen, dafür bin ich emotional zu befangen und habe halt immer noch das Kribbeln im Bauch, wenn ich sie sehe. Habe auch schon überlegt, erstmal komplett auf Distanz zu gehen, und mich um sich selber zu kümmern, aber es ist sehr schwer und erfordert viel Anstrengung. Auch möchte ich ihr einfach gerne beweisen, dass ich an unsere Beziehung noch glaube. Vielleicht kannst Du etwas Ordnung in meine Gedanken bringen?
Andy (36)

Hi Andy,
was ich nicht ganz versteh, ist, wieso ein 36jähriger Mann sich von seinen Eltern so in die “Liebe seines Lebens” reinreden lässt, dass sie kaputtgeht. Da hätte ich gern eine sehr ehrliche und plausible Antwort (denn sonst kann ich dir nichts Brauchbares raten). Geht’s unter anderem um Geld? Oder worin hängst von ihnen ab?
Bis bald, Beatrice

Liebe Beatrice,
ja, das Geld spielt auch eine Rolle, da ich mich im Moment quasi mit freiberuflichen Projekten über Wasser halte und Anfang diesen Jahres eine neue Wohnung bezogen habe, was finanziell auch reingerissen hat. Alleine kann ich es momentan nicht aus eigener Kraft – insofern bin ich da auch in einem starken finanziellen Abhängigkeitsverhältnis zu meinen Eltern.
Für meine Freundin spielte das Geld allerdings nie die Rolle, sondern immer nur das Bekenntnis, mich zu ihr zu stellen.
Das Problem lag auch weniger bei meinem Vater als bei meiner Mutter, die sehr an mir klammert und ich es irgendwie in der ganzen Zeit, wo wir zusammen waren, nicht geschafft habe, mich klar zu meiner Freundin zu bekennen. Ich habe es mit einer neutralen Vermittlungsposition versucht und das hat nicht geklappt. Insofern war die Elternstruktur stärker.
Außerdem hat sich die Liebe zu dem etwa gleichaltrigen Mann nun wohl gefestigt, und so bleibt mir wahrscheinlich nichts anderes übrig als mich zurückzuziehen, oder?
Das Kribbeln ist immer noch da, wann immer ich an sie denke (sie sieht auch deutlich jünger aus, als es ihr Alter suggeriert), aber es tut einfach unheimlich weh, unglücklich zu lieben und im Grunde nichts tun zu können und meine Fehler einzusehen, das reicht manchmal wohl nicht.
Gestern hat sie versucht, mich anzurufen.
Nun hat sie am Mittwoch Geburtstag, ich weiß nicht recht, wie ich mich verhalten soll? Macht es Sinn, auf gut Freund zu machen, einfach anzurufen oder zu schreiben? Natürlich würde ich mir wünschen, nochmal das Rad zurückdrehen zu können.
Was rätst Du mir?
Andy

Lieber Andy,
Jetzt kommt meine ehrliche und leider nicht sehr schmeichelhafte Antwort – sorry im voraus.
Erst mal finde ich es ein bisschen merkwürdig, dass du eine Frau zur “Liebe deines Lebens” erklärst, mit der du nur ca. 4 Monate zusammen warst und zu der du nicht stehen konntest. Mit 36? Die meisten Menschen in dem Alter würden das nicht mal als richtige Beziehung bezeichnen. Oder hattest du noch nie was Längeres?

Ich vermute, für deine Exfreundin war deine Abhängigkeit von deinen Eltern (speziell der Mutter) der Hauptgrund, sich zurückzuziehen.
Ehrlich gesagt, kann ich sie gut verstehen. Ich würde auch keinen Freund haben wollen, der sich mit seinen 36 Jahren noch von Mutti reinreden lässt und zulässt, dass sie klammert. Da ziehen auch die finanziellen Argumente nicht. Letztlich ist in deinem Alter schon LÄNGST Eigenständigkeit und Eigenverantwortlichkeit gefragt, vor allem bei einem Mann. Selbst wenn du ein armer Schlucker in einer kleinen Wohnung wärst, wäre deine Ex vermutlich immer noch bei dir, wenn du dich vom Elternhaus und von der Mutter abgenabelt hättest, wie das eben normal ist für einen erwachsenen Mann.
Wenn du noch irgendeine Chance bei dieser Frau (oder bei anderen interessanten Frauen) haben willst, so sieh zu, dass du dich von deinen Eltern abnabelst, auch wenn das bedeutet, die Wohnung aufzugeben oder einen Kredit bei der Bank aufzunehmen oder dich beruflich mehr reinzuhängen (oder auch den Beruf zu wechseln, falls der jetzige zu wenig Erfolg bringt). Es wäre ohnehin sehr gut, wenn du dich räumlich so weit von deiner Mutter entfernst, dass sie zwangsläufig aufhört zu klammern.
Außerdem musst du lernen, dich deutlich gegen sie abzugrenzen. Sobald du all diese Dinge geschafft hast, kannst du das deiner Ex mitteilen – vielleicht sind ihre Gefühle noch nicht ganz erloschen (ich halte es für möglich, dass sie sich auf den anderen einließ, weil sie von der Geschichte mit dir so frustriert war und um schnell Abstand zu gewinnen).

In meinem Buch “Mister Aussichtslos: 12 Männertypen, die Sie sich sparen können” gibt’s ein eigenes Kapitel (Kap 4) über Männer, die noch eine zu enge Verbindung zur Mutter haben. Wäre sicherlich nützlich für dich, das zu lesen.
Liebe Grüße
Beatrice Poschenrieder

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