Wer rettet die Liebe? Eine Beziehungsnovela
„Wer rettet die Liebe?“ Kurzinfo:
Wieviel Karriere verträgt eine Beziehung? Wieviel Frust verträgt der Sex?
Das sind die Hauptthemen, um die sich „Wer rettet die Liebe“ dreht. Diana und Holger waren früher ein tolles Paar, auch sexuell. Aber er hat sich zum Workaholic entwickelt, investiert alle Zeit und Energie in die Karriere, die Beziehung verkümmert. Diana versucht alle möglichen Strategien, um das Ruder herumzureissen… Doch erst als sie weg ist, merkt Holger, wie viele Fehler er gemacht hat. Ist es wirklich zu spät?
Parallel dazu bekommt die perfekte Ehe ihrer Schwester Risse: Warum meidet ihr Mann Zweisamkeit und Sex? Dianas beste Freundin Doro wiederum hat sich in einen Mann verliebt, der zwischen Leidenschaft und Distanz schwankt und nicht von anderen Frauen lassen kann. Diana hilft beiden mit Rat und Tat – doch ihre eigene Liebe droht durch eine Verkettung von Ereignissen zu zerbrechen…
Dieses Buch entstand aus Deutschlands erster Online-Novela „Rettet die Liebe!“, einer Fortsetzungsgeschichte im Internet. Sieben Monate lang erschien jeden Tag eine Folge. Die schön und aufwändig gestaltete Geschichte – inklusive Bildern, die bei einem professionellen Foto-Shooting entstanden – war ein grosser Erfolg: Hunderttausende von Usern/innen verfolgten die Geschichte, die sich um die Partnerschaftsprobleme von Diana und Holger, Birgit und Jürgen, Doro und Dirk rankte, lebten und bangten mit den Protagonisten, schrieben leidenschaftliche Kommentare. Zudem räumte die Novela mehrere Werbepreise ab.
Im Vorfeld der Online-Novela sollte ich die komplette Grundstory entwerfen und bekam als Vorgabe, dass ich die Rettung einer Liebe, Charaktere mittleren Alters und Erektionsstörungen einbauen musste.
Bald fiel mir einer der größten Kämpfe ein, den ich einmal für die Liebe ausgefochten hatte: Meine zweitlängste Beziehung ging nach ein paar Jahren zunehmend den Bach runter, weil sich mein Freund zum Workaholic entwickelte und sich immer weniger um UNS kümmerte. Wie Diana versuchte ich einiges, um die Beziehung zu retten: Strategien, die normalerweise gut helfen. Leider gab’s bei uns kein Happy End.
Doros Hin und Her mit dem Weiberheld Dirk habe ich eins zu eins von einer Freundin gekupfert, die im Zeitraum meines Schreibens exakt das erlebte.
Und zum Sex- und Eheproblem von Birgit und Jürgen inspirierten mich die Fälle von etlichen Ratsuchenden in meiner Beratungswebseite Frag-Beatrice.de
Das Taschenbuch erschien mal bei Rowohlt, ist aber im Handel nicht mehr erhältlich. Bei mir 8,90 Euro inkl. Versand, bitte einfach eine Mail an info@beatriceposchenrieder.de
Eine Übersicht meiner Bücher gibt´s auf „Über mich“!
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LESEPROBE „WER RETTET DIE LIEBE?“:
29./ 30.10. Nacht von Sonntag auf Montag
Vor ein paar Stunden hatte ich Sex mit dem Mann, den ich als meine „grosse Liebe“ bezeichne. Leidenschaft und Verschmelzung? Von wegen. Stattdessen war die ganze Zeit mein Hirn eingeschaltet, das jede Aktion von ihm und jede Empfindung von mir registrierte und bewertete. Ungefähr so: „Aha, er küsst mich und streichelt meine Hüfte; heute will er also. Hm, richtig Lust hab ich nicht. Mal sehen, ob was geht… Ich weiss schon, was gleich kommt: Er züngelt meinen Hals hinunter zur Brust. Naja, fühlt sich nett an, wie immer… Und schon folgt das Züngeln hinunter zum Unterleib… Seine Zunge ist wiedermal schnell unten. Bin ich erregt? Tut sich was? Hm. Früher hat mich das, was er grade tut, verrückt gemacht, jetzt kitzelt’s nicht mal mehr richtig, meine körperliche Bereitschaft tritt mehr mechanisch ein, er kennt die Kniffe ja. Er weiss auch genau, wann ich bereit bin zum Verkehr. Nun schlafe ich mit ihm, und ich frage mich: Ist es das? Oder könnte ich’s genausogut lassen? Ich weiss nicht, was ich grade fühlen soll… Mein Empfinden ist irgendwie so abgestumpft…“
Der Gipfel des Ganzen war, dass ich gegen Ende zum Digitalwecker auf dem Nachtkästchen rüberlinste, um festzustellen, dass wir mittlerweile den gesamten Akt in nicht mal einer Viertelstunde abhaken. Allein dieser Blick zum Wecker zeigt mir, dass bei mir keine echte Erregung mehr aufkommt. Weil der Sex so zielstrebig ist und ich jeden Schritt voraussagen kann. Mir war so, als hätte Holger auch kurz auf die Uhr geschaut, und das zog mich noch mehr runter.
Wie konnte es bloss so weit kommen? Denn eigentlich hatte ich immer Spass an der Erotik und viel Lust. Und wir hatten mal ein gutes Liebesleben. Das erste halbe Jahr konnten wir nicht genug voneinander kriegen. Das ging dann ein wenig zurück, was ja normal ist, also es pendelte sich ein auf zwei-, dreimal die Woche: noch ein sehr guter Schnitt bei zwei Leuten, die voll im Berufsleben stehen. Wir haben auch einiges ausprobiert, sind beide sexuell relativ offen. Beziehungsweise Holger WAR es. Bis er diesen Karrieresprung machte.
