Wieso war er erst mit dem Zusammenziehen einverstanden und jetzt nicht mehr?

Sie führen eine Fernbeziehung, sehen sich sehr wenig. Jetzt könnte sie zu ihm ziehen, doch er will seine Freiheit behalten

Fernbeziehung und Wochenendbeziehung, das bedeutet oft: Viel Auto fahren
Ich muss schon für die Arbeit pendeln, da will ich doch nicht auch noch am Wochenende zu meinem Freund fahren müssen!

Hallo Beatrice,
ich bin total verzweifelt. Mit meinem Freund (25 Jahre) bin ich nun schon 5 Jahre zusammen, aber seit 2 Jahren führen wir eine Fernbeziehung, da es in meinem Beruf nicht gerade einfach ist, die Stelle zu wechseln (pendle schon jetzt täglich 2 h), aber auch seinerseits, da er Profi-Fußballer ist und fast jedes Jahr den Verein wechselt. Ich möchte diese Fernbeziehung nicht mehr führen, sie macht mich fertig, da wir uns lediglich alle 2 Wochen für ein paar Stündchen sehen.
Vor einem Jahr sagte er noch, ich könne ja mitkommen, was ich aber nicht konnte, da keine Stellen im Umkreis von 100 km frei waren. Dann tat sich doch eine Möglichkeit auf zusammenzuziehen: Bei seinem neuen Verein, wo er in zwei Monaten anfängt, wohnt er wieder mehr in meiner Nähe. Ich könnte direkt in die entgegengesetzte Richtung pendeln, was von der Zeit her exakt gleich wäre.
Am Anfang konnte ich darüber noch mit ihm sprechen, er meinte, er würde darüber nachdenken. Als es so weit war, er seinen Vertrag unterschrieben hatte, schob er finanzielle Gründe vor, die eine gemeinsame Wohnung nicht möglich machen würden. Diese sind meiner Meinung nach vorgeschoben, was ich ihm auch sagte, da er fast das Doppelte verdient wie ich.
Schließlich kam er doch mit der Sprache raus: Er möchte ein unbeschwertes Leben führen, seine Freiheit nicht aufgeben, es würde sich ja schließlich nichts ändern. Wir würden uns ja jedes zweite Wochenende sehen. (Aber da haben wir sowieso kaum Zeit zusammen, denn er möchte sich noch mit Freunden treffen und, was ich natürlich verstehe, auch seine Familie sehen. Oder er war am WE mit Fußballspielern unterwegs und an den Tagen, an denen er kommen wollte, zu kaputt, um zu mir zu fahren!)
Ich sagte ihm: Wenn wir eine Wohnung teilen, kann er doch auch so seine Freiheiten weiter ausleben, braucht nicht zwingend warten, bis ich nach Hause komme, und auch am WE kann er weggehen. Aber er begreift dies nicht. Egal was für einen Vorschlag ich mache: er reagiert gereizt und meint nur, ich soll mir nicht so viele Gedanken machen. Aber ich gehe daran kaputt.
Für mich wäre es rein vom Kopf her das Einfachste, alles zu beenden, aber mein Herz sagt mir etwas anderes. Ich liebe diesen Menschen mehr als alles andere auf dieser Welt.

Warum sagt er erst, ich könne mitkommen, wenn er es dann doch nicht so meint? Das ist das, was ich nicht verstehe und er mir nicht beantworten will oder kann.
Ich dachte, vielleicht liebt er mich nicht mehr, was er auch schon lange nicht mehr gesagt hat, und fragte ihn, er verneinte. Er möchte mit mir zusammenbleiben, es wäre doch so gut, wie es jetzt ist! Aber für mich ist es nicht gut!

Können Sie mir einen Rat geben, was ich tun soll, oder mir begreiflich machen, was in seinem Kopf vor sich geht? Denn ich verstehe ihn nicht.
Liebe Grüße, Sarah (25)

Liebe Sarah,
du fragst:
“Warum sagt er erst, ich könne mitkommen, wenn er es dann doch nicht so meint?”
Weil er dich ruhigstellen wollte und nicht gedacht hatte, dass du ernst machst. Als er sah, dass du ernst machen willst, rückte er erst mit der Wahrheit heraus:
“Er möchte ein unbeschwertes Leben führen, seine Freiheit nicht aufgeben”.
Nun fragt sich, Freiheit für was? Du würdest ihm ja trotzdem die Freiheiten lassen, sich mit seinen Kumpels zu treffen und seinen Hobbies nachzugehen. Er will sich aber wie ein Single nach gar niemandem richten müssen, sprich, er will leben wie ein Single (inklusive andere Frauen treffen). Bloß kann er dir das natürlich nicht sagen. Deshalb reagiert er auch so gereizt, wenn du immer wieder nachbohrst.
Klar will er nix ändern, für ihn ist die Lage doch super: er hat eine feste Beziehung, die ihm Geborgenheit gibt und das Gefühl, geliebt zu werden, aber fast keine Verpflichtungen, sondern ganz viel Freiheit.
Entweder er geht ab und zu mal fremd (wäre bei Profi-Fußballern nix Neues), oder du bist für ihn eben nicht die Frau, die er dauernd um sich haben will und mit der er die große Zukunft sieht. Sprich: Du magst ihn über alles lieben, aber er tut das nicht. Sonst würde er sich ganz anders verhalten, das weißt du ja auch selber, deswegen leidest du ja so.

Was ich dir rate? Tja. Das selbe wie dein “Kopf”. Was nützt es, wenn er für dich die große Liebe ist, aber es nicht auf Gegenseitigkeit beruht? Dein Herz, also dein Gefühl, mag was anderes sagen, aber gleichzeitig sagt dein Gefühl ja ebenso: “ich gehe daran kaputt”.
Insofern ist dein “Herz” hier ein schlechter Ratgeber. Hör lieber auf den Kopf und sorge dafür, dass es dir bald wieder besser geht.

Bitte lies dazu noch:

Ich tue alles für ihn, aber er will nicht mit mir zusammenziehen

Er bezieht mich zu wenig in sein Leben und seine Aktivitäten mit ein

Wenn er mich liebt, warum heiratet er mich nicht und braucht so viel Freiraum?

Soll ich ihm mehr Freiheit geben?

Liebe Grüße
Beatrice Poschenrieder

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