Er hat nur noch in meinen fruchtbaren Tagen mit mir Sex!

Er schläft nur noch mit mir, weil ich es will. Und es gibt nur dann Sex, wenn ich in der fruchtbaren Phase bin, weil wir ein Kind wollen

Liebe Beatrice,
mein Mann und ich (beide 27) sind seit anderthalb Jahren zusammen, davon jetzt ein halbes Jahr verheiratet. Klar, in der Anfangszeit hatten wir beide sehr viel Lust aufeinander. Er war auch mein erster Mann überhaupt. Nach knapp einem halben Jahr wurde es für ihn zunehmend schwieriger, überhaupt eine Erektion zu bekommen. Wenn überhaupt, dann nur, wenn ich seinen Anus massiert habe. Ein viertel Jahr lief überhaupt nichts mehr. Eine Woche nach unserer Hochzeit kam er ins Krankenhaus und es wurde Krebs an der Nebenniere und Schilddrüse festgestellt. Tja, in der Nebenniere wird Adrenalin produziert und das beeinflusst den Blutdruck. Nun hatten wir die Ursache für die Erektionsprobleme.
Nach 4 Monaten Krankenhaus und 2 OPs geht es ihm wieder gut. Die Erektionsstörungen sind weg und doch bin ich unzufriedener denn je. Jetzt schläft er nur noch mit mir, weil ich es ja möchte. Da wir ein Kind haben wollen, schläft er also nur mit mir, wenn ich meine fruchtbaren Tage habe. Das heißt, 6 Tage Sex und den Rest des Monats ist Essig!
Gestern habe ich mal wieder (schon nach 10 Tagen) meine Tage bekommen und musste weinen. Er saß nur stumm da und sagte nichts. Ich fragte, was er denkt: NICHTS. Ich fragte, was er fühlt: NICHTS. Ich fragte, ob er nicht traurig und enttäuscht ist: JA, SCHON.
Ich habe das Gefühl, er macht mich dafür verantwortlich, dass es nichts wird. Als ob er es für vergeudete Zeit hält, dass wir miteinander schlafen. Seit über einem Jahr kommt keine Initiative von ihm. Er ist nur noch froh, wenn die für ihn anstrengende Woche vorbei ist. Also, wenn ich ihm das Angebot machen würde, ihn so lange nicht mehr mit Sex zu „belästigen“, bis er es von sich aus will, dann würden wir nie Eltern werden.
Was soll ich bloß tun? Hilfe!
Pia (27)

Ich bin frustriert, wir haben keinen Sex mehr, er hat keine Lust

Liebe Pia,
ich hätte da noch ein paar Fragen:
1) Wurde bei ihm schon mal ein Hormonstatus gemacht, was Testosteron und Thyroxin betrifft? Wenn ja, wann genau und mit welchem Ergebnis?
2) Liebst du ihn noch, ist es eher „mögen“ oder was genau fühlst du derzeit für ihn? Bitte SEHR EHRLICH antworten!
3) Liebt er dich noch oder was empfindet er für dich? Wenn Liebe, woran machst du das fest?
4) Willst du wirklich durch ein Kind für den Rest deines Lebens mit einem Mann verbunden sein, der dich kaum begehrt? Mit dem der Sex so mau ist??
5) Wie wichtig ist Sex für dich?
6) Wieviel läuft bei euch in Sachen „Zärtlichkeit“?
Bis bald, Beatrice

Liebe Beatrice.
1. Ihm wurden wegen eines Phäokromozytoms beide Nebennieren entfernt und wegen eines Karzinoms die Schilddrüse, danach ging es ihm so richtig schlecht. Noch heute hat er damit Probleme, weil der Körper sich nur langsam umstellt. Jetzt nimmt er Hydrocortison (für die Nebennieren), L-Thyrox (für die Schilddrüse), einen Betablocker und einen normalen Blutdrucksenker.

