Riesen Enttäuschung: Ich habe so viel für ihn getan, und er verlässt mich…!

Monatelang hab ich ihm in seinen schwersten Zeiten beigestanden, und nun sagt er mir, er liebe mich nicht und will die Beziehung beenden

Ich war dauernd bei ihm im Krankenhaus, zählt das jetzt gar nicht mehr??!!

Hallo Beatrice,
ich bin mit meinen Freund jetzt ein Jahr und 4 Monate zusammen, wir hatten von Anfang an schon große Probleme, wir haben fast ein Jahr gebraucht, um überhaupt zusammenzukommen, aber letztendlich haben wir es geschafft und waren die erste Zeit wirklich mehr als glücklich miteinander, gerade weil die Umstände, unter denen wir zusammengekommen sind, nicht die günstigsten waren. Er ist 32, und ein Jahr bevor wir zusammengekommen sind, hatte er einen Hodentumor, er musste viele Operationen überstehen, und musste auch einen Hoden opfern. Die Krankheit war besiegt.
Bis er dann vor einem Dreivierteljahr erneut ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Verdacht auf Lungenentzündung. Er stellte sich heraus, dass er einen großen Tumor an der Lunge hatte und Metastasen an Magen und Leber. Die Ärzte hatten ihn so gut wie aufgegeben. Er bekam Chemotherapie und Bestrahlung. Ich war in dieser Zeit immer für ihn da, es war sehr hart, aber ich habe gekämpft wie eine Löwin. Und das Wunder geschah, die Chemotherapie war er erfolgreich, und nach einer Lungenoperation vor anderthalb Monaten ist er nun wieder gesund geschrieben.
Nur, das Unerklärliche für mich ist, er ist trotzdem noch sehr deprimiert, er kapselt sich immer mehr ab und hat mir auch schon gesagt, dass er mich nicht mehr liebt, er kann es sich selber nicht erklären, wieso er so ist und so empfindet, aber er war mir nie dankbar, dass ich jeden Tag an seinem Krankenbett saß. Er möchte unsere Beziehung beenden. Ich weiß nicht mehr ein noch aus, denn meine Liebe ist in dieser schweren Zeit noch viel stärker und intensiver geworden als zuvor. Ich dachte, nun wo alles überstanden ist, könnten wir endlich wieder anfangen zu leben.
Ich kann ihn nicht mal hassen für das. Ich habe ihn angebettelt, uns noch eine Chance zu geben, und obwohl er zugestimmt hat, merke ich mehr und mehr, wie er sich von mir abkapselt. Ich weiß nicht, ob ich ihn gehen lassen soll und alles hinter mir lassen. Er hat Schuldgefühle mir gegenüber und bleibt deswegen. Ich bin so ratlos.
Juliane (28)

Liebe Juliane,
dein Brief hat mich richtig traurig gemacht… Leider kann ich dir auch nicht genau sagen, warum er sich zurückzieht. Es wird eine Mischung aus verschiedenen Faktoren sein, doch welche das sind, kann ich nur mutmaßen:
Erstens, es hat sich bei ihm eine Art „Basis-Angst“ eingenistet, die im Untergrund immer da ist und auch eine leichte bis mittlere Depression mit sich bringt; das Vertrackte an sowas ist, dass es Liebesgefühle verdrängen kann.
Zweitens, Riesen Schuldgefühle. Du hast soooo viel für ihn „investiert“, nun steht er in hohem Maße in deiner Schuld und meint, er müsse nun, da er geheilt ist, alles zurückgeben (dir ganz viel Liebe, Zeit, Energie geben usw.), fühlt sich jedoch nicht so richtig in der Lage dazu wegen der Faktoren, die ich unter „erstens“ nannte.
Drittens, möglicherweise hast du zu viel für ihn getan, warst zu viel für ihn da, mehr als er wollte, aber in der Zeit, als er so krank und schwach war, konnte er sich nicht „wehren“, hatte keine Kraft, dir zu verklickern, dass du nicht so viel für ihn da sein sollst und zum Beispiel nicht jeden Tag kommen und an seinem Krankenbett sitzen sollst.

Es ist absolut ungerecht, aber Tatsache: Manchmal kannst du noch so viel tun und investieren und trotzdem hört dein Partner auf dich zu lieben. Alles in dir schreit: aber ich hab doch so viel für dich getan! Doch Gefühle lassen sich nun mal oft nicht dirigieren, und Liebe geht andere Wege, als wir möchten.
Wie viele Frauen klagen: „Ich hab mein ganzes Leben meinem Mann geopfert, meine besten Jahre, ich hab meinen Beruf für ihn ausgegeben, ihm Kinder geboren und großgezogen, ihn umsorgt und unterstützt, viele Krisen mit ihm durchgestanden, und nun verlässt er mich…!“
Ja, das Leben ist manchmal so fies, es ist zum „Die-Wände-hochgehen“, diese Ungerechtigkeit und diesen Undank auszuhalten, doch es bleibt einem wohl nichts anderes übrig als sich damit abzufinden, nicht? Und es bringt nichts, wenn du versuchst, deinen Partner bei dir zu halten, indem du ihn daran erinnerst, was du für ihn getan hast (blöderweise erinnert allein schon deine pure Gegenwart ihn daran). Dadurch kommt ja nicht automatisch seine Liebe zurück, und du willst doch wohl kaum mit jemand zusammen sein, der nichts mehr für dich empfindet, sondern nur noch aus Schuld- oder Pflichtgefühl an deiner Seite bleibt, oder?
Also lass ihn in Ruhe, er soll jetzt mal zu sich selbst finden, zieh dich zurück, lass ihn gehen und versuche, neu durchzustarten. Das ist die einzige Chance, damit er aus dem Abstand heraus irgendwann dich wieder zu schätzen weiß und vermisst.
Bitte lies hier auf frag-beatrice den Brief
«Liebeskummer überwinden – die besten Tipps»

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Verliebt & verloren“ die Briefe durch, ebenso hier ganz unten die „Verwandten Beiträge“; dort findest du viele Hintergründe und auch Tipps zur Bewältigung.
Schau nach vorn und nicht nach hinten!
Ich wünsch dir alles Liebe
Beatrice Poschenrieder

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