Zwischen zwei Frauen: Ich kann mich nicht entscheiden, will beide nicht verlieren

Ich liebe meine Freundin, aber die Kollegin liebe ich auch; wenn ich mir vorstelle, die eine oder die andere zu verlieren, macht mir das Angst

Mann zwischen zwei Frauen kann sich nicht entscheiden, er liebt beide, will sie nicht verlieren

Liebe Beatrice,
ich (28) bin seit einem Jahr in einer glücklichen Beziehung mit einer Frau, die ich davor noch nicht kannte. Sie hat mich damals nach der Trennung von meiner Ex aus einem ziemlich tiefen Loch rausgeholt.
Seit 3 Monaten leben wir in meiner Wohnung gemeinsam zusammen. Seitdem ist alles etwas eingeschlafen, der Alltag kehrte ein und wir bemühen uns nicht mehr so oft, etwas an der Beziehung zu arbeiten. Wir unternehmen selten etwas zusammen und verbringen die meisten Abende zuhause. Dennoch war ich bisher glücklich und zufrieden und habe mich immer gefreut nach Hause zu kommen. Ich liebe sie noch immer.
Sie wohnte zuvor 500 km entfernt, wo ihre Familie und Freunde zuhause sind, und meinte einmal, dass nur ich sie hier halten würde und sie sich für mich vorstellen kann für immer hier zu bleiben, weil sie mich so sehr liebt und dem Rest ihres Lebens mit mir verplanen wolle.
Vor einigen Wochen habe ich mir zum Thema “zukünftige Kinder” Gedanken gemacht und bekam Angst. Falls die Beziehung scheitern sollte, sind meine Kinder 500 km entfernt. Dieser Gedanke belastete mich sehr.
Vor etwa einem Monat fing eine neue Kollegin bei uns in der Arbeit an, von der ich auf den ersten Blick begeistert war. Sie ist optisch meine absolute Traumfrau und hat mich umgehauen.
Wir lernten uns kennen und verstanden uns auf Anhieb sehr gut. Wir liegen auf einer Wellenlänge und haben viele gemeinsamen Hobbys und sonstige Gemeinsamkeiten.
Bald fand ich heraus, dass sie seit einiger Zeit Single ist. Wir machten nach der Arbeit immer öfters was zusammen und ich konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Ich habe ihr erzählt, dass ich allmählich den Verstand verliere, wenn wir uns sehen, und sie hat gesagt, ihr ginge es genauso.
Ich hätte davor nie gedacht, dass ich bei dieser unglaublich tollen Frau eine Chance haben würde, aber sie hat sich in mich verliebt. Und ich mich in sie.
Ich wollte abwarten, ob es alles nur eine flüchte Schwärmerei ist oder ob etwas ernstes dahinter steckt. Doch dann haben wir uns eines Tages beim Abschied geküsst und hatten einen Tag später nach einer Party Sex.
Am gleichen Tag habe ich meiner Freundin erzählt, dass ich mich in eine andere verknallt habe, und habe mich getrennt. Als sie einen Tag später ein paar Kleider abholen wollte, verbrachten wir jedoch den ganzen Tag im Bett, haben zusammen geweint, uns im Arm gehalten und uns auch geküsst.
Es hat mir das Herz gebrochen, sie so zu sehen, und mir tut die Trennung ebenfalls sehr weh. Mittlerweile weiß ich nicht, ob es ein Fehler war.
Meine Ex will mich unbedingt zurückgewinnen. Meine Kollegin wünscht sich eine gemeinsame Chance.
Ich bin nun für ein paar Tage ausgezogen, um die ganze Sache mit Abstand zu betrachten und eine vernünftige klare Entscheidung aus Liebe zu treffen, nicht aus Mitleid, Gewohnheit oder Verknalltheit.
Jedoch komme ich auf keinen grünen Zweig. Wenn ich dran denke, dass meine Ex aus meinem Leben plötzlich weg ist, bekomme ich Angst. Wenn ich dran denke, dass ich mir bei meiner Kollegin vielleicht eine riesen Chance entgehen lasse, bekomme ich ebenfalls Angst.

Wie kann ich nur zu einer Entscheidung kommen? Gibt es irgendwelche Indikatoren, die mir einen Hinweis geben können?
Einerseits denke ich, dass es in einer perfekten Beziehung gar nicht vorkommen kann, sich in eine andere zu verlieben. Andererseits war ich nie unglücklich. Aber die neue Kollegin hat mich total aus der Bahn geworfen.

Für eine Antwort bin ich dankbar.
Viele Grüße, Phil (28)

Antwort im Rahmen der kostenfreien Paarberaterung:

Lieber Phil,
ich denke, du hast wegen eures Zusammenziehens und wegen des Themas Kinder innerlich (also eher auf unbewusster Ebene) kalte Füße bekommen, und das hat es begünstigt, dass du dich in eine andere verliebt hast. Möglicherweise war es nur eine Verknalltheit und sie ist schon wieder am Abflauen und du bist wieder bei der bisherigen Freundin, aber wenn dem so ist, solltest du dich diesen Themen, nämlich Zusammenleben und Familie-Gründen, mit großer Ehrlichkeit stellen. Wenn du noch nicht soweit bist, so eine enge Bindung und Verpflichtung einzugehen, dann ist das völlig ok, schließlich bist du erst 28 und nicht 48. Mit 28 sind viele Menschen noch am Schwimmen, was ihren Lebensweg betrifft, und da muss sich das alles einfach finden.
Falls jedoch das Verknalltsein in die Kollegin nun zu einer großen Verliebtheit geführt hat, rate ich dir zu einer klaren Entscheidung, nämlich deine liebe jetzige Freundin nicht hinzuhalten.
Du schriebst: „Wenn ich dran denke, dass meine Ex aus meinem Leben weg ist, bekomme ich Angst. Wenn ich dran denke, dass ich mir bei meiner Kollegin vielleicht eine Riesenchance entgehen lasse, bekomme ich ebenfalls Angst.“
Angst sollte niemals der Grund sein, warum man bei jemand bleibt! Liebe ist eine Basis, nicht Angst. Bei welcher Frau fühlt sich die Vorstellung, dass du die nächsten 10 oder 20 oder 30 Jahre mit ihr zusammen bist, gut an, bei welcher nicht so? Bei welcher Frau fühlst du dich so akzeptiert, wie du bist, und hast nicht das Gefühl, du müsstest irgendetwas darstellen oder erfüllen?
Ich hoffe, du findest eine Entscheidung, mit der du und auch die Frauen nicht unglücklich werden.

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Herzlichst
Beatrice Poschenrieder

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