Jedenfalls nach unserem Akt heute abend schlief er wie immer sofort ein, eng an mich gekuschelt. Das mag ich, es ist so geborgen und beruhigend, normalerweise bin ich dann auch bald im Reich der Träume… Aber vorhin lag ich nur da und die Gedanken kreisten in meinem Kopf. Irgendwann merkte ich, wie der Hals eng wurde und das Schluchzen hochstieg. Ich stand vorsichtig auf, schnappte mir mein Kissen und die zweite Decke und schlich mich aus dem Zimmer. Ich darf ihn nicht wecken, er braucht seinen Schlaf. Ausserdem wird er sehr unwillig, wenn ich ihn nachts mit meinen Sorgen oder „Beziehungsproblemchen“ behellige.
Nun liege ich auf der Gästematratze in meinem Arbeitszimmer und kann nicht schlafen. Stattdessen heule ich Rotz und Wasser. Verdammt verdammt verdammt…
Normalerweise sollte ich jetzt glücklich sein. Vor sechs Stunden hat Holger beim Abendessen beiläufig gesagt: „Ich finde, wir können allmählich mal ans Heiraten denken.“
Jetzt ist es schon halbdrei Uhr morgens und ich liege immer noch wach und zermartere mir den Kopf. Wir hatten beide das Thema Heirat immer vermieden oder vor uns hergeschoben, weil ich in meiner ersten Ehe sehr verletzt wurde und weil ich keine Babies kriegen kann. Holger wollte eigentlich irgendwann ein Kind oder zwei. Nun hat er sich wohl entschlossen, drauf zu verzichten. Ob das jetzt meinetwegen ist oder ob er sich zur Zeit aufgrund seines Stresses ohnehin keine vorstellen kann, sei dahingestellt. Jedenfalls fühlte ich mich ein bisschen überrumpelt und angezickt, schon weil ich mir einen Heiratsantrag romantischer und entschlossener vorgestellt hatte – also etwas, wo ich einfach nur aus vollem Herzen „ja“ sagen müsste. Aber so war’s auch okay, denn so konnte ich antworten: „Hm, könnte man drüber nachdenken.“
Ich bin nämlich auch noch nicht hundert Prozent entschlossen. Und zwar nicht nur wegen meiner Unfruchtbarkeit und meiner schlechten Erfahrungen. Die stärkeren Argumente wurden mir vorhin erst klar, nach dem Sex, als ich nicht einschlafen konnte. Da hab ich erst angefangen, realistisch drüber nachzudenken, ob das der Mann und die Beziehung sind, mit denen ich den Rest meines Lebens verbringen will. Und kam zu dem Schluss: so wie’s derzeit ist, nein.
Unsere Beziehung ist nur noch ein müder Abklatsch, ein verkümmerter Krüppel von dem, was sie mal war. Was waren wir die ersten zwei Jahre für ein Dream Team! Reisen, Kurztrips, gemeinsamer Sport, romantische Abendessen, durchtanzte Nächte, Picknicks, verregnete Wochenenden durchgehend im Bett… Davon ist nichts mehr übrig. (Oh Mann, die Schluchzerei geht schon wieder los!)
Holger kommt spät nach Hause und ist so ausgelaugt, dass er nur noch kurz vor dem Fernseher entspannt und dann ins Bett geht. Oft arbeitet er sogar am Wochenende, den Rest seiner freien Zeit verbringt er vor allem mit Sport. Holger liebt Tennis, ich spiel’s nicht, ich bin ein Ball-Idiot. Also leider ein Sport, den wir nicht zusammen machen können, genauso wie sein Fitness im Studio.
Den Sport braucht er zum Ausgleich, das verstehe ich. Aber ich! ich! Ich fühle mich so vernachlässigt! Es kommt mir vor, als bin nur noch dafür da, ihn aufzufangen, zu hätscheln, zu trösten. Und wo bleibe ich? Ich hab auch mal Probleme und Stress und Bedürfnisse. Dafür hat er keine Zeit, keinen Kopf, keine Energie. Ich habe seit längerem das Gefühl, ich gebe sehr viel und bekomme sehr wenig. Das hab ich ihm auch schon gesagt, aber er vertröstet mich: „Das ist doch nur eine schwierige berufliche Phase! Das geht vorbei!“ Tut’s aber nicht, sondern läuft schon seit anderthalb Jahren so. Ich hab allmählich meine Zweifel, dass es vorbeigeht.
Was auch sehr drunter leidet, ist unser Sex. Er nimmt sich ja nicht mal mehr dafür richtig Zeit. Unsere Akte sind viel zu kurz und routinemässig; Holger wendet ein paar Griffe an, die sich bei mir bewährt haben, um sich das ganze abzukürzen, denn für ein richtiges Vorspiel ist er zu gestresst, zu müde, ausserdem muss er ja morgen wieder früh raus und braucht seinen Schlaf bzw. seine ganze Kraft für den aufreibenden Job.
Durch all das ist meine Lust rapide zurückgegangen. Unsere derzeitige Quote liegt bei dreimal im Monat, und meinetwegen könnte es sogar noch weniger sein. Manchmal tu ich’s nur ihm zu Liebe. Früher war er auch mal zärtlich. Was haben wir geknutscht, gekuschelt, gestreichelt, massiert! Jetzt ist das alles auf ein Minimum geschrumpft. „Aufs Nötigste reduziert“, würde Holger es ausdrücken.
Ich muss was tun. Wir müssen was tun. Es muss sich gewaltig was ändern, vorher kann ich ihn nicht heiraten. Oder?
Morgen… morgen werd‘ ich mit ihm reden.
© Beatrice Poschenrieder