Toxischer Mensch um dich, toxische Beziehung: Was tun? Infos + Tipps

Wenn ein tatsächlich toxischer Mensch in deinem Leben ist (nicht eine Beziehung, die sich toxisch entwickelt hat): Was kann man tun?

Die Giftschlange als Sinnbild für toxische Menschen oder eine toxische Beziehung

Im letzten Beitrag habe ich ja schon erklärt, woran man erkennt, ob es dieser dir nahe stehende Mensch ist, der toxisch ist, oder ob keiner von euch beiden wirklich toxisch ist, aber eure Verbindung durch eure Eigenheiten eine solche geworden ist. Dieser Beitrag gibt Hilfestellung, wie man mit einem “echten Tox” umgehen kann.

Ich habe eng mit einem toxischen Menschen zu tun (Partner, Kollege/in, Chef/in, nahe/r Angehörige/r, Freund/in), worauf muss ich achten?

Wie es mir insgesamt mit ihm geht. Man verliert im Umgang mit einem Tox schnell das Große Ganze aus den Augen, weil man sich viel zu sehr auf das Einzelne fokussiert – zum Beispiel dass man den ganzen Tag damit beschäftigt ist, auf einzelnen gemeinen Äußererungen oder Verhaltensweisen des Tox herumzukauen und zu grübeln, ob und wie man darauf reagieren soll, statt diesen Störfaktor effektiv loszuwerden.
Generell ist es wichtig, so oft wie möglich in sich hineinzuspüren, was einem gut tut und was nicht. Also z.B. wenn ich eine Freundin habe, die ich eigentlich behalten möchte, weil sie als einzige mein Lieblingshobby teilt, ich aber nach den Treffen mit ihr immer merke, dass ich schlecht drauf bin oder irgendwie eine Wut im Bauch habe, dann muss ich überdenken, ob ich diese Freundschaft halten will. Schwieriger ist das, wenn ich diesen Menschen fast den ganzen Tag um mich habe, wie etwa einen dominanten und kontrollierenden Ehemann oder eine pflegebedürftige, ewig meckernde Mutter; oft merkt man dann kaum noch, wie toxisch der Kontakt ist, weil man sich schon so sehr dran gewöhnt hat. Aber die Gewöhnung bewirkt leider nicht automatisch, dass man es gut wegsteckt; oft zeigt es sich dann in den ganz unten beschriebenen Folgen. In solchen Fällen ist es besonders wichtig, sich ab und zu völlig herauszuziehen (etwa indem man ein bis zwei Tage wegfährt) und in sich hineinzuhorchen.

Ich habe festgestellt, dass mir diese toxische Beziehung zu sehr zu schaffen macht. Was nun?

Zuerst einmal musst du die Person ganz deutlich mit ihrem Verhalten konfrontieren und bereit sein, nötigenfalls einen Schlussstrich zu ziehen.
Manche Menschen bleiben in toxischen Verbindungen, weil sie daraus gewisse “Vorteile” ziehen, auch wenn diese sich oftmals nicht gleich erschließen oder irrational erscheinen – meistens geht es um Vermeidung von Angst; z.B. Angst vorm Alleinsein, Angst vor Unabhängigkeit, Angst, für sich allein die Verantwortung zu übernehmen, Angst vor Ablehnung (auch seitens der Außenwelt), Angst vor materiellen Einbußen.
Oft sehe ich z.B., dass Frauen oder Männer in Paarbeziehungen bleiben, wo sie fast täglich fertig- oder niedergemacht werden, und sie möchten eigentlich nichts lieber als da raus, aber sie schaffen es nicht, z.B. weil sie gemeinsame Kinder haben und ein Haus, für das sie sich gemeinsam verschuldet haben.
Ich sage dann immer: Nichts ist so kostbar wie dein Leben. Und ein guter Vater/ eine gute Mutter kann man auch bleiben, ohne dass man eine krankmachende Beziehung fortführt.

Sollte und kann man nicht versuchen, die Beziehung oder Verbindung zu retten?