2. Wie definiert man lieben? Ich habe es mir mal dieses Wochenende durch den Kopf gehen lassen und habe ihn genauer beobachtet, um herauszufinden, was ich für ihn fühle. Ich habe ihn mit meinem Bruder verglichen; der ist für mich ein sehr wichtiger Teil meines Lebens, wir haben eine enge Beziehung, und doch würde ich, wenn ich zwischen beiden stehen würde, mich sofort für meinen Mann entscheiden. Er ist meine Ergänzung, meine Sonnenschein, wenn er den Raum betritt, meine Reibefläche, wenn ich abhebe, meine Bestätigung, mein Trostspender in schlechten Zeiten, mein Ruhepol und meine Animation zugleich. Und noch vieles mehr.
Er ist anders als ich. Ich kann sehr gefühlskalt und hart sein, er ist sensibel und verletzlich. Manchmal denke ich „Reiß dich zusammen!“, denn ich habe diese Gefühlsduselei so nie kennen gelernt. Ich bin mit wenig gezeigter Zuneigung und Verständnis aufgewachsen. Über sowas wurde bei uns nie gesprochen. Es war echt schwer für mich, mich auf ihn und sein „Anderssein“ einzustellen, aber kein Mensch ist wie ein anderer, oder?! Doch ich denke, ich kann die Frage mit einem „JA ich liebe ihn“ beantworten.

3. Manchmal fühle ich mich als Ersatz für seine Mutter (sein Vater starb vor 9 Jahren und seine Mutter dieses Jahr), sie war für lange Zeit seine einzige Bezugsperson. Er hatte das Gefühl nach dem Tod seines Vaters, die Vaterrolle für seine beiden jüngeren Geschwister übernehmen zu müssen. Seine Mutter hatte starke Probleme mit Alkohol und das machte wiederum die Beziehung zu ihr schwierig. Es war wie eine Hass-Liebe. Wenn sie trank, hasste er sie dafür. Aber sie war schließlich seine Mutter.
Letztes Jahr hatte sie mir mal erzählt, dass er sie nicht einmal im Krankenhaus besuchen kommen würde, das mache sie sehr traurig. Er sagte, er habe das Gefühl sie dann darin zu unterstützen, dass es ok wäre, wenn sie trinkt, und dieses Gefühl mochte er ihr nicht vermitteln. Er fühlte sich ab dem Tod seines Vaters verantwortlich für zwei keine Kinder und eine Suchkranke, das war für den damals 18jährigen unsicheren jungen Mann einfach zuviel.

Er sucht Halt, Hoffnung, Glück, Geborgenheit, Zuflucht in einer heilen Welt und einer glücklichen Familie – alles, was er als Kind nie hatte. Irgendwie war er sein Leben lang allein gewesen. Und doch denke ich, dass ich für ihn nicht nur einfach jemand bin, der nur für ihn da ist. Es ist noch mehr. Er arbeitet 10-11 Stunden körperlich schwer am Tag, ist sehr müde, wenn er nach Hause kommt, und er kann trotzdem nicht schlafen, wenn er weiß, dass es mir schlecht geht. Er liegt am Wochenende stundenlang wach und beobachtet mich beim Schlafen, nur um mich nicht zu wecken. Wenn ich Essen mache, kommt er an und knuddelt mich, nur weil er gerade Lust dazu hat. Unser Konto ist stark überzogen wegen seiner langen Krankheitszeit und trotzdem kam er letztens mit einem Strauß Blumen für mich an, einfach nur so. Ich weiß leider als Neu-Hausfrau mit meiner Zeit nicht soviel anzufangen, jetzt hat er mir gut zugeredet, dass ich eine Weiterbildung als Finanzbuchhalter machen solle.
Als er nach drei Monaten aus dem Krankenhaus kam, hab ich ihm eine Girlande gebastelt, wo draufstand „Herzlich Willkommen zuhause“. Da standen ihm fast die Tränen in den Augen. Er legte die Arme um mich, sah mir tief in die Augen und sagte: „Ohne dich hätte ich das nicht durchgestanden. Ich liebe Dich“ und dann küsste er mich ausgiebig. Ich könnte jetzt noch viele andere Gründe nennen, warum ich glaube, dass er mich liebt, aber das würde nun wirklich den Rahmen sprengen.

