Die Frauen, die mir gewachsen sind, reizen mich sexuell nicht

Er meint, dass den klugen Frauen, die ihm gewachsen sind, Leidenschaft und Hingabe-Fähigkeit fehlen. Und die dümmeren, sexy Frauen wollen ihn nicht

Liebe Beatrice!
Ich schreibe Dir, weil ich das Gefühl habe, dass meine Beziehungen ständig an den gleichen Punkten auseinandergehen. Vielleicht hast Du ja eine Idee, wie ich das ändern kann.
Ich fange mal mit der Gegenwart an: Seit einigen Monaten wohne ich mit meiner Freundin zusammen. Sie ist 28 und wir sind nun schon zweieinhalb Jahre zusammen. Sie ist hübsch, sehr intelligent und wir unterstützen uns auch in schwierigen Phasen. Wir können super miteinander reden, weshalb wir auch nur selten streiten müssen.
Kurz: Alle, und zwar wirklich alle, die uns kennengelernt haben, sind überzeugt, dass wir ein Traumpaar sind. Nur ich bin’s halt nicht. Es liegt wohl vor allem daran, dass sie zwar einen absoluten super Charakter hat, aber der erotische Funke einfach nicht überspringt. Das liegt nicht an irgendwelchen Spielchen, die der eine mag und der andere nicht, sondern die Intensität ist einfach nicht da. Wir haben schon mehrmals darüber geredet, aber sie ist sexuell einfach schon mit viel weniger zufrieden als ich und daran kann man ja auch nichts ändern.

Es nützt auch nichts, wenn sie mich liebt, aber diese Gefühle andersrum nicht oder zumindest nur schwächer da sind. Auf die Dauer leiden da nur beide drunter und man sollte sich trennen, um einen wirklich passenden Partner finden zu können.

Mein Problem ist: Ich bin zum wiederholten Mal in dieser Situation und da bisher auch immer konsequent gewesen. Wenn ich nun aber die letzten dreizehn Jahre meines Liebeslebens betrachte, gab es da genau zwei Arten von Frauen: Die einen waren mir intellektuell gewachsen, aber mir hat immer die Leidenschaft, das „Kopf-abschalten-und-genießen-können“ gefehlt und ich habe spätestens nach einem halben Jahr Schluss gemacht, weil, naja, siehe oben. Die anderen besaßen diese Leidenschaft ohne Zweifel und ich habe mit jeder eine wunderschöne Zeit verbracht, aber irgendwann wurde dann mit mir Schluss gemacht. Der Grund war meist, dass sich die Frauen „untergebuttert“ gefühlt haben, um es mal mit den Worten einer langjährigen Ex zu sagen.

Das mit dem „intellektuell gewachsen“ möchte ich noch kurz erklären. Ich bin wohl ein Mensch, der sehr intelligent ist. Ich hatte weder in der Schule noch im Studium ein Problem, die Einsen mit nach Hause zu bringen, wenn ich es denn wollte. Trotzdem war ich nie ganz ausgelastet und habe mir immer noch ein paar weitere Herausforderungen gesucht. Das klingt jetzt wahrscheinlich sehr arrogant, aber so ist es wirklich nicht gemeint! Für mich ist Intelligenz etwas wie die Augen- oder die Hautfarbe: Man hat sie von Geburt an und muss lernen, damit zu leben und umzugehen, aber man kann sie nicht verstecken.
Dazu kommt, dass ich auch recht ansprechend aussehe. Beides wurde mir von verschiedenen Leuten gesagt und stellt somit (hoffentlich) nicht nur meine Meinung dar.
Auch wenn es wie ein Macho-Spruch klingt, aber es ist wirklich schwierig, eine Partnerin zu finden, die mit BEIDEN Attributen umgehen kann, ehrlich!

Ich habe natürlich zunächst mit Freunden darüber gesprochen. Die meisten haben mit den Schultern gezuckt und gesagt: „Was willst du eigentlich, Du hast doch eine super Freundin.“ Also habe ich mir gedacht: „OK, vielleicht bin ich einfach zu anspruchsvoll und investiere zu wenig meine Beziehung. Abgesehen von der Leidenschaft ist es vielleicht doch die Richtige und das wird bestimmt noch, wenn ich mir mehr Mühe gebe…“
Das hat auch ein halbes Jahr lang ganz gut geklappt, ich bin einfach bescheidener geworden, bis ich dann eine neue Kollegin bekommen habe: superhübsch, 31, intelligent, steht voll im Leben und weiß, was sie will. Es hat zum
ersten mal seit Jahren wieder gekribbelt, wir haben uns nett unterhalten, ein wenig geflirtet und dann hat sie mir durch die Blume zu verstehen gegeben, dass sie mehr auf „erfahrene“ (= ältere) Männer steht…
Tja, jedesmal, wenn ich ihr heute begegne, bin ich mir sicherer: Das war wohl ein krasser Fall von Strohfeuer mit Selbsttäuschung 😉
Das hat mir dann aber doch gezeigt, dass es so mit meiner Freundin wohl nicht weiter geht. Aber ich möchte auch nicht mit ihr Schluss machen, ohne sicher zu sein, alles versucht zu haben, denn viele wichtige Dinge klappen auch sehr gut bei uns. Ich möchte aber auch nicht die Reihe der letzten dreizehn Jahre fortsetzen, denn was soll nach ihr kommen? Das gleiche wie vorher?