Hier kommt es drauf an, WIE toxisch dieser Mensch ist und wie wichtig er für dich ist. Wenn er sehr toxisch ist, solltest du inneren und äußeren Abstand herstellen und ganz klar machen, dass du dich aus der Verbindung zurückziehst. Denn keine Freundschaft, keine Beziehung ist es wert, dass du dich in Gegenwart dieses Menschen dauernd schlecht fühlst, deine Selbstachtung untergraben wird, du dich viel ärgerst oder dich in Rechtfertigungen und Verteidigungsstrategien ergehen musst – das zieht dich nicht nur runter, das kostet auch Zeit und Energie.
Wenn er nicht so arg toxisch ist und Hoffnung auf Änderung besteht, musst du eine ruhige Aussprache in Angriff nehmen. Das ist natürlich leichter, wenn das “nur” eine Freundin von mehreren ist oder ein/e Angehörige/r von mehreren.
Sehr schwierig wird es, wenn der “Tox” sehr negativ, bösartig und aggressiv ist – und sich nicht von der Verbindung zu dir abhängig fühlt (was ihm tatsächlich ein Stück Überlegenheit gibt). Das bedeutet, dass du dir auch klar machen musst, inwieweit du abhängig von ihm bist oder von dem, was mit ihm verbunden ist. Und ob du dich von Ängsten kontrollieren lässt, etwa den oben genannten. Oben sagte ich ja auch: Du musst bereit sein, nötigenfalls Schluss zu machen – also auch die damit verbundenen Nachteile in Kauf zu nehmen. Das können im Fall einer Trennung vom Partner recht gravierende Nachteile sein, wie finanzielle Einbußen und dass man die Kinder weniger sieht. Es können aber auch eingebildete Nachteile sein, etwa dass man den ganzen Freundeskreis verliert, nur weil man sich von dieser einen Freundin lossagt; oder dass sich die Geschwister abwenden, nur weil man mit der Mutter mal Klartext redet und Grenzen setzt; oder dass man die Arbeitsstelle verliert, wenn man sich nichts mehr gefallen lässt.

Natürlich kann auch mal (selten) ein Wunder geschehen, dass ein „Super-Tox“ sich ändert, aber wenn überhaupt, tritt das in der Regel erst dann ein, wenn du dich komplett von ihm zurückziehst, seine Gegenwart meidest und auch nicht mehr erreichbar bist. Erst dann checken es manche Tox, dass es an ihrer Art liegt und sie da was machen müssen. Die kommen meist auch irgendwann, um dir zu zeigen, dass sie sich geändert haben. Aber sich von einem Tox in einen netten Menschen zu verwandeln, geht nicht innerhalb von einem oder zwei Monaten; das dauert deutlich länger.

Ich will erst mal eine Aussprache mit dem Tox; wie gehe ich es an?

So aufrecht wie möglich, in deiner Haltung, innerlich und äußerlich. Viele Leute machen sich in der Konfrontation mit einem Tox automatisch kleiner und knicken schließlich ein. Also auch deine Körperhaltung ist wichtig. Zieh nicht den Kopf und die Schultern ein, sondern mach dich so groß wie möglich. Rücken gerade, Kopf oben. Stehe, statt zu sitzen, falls das möglich ist.
Ferner ist es wichtig, weder indirekt drumherum zu reden, noch in Vorwürfe und Schuldzuweisungen auszubrechen, so à la “du bist IMMER so scheiße zu mir, NIE lässt du auch nur ein gutes Haar an mir, du bist sowas von narzisstisch! …”
So eine Anklage wird nichts weiter bewirken als dass du es doppelt zurückkriegst und dich dann noch mieser fühlst.
Sprich:
Bleib höflich und bleib bei den Tatsachen. Lass Bewertungen so weit wie möglich weg.
Nützlich ist, sich vorher die Sätze, die man sagen will, aufzuschreiben. Zum Beispiel:
„Ich möchte dir etwas Wichtiges sagen, und ich will, dass du mich ausreden lässt und mich nicht unterbrichst.
Mich stört schon seit langem, dass du öfter Witzeleien auf meine Kosten machst, wie etwa neulich beim Essen bei Anne und Tom. Und dass du mich oft kritisierst, zum Beispiel grade gestern, als ich… und am Sonntag, als wir…
Ich frage mich, ob du vielleicht einen Gewinn daraus ziehst, dass ich mich schlecht fühle. Sag mir bitte, warum du das tust, diese Witzeleien und die Kritik.”

Und wenn die Aussprache nichts bringt?

Angenommen, du hast es wirklich geschafft, deinen Tox so anzusprechen wie eben vorgeschlagen, aber du bekommst nur eine Menge Gegenvorwürfe: Dann muss man sich und dem anderen erst mal ein paar Tage Zeit geben, es sacken zu lassen (besser noch ca. eine Woche). Warte ab, ob der Tox Einsicht zeigt und Besserung gelobt. Überlege in der Zwischenzeit, ob du selbst vielleicht zu angriffig warst. Falls zweimal nein: Dann ist es wirklich Zeit für eine Trennung oder zumindest für einen kompletten Rückzug. Wenn das sehr schwer fällt, dann mach dir immer wieder klar, dass der toxische Mensch dein Leben vergiftet, und nicht nur das: Auch dein Selbstwertgefühl, deine Seele und deine Gesundheit.
Mir sind schon so oft Frauen und Männer begegnet, die es aus irgendwelchen Abhängigkeiten heraus nicht schaffen, sich von einem Tox zu lösen; je enger der Kontakt, desto stärker die Folgen, logisch. Über die körperlichen Folgen habe ich im ersten Teil dieses Beitrags schon berichtet; typische psychische Folgen sind z.B. Depressionen, Angststörungen, Süchte, Essstörungen, Verlust des Selbstwertgefühls bis hin zu Suizid(gedanken) u.a..
Ist es das wert?

© Beatrice Poschenrieder

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