4. Diese Frage hat nun unser Wochenende bestimmt. Am Samstag hielten wir Mittagsschlaf, weil er bis Mittags noch gearbeitet hatte. Erst wollte ich nicht schlafen, aber er lockte mich mit „fummelt!“, was soviel wie Sex bedeutet. Nun kuschelte er sich nackt an meinen Rücken und wir lagen einfach nur da. Normalerweise fange ich dann an ihn zu streicheln. Dieses Mal nicht, ich wollte testen, ob er wirklich Sex von mir will oder ob er es nur für mich macht. Es passierte nichts. Nach einer halben Stunde fragte ich ihn, ob er Sex möchte, er sagte JA, ich fragte, warum er dann nichts macht, er sagte, er wüsste ja nicht, ob ich es auch wolle. Ich fragte, ob er je von mir abgewiesen wurde, er verneinte, ich sagte ALSO???
Es passierte weiterhin nichts. Ich fragte halb scherzhaft, halb ernst „oder haben wir nur Sex, weil ich es möchte?“ Ich bekam keine Antwort, fragte noch einmal nach: „Machen wir wirklich nur Sex, weil ich es möchte?“
Er schwieg, dann zog er seine Hand, die er auf meinen Bauch gelegt hatte, weg und drehte sich auf die andere Seite. Da hatte ich meine Antwort. OK, also zog ich mich an, ging ums Bett, kniete mich vor ihm hin und sagte: „Gut, wenn das wirklich so ist, dann werd ich dir Zeit geben und dich nicht drängen, bis du es von dir aus auch willst. Ich möchte nicht, dass du es als deine Pflicht ansiehst mit mir zu schlafen.“
Dann gab ich ihm einen Kuss und ging aus dem Raum. Den Rest des Tages hat er mich gemieden, um darüber wohl nachzudenken.
Am Sonntag sind wir dann mit unserem Bettzeug für Formel 1 (sein größtes Hobby) gucken ins Wohnzimmer umgesiedelt. Während des Rennens haben wir gekuschelt, er fing an mich zu streicheln. Als das Rennen vorbei war, machte er den Fernseher aus und wurde immer intensiver, und zur Krönung des Ganzen haben wir auch noch eine neue Stellung ausprobiert und hatten richtig guten Sex. Vielleicht hat er sich zu sehr unter Druck gesetzt gefühlt, da ich eine der seltenen „Natur-Geilen“ bin, wie du so schön mal gesagt hast.

Wo wir bei Frage 5 wären. Ich kann und will immer, und die Male, an denen ich keinen Orgasmus hatte, die kannst du an einer Hand abzählen. Er ist müde von der Arbeit und ich bin gelangweilt vom Haushalt, er will seine Ruhe und ich will Sex. Sein bloßer Körper erregt mich schon, und wenn, dann haben wir wirklich großartigen Sex. Nur ich möchte eben mehr als er. Ich denke, ihm war langweilig immer das Gleiche zu tun, aber er traut sich auch nicht mit mir darüber zu reden, da er viel zu verklemmt erzogen wurde. Da bin ich nun wieder viel, viel offener erzogen worden.

6. Die Zärtlichkeit: Morgens klingelt der Wecker immer eine halbe Stunde früher, damit wir noch kuscheln können. Dann stehe ich mit ihm auf, Kaffee usw. und dann wird noch mal geknuddelt, bevor er zur Arbeit geht. Abends liegen wir zusammen auf der Couch, mein Kopf auf seinen Beinen und er streichelt mich an Kopf, Rücken und Schultern und ich halt die Beine. Was man halt gerade so erreicht, wobei das dann auch zum Sex führen kann. Ein Kuss vor dem Schlafengehen und nach dem Wachwerden, einen vor dem nach Arbeit gehen, einen nach dem Heimkommen, eine vor dem Raumverlassen usw. Bin ich mit Basteln beschäftigt, kommt er zum Knuddeln, ist er am PC beschäftigt, gehe ich hin zum Knuddeln. Ich bin mehr so der Grabbler, ich muss ständig an ihm rumgrabbeln, manchmal geht es ihm schon auf den Geist, dann beschwert er sich und hat mal für eine Stunde ruhe, aber dann fängt er bei mir an. An Zärtlichkeiten mangelt es nicht, da ist bei uns wirklich alles in bester Ordnung.