Bin ich zu anspruchsvoll? Bemühe ich mich zu wenig in der Beziehung? Ist eine Frau erst dann leidenschaftlich für mich, wenn ich von vornherein weiß, dass ich sie nicht halten kann? Diese Fragen stelle ich mir seit mehr als einem Jahr, vielleicht kannst Du mir ja helfen.
Vielen Dank, Tobias (32)

Hi Tobias,
zuerst könnte man denken: Vielleicht hat der Tobias ja wirklich das Pech, momentan eine Freundin zu haben, die zwar eine tolle Frau, aber eine Schnarchnase im Bett ist.
Aber dann könnte man sich ja auch wiederum fragen: Wieso sorgt ER dann nicht für mehr Abwechslung und Aufregung im Bett? Es kommt einem auch so vor, als ob du dich gar nicht drum bemühst, dass es bei euch aufregender wird, ja nicht mal mit ihr drüber redest? Eine Frau kann sexuell immer nur so gut sein, wie der Partner es zulässt…
Oder bringst auch du dort zu wenig ein, weil sie dich eben nicht so reizt? (Dieser Frage näher auf die Spur kommen kannst du durch mein Buch «Sexbewusstsein: So finden Sie erotische Erfüllung».)
Du sagst:
„Auch wenn es wie ein Macho-Spruch klingt, aber es ist wirklich schwierig, eine Partnerin zu finden, die mit BEIDEN Attributen umgehen kann…“
Vielleicht liegt die Schwierigkeit eher darin, dass DU nicht mit beiden Attributen umgehen kannst: nämlich dass eine Frau zugleich intelligent und sexuell anziehend sein kann…?
Dementsprechend fragst du ja auch:
„Bin ich zu anspruchsvoll? Bemühe ich mich zu wenig in der Beziehung? Ist eine Frau erst dann leidenschaftlich für mich, wenn ich von vornherein weiß, dass ich sie nicht halten kann?“
Ich denke, Letzteres könnte der springende Punkt sein. Sprich, geht es möglicherweise gar nicht so sehr darum, dass eine Frau dir intellektuell gewachsen ist, sondern darum, dass sie nie ganz “zu haben” ist? Und da du deine jetzige Freundin fest “hast”, reizt sie dich sexuell zu wenig, um an eurem Sexleben zu arbeiten?

Oder hast du die Richtige einfach noch nicht gefunden?
Es gibt ja durchaus viele Frauen, die sowohl intelligent als auch spaßbetont beim Sex sind.
Ich finde es ganz schön schwer, einen Partner zu finden, bei dem alles passt. Naja, und ALLES wird wahrscheinlich nie passen. Man muss sich irgendwann ernsthaft überlegen, wo man in seiner Vorstellung von einer Beziehung die Prioritäten setzt.
Gemeinsame Interessen, Harmonie, selbe Wellenlänge, gleiche Ziele, Halt, Sicherheit, Faszination, Sex? Bei dir sind es eventuell die letzten beiden Punkte, und davon gibt dir deine jetzige Freundin offenbar zu wenig. Oder sind deine Prioritäten anders?
Nimm dir viel Zeit und schreib es auf, dann hast du´s sichtbar vor Augen (hoffentlich).
Du möchtest nicht die Reihe der letzten 13 Jahre fortsetzen, aber sollte man bei einer Partnerin zu bleiben, wenn man sich schon in andere verliebt?
Man muss ja auch nicht um jeden Preis eine Beziehung haben, und eine gewisse Zeit als Single ist gut für die persönliche Entwicklung.
Aber vorher solltest du mal ernsthaft mit deiner Freundin reden und ehrlich auf den Tisch legen, was dir in der Partnerschaft fehlt. Vielleicht könnt ihr einige Punkte, etwa den Sex, so ändern, dass deine Zuneigung wieder wächst? Jede Menge Ideen, wie ein Paar das Sexleben auf unkomplizierte Art aufpeppen und heißer machen kann, findet ihr in meinem Buch «Sex für Faule und Gestresste: So holen Sie mehr aus Ihrem Liebesleben – mit weniger Aufwand!»!
Herzlichst
Beatrice Poschenrieder

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