Weil er so ein Ekel wurde, wollte ich ausziehen, nun bemüht er sich wieder

Sie denkt schon lange an Trennung, weil ihr Mann sich seit 6 Jahren sehr negativ verändert hat. Doch genau als sie ausziehen will, ist er wieder wie früher

Ich packe meine Koffer, aber statt um mich zu kämpfen, ist er nur beleidigt und tut nichts

Liebe Beatrice,
ich stehe an einem Scheideweg in meinem Leben und weiß nicht weiter.
Ich bin seit 10 Jahren verheiratet, habe einen Sohn aus einer früheren Beziehung (13) und mit meinem Mann eine gemeinsame Tochter (6). Wir sind beide voll berufstätig. Mein Mann hat sich vor ca. 6 Jahren zu einem sehr impulsiven Menschen entwickelt. Wenn ihm etwas nicht passt, brüllt er meinen Sohn sofort und mich manchmal an. Sachlich sind seine Ansichten oft begründet, aber die Art der Kommunikation hat mich die letzen Jahre regelrecht kaputt gemacht.
Ich finde, wir leben schon seit Jahren nebeneinander her. Mein Mann treibt neben dem Job exzessiv Sport, ich arbeite lieber im Garten, besuche Freunde oder gehe wandern.
Ich denke schon lange an eine Trennung, habe es mich bisher jedoch nicht getraut. Es ist nicht einfach, auf das materiell bequeme Leben zu verzichten, das wir die letzten Jahre hatten.
Nachdem ich Anfang des Jahres eine Depression hatte, entschloss ich mich, doch den Schritt zu wagen. Zunächst habe ich viele Dinge allein oder nur mit den Kindern unternommen und bin mal allein weggefahren. Ich fühlte mich einfach frei und gut.
Dann habe ich mit meinem Mann gesprochen und eine Trennung auf Zeit vorgeschlagen. Er zeigt(e) wenig Enttäuschung, tut so, als ob er das auch für eine gute Idee hält, aber ich habe das Gefühl, dass da doch mehr ist.
Jetzt habe ich eine kleine Wohnung in Laufweite unserer großen Wohnung gefunden. Der Mietvertrag ist noch nicht unterschrieben, aber nun kommen mir Zweifel. Denn mein Mann verhält sich plötzlich so wie in den ersten Jahren unserer Beziehung – nett, freund(schaft)lich, respektvoll. Mein Sohn, der ihm gegenüber schon Hassgefühle entwickelt hatte, blüht regelrecht auf. Ich merke, dass der Knoten in meinem Körper langsam weicher wird und das Trauergefühl nachlässt.
Ich frage mich, ob ich es mir einfach machen sollte und in meiner gewohnten Umgebung bleibe. Immerhin habe ich die Wohnung in den letzen Jahren alleine eingerichtet und gestaltet. Er hat es schon einmal geschafft, sich extrem zu ändern, als ich ihn verlassen wollte.
Oder ziehe ich doch für ein paar Monate aus und warte ab?

Ich müsste mich so sehr einschränken, dass ich befürchte, diesen Schritt in einigen Monaten doch zu bereuen. Ich habe Angst, ob ich finanziell und ob ich mit meinem Sohn alleine klarkomme, ob meine Kinder überhaupt zu mir kommen möchten, wenn ich so viel einfacher lebe als ihr Vater.
Oder sind die Zweifel, die ich habe, ganz normal für einen Menschen in meiner Situation?

Vielen Dank für deine Antwort,
Eva (37)

Antwort der Paarberaterin:

Liebe Eva,
du schreibst:
“Er hat es schon einmal geschafft, sich extrem zu ändern, als ich ihn verlassen wollte.”
Aber offenbar waren die Veränderungen ja nicht von Dauer, oder?

Zuvor schriebst du:
“Mein Mann hat sich vor ca. 6 Jahren zu einem sehr impulsiven Menschen entwickelt. Wenn ihm etwas nicht passt, brüllt er meinen Sohn sofort und mich manchmal an. Sachlich sind seine Ansichten oft begründet, aber die Art der Kommunikation hat mich die letzen Jahre regelrecht kaputt gemacht.”
Ich glaube nicht, dass er das selbst (aus eigener Kraft) und nachhaltig ändern kann, genauso wenig wie die anderen Dinge, die bei euch dazwischenstehen (z.B. sein exzessiver Sport). Da stecken tiefere Dinge dahinter, die vermutlich bald wieder zum Vorschein kommen würden. Das nachhaltig zu ändern, geht nur mit fachlicher Hilfe.
Sprich: Such einen (männlichen) Paarberater, der zugleich auch ein sehr guter, umfassend ausgebildeter Psychotherapeut ist. Sag deinem Mann erst mal nur, dass du mit ihm eine Paarberatung machen willst. Bei dieser Beratung wird sich vermutlich ziemlich schnell ergeben, dass für deinen Mann auch eine Einzeltherapie Sinn macht.
Ich schätze aber, zu beidem (Paarberatung und Therapie) wirst du deinen Mann nur kriegen, wenn du ausziehst – dann hast du ein Druckmittel und einen Anreiz für ihn. Beides verlierst du, wenn du bleibst.
Die große Frage ist auch, ob du ihn wirklich noch liebst und ob das mit euch auf Dauer noch Sinn macht, da ihr beide ja sehr unterschiedlich zu sein scheint. Du sagst ja auch, dass du schon lange an Trennung denkst.

Deinem Sohn kannst du das alles genau erklären, er ist ja alt genug, und vielleicht willigt er ein, sich zumindest für eine gewisse Zeit mit einer weniger bequemen Wohnsituation zurechtzufinden. Und die Kleine… vielleicht versteht sie es auch, wenn du’s ihr erklärst. Außerdem sind Kinder in dem Alter oft flexibler als man denkt. Zuerst mosern sie, aber finden sich doch bald in die neue Situation.
Du selbst darfst nicht an Bequemlichkeit denken. Denn was hat’s dir zuletzt gebracht? Verzweiflung, Verlust deines Selbstwertgefühls und Depressionen. Das wird wieder passieren, wenn du zu früh nachgibst.

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Alles Gute
Beatrice Poschenrieder

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