Deine Fragen haben mich das ganze Wochenende beschäftigt, vielleicht auch schon etwas bewirkt. Ich habe auch weiter in den Leserbriefen gestöbert. Vielleicht ist sein Hormonhaushalt schuld, vielleicht bin ich ihm zu fordernd, vielleicht bin ich für ihn nicht attraktiv genug, weil ich ein bischen dick bin, vielleicht bin ich ihm beim Sex aber auch nur zu anstrengend wegen der Kilos. Vielleicht ist es eine Mischung aus allem, ich weiß es nicht. Kannst du mir ein paar Tipps geben?
LG Pia
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Liebe Pia,
jetzt bin ich ja sehr beruhigt – außer dem Thema Sex ist bei euch wirklich alles in Ordnung. Und den Sex werdet ihr auch hinkriegen, vorausgesetzt, du gehst mit Köpfchen und viel Feingefühl daran.
Meine Tipps ergeben sich ganz logisch aus deinen Antworten und könnten demgemäß auch von dir selbst stammen, denn du bist ja ein kluges Mädel und wirst die Tipps sicher noch selber weiterentwickeln!

1) Seine Sexlust ist abgeschwächt durch all seine körperlichen Leiden und auch sehr stark durch die Medikamente, die er bekommt, allen voran Betablocker. Thyroxin ist gut, muss aber sensibel eingestellt werden. Er soll regelmäßige Checks machen lassen, ob die Dosis stimmt. Zu wenig Thyroxin bedeutet: Dauermüdigkeit, Antriebslosigkeit, verminderte Vitalität und damit auch Lust.
Er sollte mit dem Arzt sprechen, ob der Blutdruck auch anders als über Betablocker gesenkt werden kann.
Wichtig für ihn ist eine möglichst gesunde Lebensweise und viel Schlaf. Halte ihn dazu an.
Rauchen ist in seinem Fall sehr sehr schlecht.

2) Du hast gemerkt, dass er durchaus Sexlust entwickeln kann, wenn du ihm Raum und Zeit dafür gibst. Versuche, das so oft wie möglich zu tun. Vermeide alles, was ihn sexuell unter Druck setzen könnte. Sag ihm, dass es ab jetzt okay für dich ist, mal eine Weile keinen Sex zu haben, und MEINE ES AUCH SO! Je mehr Freiraum du ihm gibst, desto geringer ist die Gefahr, dass du tatsächlich „leer“ ausgehst. Dein Freund weiß, dass du gern Sex hast, du musst es ihm nicht dauernd zeigen. Und da er dich gern glücklich macht, wird er auch mal sexuell auf dich zukommen – so du ihn denn lässt!

3) Sein Jobstress und die langen Arbeitszeiten rauben ihm viel zu viel Energie und drücken auch auf seine Lust. Führe ein liebevolles, vorsichtiges Gespräch mit ihm, ob es nicht möglich ist, dass er weniger arbeitet – selbst wenn er dafür den Job wechseln muss. Vielleicht kannst du ein bisschen mehr zur gemeinsamen Kasse dazuverdienen, damit er nicht so viel arbeiten muss?

4) Wenn du befürchtest, dass du „zu schwer“ bist – was hält dich davon ab, Gewicht loszuwerden? Das wäre auch viel besser für eine Schwangerschaft.

5) Apropos Schwangerschaft: Wenn du eurer Beziehung und eurem Liebesleben was wirklich Gutes tun willst, dann verschiebe deine Baby-Pläne um ein Jahr. Du bist noch so jung. Hab keine Angst, dass er dann gar nicht mehr mit dir schläft. Ich denke, eher das Gegenteil wird eintreten.
Gib deinem Mann Zeit, sich von der schweren Krankheit zu erholen, lass erst mal wieder gaaaaanz langsam Normalität bei euch einkehren. Und nehmt euch viel Zeit dafür, alles zu tun, dass er sich komplett erholt (Umstellung zu gesünderer Lebensweise etc.).

Sehr hilfreich für euch wäre außerdem mein Buch „Sex für Faule und Gestresste: So holen Sie mehr aus Ihrem Liebesleben – mit weniger Aufwand!“ (Info siehe oben), weil es u.a. viele Tipps enthält, wie man Sex weniger mühsam gestalten kann.
Alles Gute
Beatrice Poschenrieder

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